Moralt-Gelände in Bad Tölz:Ecksteine für ein neues Stadtquartier

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Für das brach liegende Moraltgelände wurde im Sommer eine Machbarkeitsstudie vorgestellt. Sie sieht ein Mini-Stadtviertel mit Kultur, Gewerbe, Wohnen und Gastronomie vor. (Foto: Manfred Neubauer)

Auf dem brachliegenden Industrieareal an der Lenggrieser Straße soll Wohnraum für 1000 Menschen geschaffen werden. Außerdem ist eine Gewerbefläche von insgesamt rund 41 000 Quadratmeter geplant.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Das Moralt-Areal in Bad Tölz soll zu neuem Leben erwachen: Auf der Industriebrache an der Lenggrieser Straße ist ein modernes Stadtquartier mit Gewerbe, Wohnungen, Gastronomie, Plätzen und Kultur vorgesehen. Dafür hat der Stadtrat in seiner Sitzung am Dienstagabend nun die Eckpunkte eines städtebaulichen Vertrags beschlossen.

Demnach sollen auf dem Gelände neue Wohnungen für etwa 1000 Einwohner entstehen. Zumindest 20 Prozent der Domizile sollen preisgebunden verkauft oder vermietet werden. Der Rest kommt zwar auf den freien Markt, angestrebt ist jedoch, dass dort bestimmte Zielgruppen unterkommen sollen - insbesondere jene Leute, die in dem Stadtquartier auch ihren Arbeitsplatz haben. Die Gewerbefläche umfasst insgesamt circa 41 000 Quadratmeter.

"Wir können uns gut vorstellen, das Areal gemeinsam zu entwickeln."

All dies haben Bürgermeister Ingo Mehner (CSU) und Vertreter der Stadtratsfraktionen mit dem Eigentümer Hans Wehrmann von der Certina Holding AG abgestimmt. "Es waren sehr gute Gespräche, wir können uns gut vorstellen, das Areal gemeinsam zu entwickeln und dort etwas Schönes und Spannendes zu schaffen", berichtete Mehner. Sein Stellvertreter Michael Lindmair (FWG) sprach von einem "großen Schritt in Richtung Entwicklung des Moralt-Geländes".

In der Verhandlungsrunde wurde auch vereinbart, dass der Eigentümer eine ganze Reihe an Kosten übernimmt: für die erforderliche Kinderbetreuung, für alle Gutachten und Planungen, für Ausgleichsflächen, für die Erschließung des Areals, also Straßen, Wege, Plätze, Kanal, Lärmschutz, Anbindung an die Bundesstraße 13 und die Karwendelsiedlung. Der städtebauliche Vertrag bildet Mehner zufolge die Grundlage für die weiteren Schritte. "Dann beginnt das Bebauungsplanverfahren mit Verkehrsgutachten, mit konkreten Planungen", teilte der Bürgermeister mit.

Das seit 2016 brachliegende Moralt-Gelände in Bad Tölz soll neu gestaltet werden. (Foto: Manfred Neubauer)

Wie Bauamtsleiter Christian Fürstberger erklärte, soll nicht bloß ein einziger Bebauungsplan über das gesamte, rund 64 000 Quadratmeter große Gelände gelegt werden. "Das wird mit mehreren vorhabenbezogenen Bebauungsplänen gemacht." Das Areal wird auch nicht auf einen Schlag bebaut, sondern sukzessive. "In zehn, zwölf Jahren", schätzt Fürstberger. Dabei werde man von Nord nach Süd vorgehen, betont Zweiter Bürgermeister Lindmair. Anders ausgedrückt: Zuerst sind die historischen, teils unter Denkmalschutz stehenden Gebäude mit dem Uhrenturm und der alten Schlosserei mit dem Holzgebälk, sowie der ehemalige Verwaltungssitz an der Reihe.

Dorothea Bigos (Grüne) schlug vor, in dem neuen Quartier einen Ortsteil-Treff zu schaffen, ähnlich wie für die Siedlung an der General-Patton-Straße auf der Flinthöhe. Außerdem seien nicht bloß Kinderspielplätze nötig, "auch für Jugendliche müssen Plätze zur Verfügung stehen". Den Bedarf an öffentlichem Aufenthaltsraum unterstrich auch Ulrike Bomhard (FWG). Der Eigentümer hätte gerne einen Zugang zur nahen Isar, erwiderte Bürgermeister Mehner. Allerdings seien das Wasserwirtschaftsamt Weilheim und der Naturschutz, was den Fluss angeht, ziemlich restriktiv. Bei einem Platz für Jugendliche "obliegt es uns, dass wir das entsprechend ausgestalten", so Mehner. Der neue Dirtpark auf der Flinthöhe laufe ja auch unter der Bezeichnung Kinderspielplatz.

Einen Verweis auf die "Zukunftsorientierte Bodennutzung" forderte Willi Streicher (SPD) in den Eckpunkten des städtebaulichen Vertrags. Die ZoBoN regelt, dass ein Grundeigentümer bei einem Bauvorhaben ein Drittel des Areals zum Grünlandpreis an die Stadt verkaufen muss, damit sie dort sozialen Wohnungsbau betreiben kann - es sei denn, es handelt sich um ein Projekt für den Tourismus oder ein anderes städtebauliches Ziel. Den Vorstoß unterstützte Johanna Pfund (Grüne): "Das finde ich wichtig, denn was wir wirklich brauchen, ist vernünftiges Wohnen, das sich jemand leisten kann." Der Hinweis auf die ZoBoN wurde denn auch in den Beschluss aufgenommen.

"Da wird eine Grenze eingezogen, es ist ein Preisdeckel drin."

Was unter preisgebundenem Wohnen genau zu verstehen sei, wollte Anton Mayer (CSU) wissen. "Da wird eine Grenze eingezogen, es ist ein Preisdeckel drin", erwiderte Mehner. Aber auch bei den restlichen 80 Prozent der Wohnungen wolle man steuern. Damit nicht Wohnraum geschaffen werde, "mit dem die Bevölkerung wenig anfangen kann". Diesem Ziel sind für Fürstberger allerdings Grenzen gesetzt. Je kleiner der finanzielle Spielraum dadurch für den Eigentümer werde, desto weniger könne er "on top" machen - also etwa einen Multifunktionssaal oder soziale Einrichtungen bauen.

Wie viele Arbeitsplätze die Festlegung auf 41 000 Quadratmeter Gewerbefläche bringe, fragte Johannes Gundermann (Grüne). Das könne niemand genau sagen, antwortete Mehner. Klar sei: "Einen Logistiker mit viel Fläche und wenig Mitarbeitern wollen wir nicht, Büros und Werkstätten haben viele Beschäftigten, aber auch Folgen für den Verkehr und den Wohnraum."

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