Stadtentwicklung in Bad Tölz:Aufbruch durch Post-Abriss

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Nur noch Schutt ist vom alten Postgebäude an der Tölzer Hindenburgstraße übrig. (Foto: Manfred Neubauer)

Der Eigentümer Aureus hat das alte Gebäude an der Hindenburgstraße abgebrochen. Auf dem Areal soll das Ellbach-Quartier mit Läden, Praxen, Rooftop-Bar und einem Supermarkt entstehen.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Der Abbruch der alten Hauptpost in Bad Tölz kam ein wenig unvermittelt. Die Arbeiten an der Hindenburgstraße, die vorigen Samstag stattfanden, habe man "nicht wirklich an die große Glocke gehängt", räumt Kai Maximilian Worbs ein, Geschäftsführer der Aureus GmbH aus Gmund, die das 1929 errichtete Gebäude vor einem Jahr gekauft hat. Sonderlich überraschend kommt der Abriss allerdings auch nicht.

Die Pläne von Aureus für die ehemalige Post samt Nebengebäude und die benachbarten Anwesen Hindenburgstraße 5 und 7 sind lange bekannt. Dort soll das "Ellbach-Quartier" mit Büros, Arztpraxen und Wohnungen entstehen, vielleicht auch mit einer Rooftop-Bar. Und mit einem Vollsortimenter, nachdem Edeka aus der Marktstraße weggezogen ist. Alle großen Supermarktkonzerne hätten schon angefragt, sagt Worbs. Mit einem befinde man sich bereits "in engeren Verhandlungen".

Das Postgebäude (li.) aus dem Jahr 1929 besteht nur noch auf Fotos, die zwei Nebengebäude werden ebenfalls abgerissen. (Foto: Manfred Neubauer)

Den Abbruch hatte die Aureus GmbH schon Anfang des Jahres bei den zuständigen Behörden angezeigt. Vor dem Abriss wurde die alte Post noch auf Schadstoffe untersucht, belastetes Material wie Mineralwolle oder Gips entsorgt. Die Gebäudetrümmer liegen nun auf dem Parkplatz hinter dem einstigen Hauptgebäude. Sie werden dem Geschäftsführer zufolge in den nächsten Wochen sortiert und entsorgt. Die Frage, warum die beiden Nachbarhäuser Hindenburgstraße 5 und 7 nicht gleich mit abgerissen wurden, beantwortet er mit der Größe des Bauschutts. "Das wäre auf dem Platz sehr sportlich gewesen", sagt er. "Eine Katastrophe."

Um den Untergrund auf Schadstoffe oder auch Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg zu prüfen, fanden erste Bohrungen statt. Die Ergebnisse seien bisher "überraschend positiv", sagt Worbs. "Dort, wo wir gebohrt haben, wurden nicht Altlasten gefunden." Auch in den tieferen Schichten sehe es gut aus. Und eine Bombe habe man auch nicht entdeckt, merkt er an. Auf dem Gelände möchte Aureus schließlich eine mehrgeschossige Tiefgarage errichten.

Kai Maximilian Worbs ist Geschäftsführer der Firma Aureus mit Sitz in Gmund. (Foto: Privat/oh)

Läuft alles nach Worbs Wunsch, soll der Bau des Ellbach-Quartiers im Frühjahr 2025 beginnen. Vorgesehen sei "eine gesunde Mischung" aus Läden, Praxen und Wohnungen. Am Herzen liegt dem Geschäftsführer die Rooftop-Bar mit Dachterrasse. "Dazu müssen wir einen guten Betreiber finden, das möchte ich gerne realisieren." Und noch eines ist ihm wichtig: In der ehemaligen Post, die nicht unter Denkmalschutz stand, sei von 1929 kaum etwas im Original erhalten geblieben. Fensterläden und Balkone seien verschwunden, Linoleum eingebaut, Grundrisse komplett verändert worden, sagt Worbs. Das Wenige, was gerettet worden sei, werde in die Neubauten eingefügt.

Die Stadt muss nun einen Bebauungsplan für das Areal an der Hindenburgstraße aufstellen

Wann und wie schnell das Ellbach-Quartier entsteht, hängt nun erst einmal von der Stadt ab, die dafür einen Bebauungsplan aufstellen muss. Die Aureus GmbH will die Zeit nutzen, um bautechnische und planerische Fragen zu lösen, auch Nachbarbelange zu berücksichtigen. Der Parkplatz hinter der Post soll zwischenzeitlich wieder zur Verfügung stehen, ehe die zwei anderen Gebäude abgerissen werden. Die Zusammenarbeit mit der Stadt sei bislang gut, sagt Worbs. "Ich kann nichts Schlechtes berichten." Eine Rolle für den Zeitpunkt des Post-Abbruchs habe auch die geplante Neugestaltung der nahen Hindenburg-Kreuzung gespielt. "Wir wollen nicht, dass die Stadt alles fertigstellt, und dann kommen wir mit 45-Tonnen-Baggern." Alles müsse genau koordiniert werden, sagt Worbs. Von beiden Seiten.

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