Nach Sichtung im Landkreis:Braunbär verunsichert Almbauern

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Wie der Bär durch den Wald bei Fall streift, ist auf der Wildtierkamera des Forstbetriebs Bad Tölz zu sehen. (Foto: privat/oh)

In der Nacht von Sonntag auf Montag ist das Tier bei Fall in eine Fotofalle getappt. Landwirte sorgen sich um ihr Vieh.

Von Benjamin Engel, Bad Tölz-Wolfratshausen

Nachdem ein Braunbär nahe der Ortschaft Fall am vergangenen Wochenende von einer Wildkamera fotografiert wurde, sorgen sich Almbauern um ihre Tiere. "Unsere Kälber kommen jetzt nachts in den Stall", sagt Anna Probst auf Nachfrage. Die Roßsteinalm am Roß- und Buchstein, auf der sie gemeinsam mit weiteren Landwirten den Sommer über weibliche Jungrinder, zehn Kühe und 17 Kälber hält, liegt kaum mehr als zehn Kilometer von dem Ort südlich der Bundesstraße 307 am Sylvensteinspeicher entfernt, an dem der Bär bestätigt wurde. Die Frau des Bezirksalmbauern Hans Probst aus Lenggries spricht von einer "gewissen Angst". Auf der Alm sei das Problem nicht, dass ein Bär oder Wolf ein Tier reiße. Schlimm sei es, wenn das Wildtier die Rinder einen Abhang hinunterjage und das Vieh qualvoll umkomme.

Eine Wildtierkamera des Forstbetriebs Bad Tölz hat den Braunbären in der Nacht von Sonntag auf Montag fotografiert. Auf der Aufnahme ist das Tier von hinten am rechten Bildrand zu erkennen. Er sei sehr erstaunt über den Bären auf dem Foto gewesen, sagt Forstbetriebsleiter Rudolf Plochmann. "Wir haben die Nadel im Heuhaufen gefunden." Die Wildtierkamera sei aufgestellt worden, um Rotwild zu beobachten, das an der Stelle im Wald Bäume beschädigt habe.

Von einem "wahrscheinlich nur durchziehenden Einzeltier" spricht Wolfgang Morlang. Der Bär könne längst wieder weit weg sein, sagt der Vorsitzende des Kreisjagdverbands. "Momentan können wir nur abwarten, was er weiter macht." Morlang betont, auf der Seite der Almwirtschaft zu stehen. Ein großer Beutegreifer wie der Braunbär verursache generell massive Beunruhigung unter den Nutztierhaltern und könne auch für den Tourismus problematisch werden. "Ich möchte keinem begegnen", sagt der Kreisjagdverbandsvorsitzende.

Das Landesamt für Umwelt (LfU) hat am Dienstag erstmals öffentlich gemacht, dass der Braunbär im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen bestätigt worden ist. Im Nachbarlandkreis Garmisch-Partenkirchen hatte eine Wildtierkamera bereits Ende April und Anfang Mai ein Exemplar fotografiert. Unklar ist laut LfU, ob es sich um denselben Braunbären handelt. "Anhand der Wildtieraufnahmen ist eine Individualisierung der Bären nicht möglich", heißt aus der Behörde. Dafür benötigtes genetisches Material wie Haare oder Losung sei in beiden Fällen nicht gefunden worden. "Die Sicherheit des Menschen hat höchste Priorität", teilt ein LfU-Sprecher mit. Im Managementplan "Braunbären in Bayern" gelte derzeit Stufe 1 für ein zu- bis durchwanderndes Einzeltier. Die Situation werde weiter beobachtet, Nutztierhalter über Herdenschutzmaßnahmen informiert.

Diese zu forcieren fordert auch der Kreisvorsitzende des Bund Naturschutz, Friedl Krönauer. Er verstehe, dass sich die Almbauern sorgten, sagt er. Sie müssten sich aber auch für Lösungen öffnen, sich umstellen und gelassen bleiben. Bärenangriffe seien sehr selten, sagt Krönauer. "Ich fände es eine Bereicherung, wenn die Tiere da wären."

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