Wissenschaft und Wirtschaft:Startschuss für den Campus Tölz

Lesezeit: 3 min

Das Transfer- und Innovationszentrum (Tizio) der Hochschule München wird konkret: Der Spatenstich ist gesetzt. Auf circa 25 000 Quadratmetern an der Bundesstraße 13 soll es zu "einer Stätte der Begegnung" werden. (Foto: Manfred Neubauer)

Mit dem ersten Spatenstich hat der Bau des Technologietransfer-Zentrums auf dem Gelände an der Bundesstraße 13 begonnen. Die Hochschule München und Unternehmen aus dem Oberland sollen dort forschen und Neues entwickeln.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Ingo Mehner hat schon mancherlei Irrtümer vernommen, wenn es um den neuen Campus Bad Tölz mit dem Transfer- und Innovationszentrum (Tizio) der Hochschule München ging. Kritiker des Vorhabens wollten von ihm zum Beispiel wissen, wo um Himmels willen denn all die Studierenden in der kleinen Stadt leben sollen - bezahlbare Wohnungen seien doch kaum vorhanden. Dabei, sagt der Bürgermeister, werde es überhaupt keine Studenten in Tölz geben. Auf der circa 25 000 Quadratmeter großen Wiese an der Bundesstraße 13 zwischen der Firma SAM (vormals Sitec) und der Lettenholz-Siedlung entsteht vielmehr "eine Stätte der Begegnung". Dies unterstrich Investor Hannspeter Schubert, geschäftsführender Gesellschafter der Technologie Park Tölz Grundstücksgesellschaft, am Donnerstag beim Spatenstich für den ersten Bauabschnitt des Großprojekts. Wirtschaft und Wissenschaft sollen dort Hand in Hand arbeiten, forschen und Neues entwickeln. Der Campus sei "ein Raum für Innovation und Technologie", sagte Schubert.

Von links: Thomas Stumpp von der Hochschule München, Zweiter Landrat Thomas Holz, Investor Hannspeter Schubert, Bürgermeister Ingo Mehner und Architekt Sven Pott. (Foto: Manfred Neubauer)

Der Campus soll aus insgesamt vier Trakten bestehen. Zunächst werden - wegen der Hanglage des Areals - zwei Gebäude errichtet, die nach Westen hin liegen, schräg gegenüber der Firma SAM. Vorgesehen sind darin sieben Mieteinheiten, von denen eine bereits durch die Hochschule München im mittig gelegenen Haus belegt ist. Die Räume sind zwischen 200 und 2000 Quadratmeter groß, die Hallen umfassen 400 Quadratmeter und sind zwischen 6,60 und 7,80 Meter hoch. Im zweiten Bauabschnitt kommt dann der große Trakt an die Reihe, der direkt an der B 13 situiert ist. Dieses dreistöckige Gebäude umfasst 8500 Quadratmeter Büro- und Eventflächen. Zu einem späteren Zeitpunkt ist noch ein viertes Haus, weiter nach Westen hin, vorgesehen. Die Grünflächen dazwischen und rundherum sollen parkähnlich gestaltet werden.

Hochschule München als "deutlicher Impulsgeber für die Region"

Die Vision für den Campus sei, "technologieorientierte Unternehmen anzusiedeln und eine wissenschaftliche Anbindung zu haben, das ist uns mit Tizio gelungen", erklärte Schubert. Die Hochschule München ist mit vier Laboren vertreten - und zwar zu den Themenfeldern Automatisierung und Robotik, Additive Fertigung, IoT-Prototypen (Internet der Dinge), sowie Tourismus und Lebensqualität. Die Hochschule forscht dort selbst für die Zukunft, steht aber auch als Partner für lokale Unternehmen in Forschung und Entwicklung zur Seite. Sie sei damit "ein deutlicher Impulsgeber für die Region", so Schubert. Was die Betriebe betrifft, so stelle man sich etablierte Firmen, aber auch Start-ups vor, die "ein erhöhtes Forschungs- und Entwicklungspotenzial haben und deutlich in die Zukunft schauen". Mögliche Branchen wären etwa Raum- und Luftfahrt, Robotik, KI, Wasserstoff, neue Materialien.

Mit dem Campus soll dem Investor zufolge auch "ein städtebaulicher Akzent für die Stadt Bad Tölz" entstehen. Die gesamte Anlage wurde von dem Münchner Architekten Sven O. Pott entworfen. Die Struktur der Gebäude, die Verbindungen zwischen ihnen, der Lab-Office-Charakter, die Nähe zwischen Forschung und Produktion - all dies sei "sehr gut gelungen", lobte Schubert. "Wichtig war uns, dass das gesamte Areal ein einheitliches Bild aufweist und als Campus wahrgenommen wird." Außerdem habe man von Anfang an auf Nachhaltigkeit geachtet. Die Gebäude haben begrünte Dächer und Solaranlagen, der Campus ist energetisch an das Fernwärmenetz in Tölz, sprich: das Biomasse-Heizkraftwerk der Stadtwerke, angeschlossen. Zudem sei auf eine geringere Flächenversiegelung geachtet worden, so Schubert.

Der erste Bauabschnitt soll im zweiten Halbjahr 2025 bezugsfertig sein. Dem Investor zufolge wurden bislang rund 20 Millionen Euro investiert. Einen Zuschuss vom Freistaat gibt es für den Bau nicht, allerdings wird das Tizio mit einer Anschubfinanzierung von 6,9 Millionen Euro unterstützt. Darauf verwies der stellvertretende Landrat und CSU-Landtagsabgeordnete Thomas Holz. Der Campus sei "ein Vorzeigeprojekt mit Vorbildcharakter", sagte er.

Der erste Bauabschnitt soll im zweiten Halbjahr 2025 bezugsfertig sein. (Foto: Manfred Neubauer)

Bürgermeister Mehner betonte, dass bezahlbarer Wohnraum zwar wichtig sei, Bad Tölz darüber jedoch "nicht zur Schlafstadt" werden dürfe. "Wir müssen immer daran denken: Wer hier wohnen will, muss seine Miete verdienen", sagte Mehner. Dazu bedürfe es hochwertiger Arbeitsplätze. Viele in der Region, die Berufen "mit technischer Ausrichtung" nachgingen, müssten tagtäglich nach München pendeln. Die Arbeitsplätze, die auf dem Campus entstehen, seien auch deshalb "genau die, die wir hier wollen".

Das Projekt in Tölz sei nicht nur für den Landkreis gedacht, sondern für das ganze Oberland, hob Investor Schubert hervor. In einer Phase, in der sich der Wirtschaftsstandort Deutschland nicht zu seinem Vorteil entwickle, setze man damit auch "ein Zeichen der Aufbruchstimmung".

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Technologie- und Innovationszentrum
:Verträge für Tizio unterzeichnet

Hochschule München, Landkreis, Stadt und Southern Blue treiben Gemeinschaftsprojekt voran.

Von Klaus Schieder

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: