Eine Baustelle ist fast immer ein Ärgernis. Dem Verkehrsteilnehmer ist sie lästig, dem Anwohner geht sie auf die Nerven, den Auftraggeber kostet sie Zeit und Geld. In Bad Tölz wird schon seit vergangenem Jahr vielerorts gebuddelt und gebaggert und umgeleitet, phasenweise scheint die Stadt eine einzige Baustelle zu sein. "Wir merken, dass dies eines der Themen ist, die viele Menschen betreffen und bewegen", sagte Bürgermeister Ingo Mehner (CSU) in einer eigens anberaumten Pressekonferenz im Rathaus. Ein wesentlicher Grund für die gesperrten Straßen ist der Ausbau des Nahwärmenetzes durch die Tölzer Stadtwerke. "Wir sind bemüht, die Baustellen zügig abzuwickeln", sagte Mehner. Allerdings sei ein Nacheinander der einzelnen Bauarbeiten meist nicht möglich. "Entzerren bedeutet Verzögern."
Bagger und Sperrgitter in der Badstraße sollen Ende April verschwinden
Ein paar gute Nachrichten hatte Martina Geisberger mitgebracht. Die halbseitige Sperrung der viel befahrenen Lenggrieser Straße werde voraussichtlich schon Ende nächster Woche aufgehoben, kündigte die Sprecherin der Stadtwerke an. Weiter geht es dann für drei Monate in der Kohlstattstraße, die jedoch keine Durchgangsroute ist. Die Bagger und rot-weißen Sperrgitter werden auch in der Badstraße bald verschwinden, vermutlich Ende April, Anfang Mai. Wegen der Tölzer Rosentage herrscht dann bis nach Pfingsten erst einmal Pause, ehe die Abfahrt von der Bundesstraße 472 zur Bockschützstraße komplett gesperrt wird. Der Verkehr wird über die Badstraße umgeleitet.
Die Eichmühlstraße soll an Pfingsten von der Stadt aus bis zum Naturfreibad ("Oach") wieder zu befahren sein. Die Allgaustraße bleibt wegen Arbeiten am Bahnübergang hingegen bis Mitte Juli gesperrt. Ebenfalls komplett abgeriegelt wird die Strecke vom Alten Bahnhofsplatz hinab zur Straße "Am Ellbach", und zwar von Juni bis zu den Sommerferien. All dies ist dem Nahwärmeausbau geschuldet.
Unangenehm für Autofahrer, Radler und selbst Fußgänger ist die Baustelle in der Säggasse, die am Mittwoch eingerichtet wurde. Die wichtige Innenstadtroute ist vermutlich bis Mitte Juni gesperrt, der Grund dafür ist der Neubau einer Trafostation. Dies sei unabdingbar, ansonsten wäre die Stabilität der Stromversorgung im Stadtzentrum gefährdet, erklärte Mehner. Dieses Vorhaben stand schon voriges Jahr auf der Agenda, musste aber wegen des Glasfaserausbaus der Telekom in der Fußgängerzone verschoben werden - auch um die vielen Touristen, die im Sommer kommen, nicht allzu sehr zu behelligen. Wenn die Arbeiten in der Säggasse abgeschlossen sind, wird noch der Maierbräugasteig bis zur Station gesperrt.
Der Ausbau des Nahwärmenetzes wird auch wegen der Nordumfahrung vorangetrieben, die von Herbst an errichtet werden soll. Dann muss beispielsweise die Allgaustraße wieder frei sein, weil sie den Anliegern der Eichmühlstraße als Ausweichroute dient. Und die Baustelle auf der Lenggrieser Straße musste Mehner zufolge ebenfalls dieses Jahr eingerichtet werden, weil dort neben dem Feuerwehrhaus die neue Wärmeenergiezentrale entstehen soll. "Sonst können wir nicht die Bagger fahren lassen."
Das Tölzer Nahwärmenetz wird aus einem oberen und einem unteren Teil bestehen
Das Nahwärmenetz in Tölz soll künftig aus zwei Teilen bestehen - ein einziges ist wegen der Höhenunterschiede in der Stadt nicht möglich. Das obere Netz reicht vom Biomasse-Heizkraftwerk an der General-Patton-Straße bis zum Schulzentrum und soll noch dieses Jahr fertiggestellt werden. Das untere Gebiet, das 2025 folgt, erstreckt sich von der neuen Energiezentrale über das Heizkraftwerk bei den Stadtwerken an der Osterleite bis hin zum Heizkraftwerk Hoheneck auf Wackersberger Flur. Das Nahwärmenetz umfasst zunächst einmal nur Haupttrassen.
Die Genehmigung für die neue Energiezentrale, die künftig die Wärmeversorgung feinreguliert, stehe kurz bevor, sagte Stadtwerke-Chef Walter Huber. "Aber dann muss sie erst noch gebaut werden." Das Interesse an einem Nahwärme-Anschluss sei jedenfalls "riesengroß", ergänzte Mehner. Schon jetzt sei "ein Viertel der Leistung" der Wärmeenergiezentrale verkauft, ein weiteres Viertel so gut wie. "Wir haben mehr als die Hälfte der Anlageleistung kontrahiert", sagte der Bürgermeister.
Zurück zu den Baustellen: Die Telekom ist dieses Jahr in Bad Tölz noch einmal zugange, um ihren Glasfaserausbau abzuschließen. Jeweils vier Wochen lang sind deshalb Bauarbeiten - von nächstem Montag an - auf der linken und dann auf der rechten Seite der Marktstraße angesetzt, diesmal zwischen Schulgasse und Hindenburgstraße.