Hagelfolgen im Kloster Benediktbeuern:"Das ZUK wird es so nicht mehr geben"

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Alexander Wandinger, Benedikt Hartmann, Josef Mederer und Franz Wasensteiner (von links) beim Rundgang durchs Kloster. (Foto: Manfred Neubauer)

Im Maierhof können auf absehbare Zeit keine Schulklassen mehr untergebracht werden. Benedikt Hartmann muss das Zentrum für Kultur und Umwelt neu ausrichten.

Von Stephanie Schwaderer, Benediktbeuern

Der Hagelsturm vom 26. August hat im Kloster Benediktbeuern nicht nur Dächer, Fenster und Fassaden zerstört, er erschüttert auch die gewachsenen Strukturen. "Das ZUK wird es so nicht mehr geben", sagt Benedikt Hartmann, Leiter des Zentrums für Bildung und Kultur (ZUK). Am Dienstagmorgen steht er vor dem Westtrakt des Maierhofs, der mit einer riesigen weißen Plastikplane abgedeckt ist. Sie erinnert ein bisschen an ein Leichentuch. Der Meditationsgarten neben dem Eingang ist zerfetzt. Ein paar Schritte weiter liegen die Trümmer eines Baums zwischen den Gräbern.

Im Maierhof habe das Unwetter besonders gewütet, erklärt Hartmann. "Wir hatten das Haus voll mit Gästen. Die saßen in ihren Zimmern und hatten Angst, weil der Hagel durch die Fenster geschossen kam." Durch die zerstörten Dächer sei der Starkregen eingedrungen. "Der erste und zweite Stock im Westtrakt sind nicht mehr zu retten. Die muss man komplett neu draufsetzen." Damit fallen auch die Fluchtwege für den Nord- und Südtrakt weg. An die Unterbringung von Schulklassen sei auf absehbare Zeit nicht mehr zu denken. Bislang beherbergte das ZUK im Jahr etwa 10 500 Kinder und Jugendliche sowie knapp 6000 Erwachsene.

Den Maierhof hat das Unwetter besonders schwer getroffen. (Foto: Manfred Neubauer)

Wie soll es nun weiter gehen? "Wir müssen mit der Bildung nach draußen gehen und auf dem Gelände enger zusammenrücken", sagt Hartmann. Im ZUK arbeiten derzeit 50 Leute. "Wir haben keine Gäste und keinen Kulturbetrieb mehr, also keine Einnahmen, wir leben nur von Spenden." Kündigungen stünden dennoch nicht zur Debatte. Viele Mitarbeitende hätten derzeit auch privat mit den Unwetterschäden zu kämpfen. "Hier wird keiner entlassen."

Stattdessen planen Hartmann und sein Team neue Angebote für Familien in der Region. "Das braucht es jetzt." Zudem soll es eine verstärkte Kooperation mit dem Aktionszentrum geben, der Jugendbildungsstätte der Salesianer Don Boscos. An ein Zirkuszelt hat Hartmann auch schon gedacht. "Wir müssen schauen, dass Kinder und Jugendliche hier schnellstmöglich wieder die Chance auf Bildungsangebote bekommen."

"Das ist ein Wunder": Alexander Wandinger (Mitte), Leiter des Trachteninformationszentrums, im Gespräch mit Bezirkstagspräsident Josef Mederer (links) und Bezirksheimatpflegerin Astrid Pellengahr. (Foto: Manfred Neubauer)

Relativ glimpflich ist das Trachteninformationszentrum im Ostflügel des Maierhofs davongekommen, das dem Bezirk Oberbayern untersteht. Bezirkstagspräsident Josef Mederer und Bezirksheimatpflegerin Astrid Pellengahr machten sich am Dienstag ein Bild von der Lage. Regale und Tische in dem Gewölbesaal sind wie leer gefegt, hie und da liegt noch eine Scherbe. Es sei "ein Wunder", dass weder Menschen noch die wertvolle Sammlung Schaden genommen hätten, sagt Leiter Alexander Wandinger. Alle Textilien, Bücher und Fotografien wurden kurzfristig ins Freilichtmuseum Glentleiten evakuiert, das ebenfalls dem Bezirk untersteht. "Der Zusammenhalt ist fantastisch."

Das Wort Solidarität fällt oft an diesem Tag. Auf den Klosterdächern sind überall Handwerker zugange - die einen auf Hubsteigern, andere frei kletternd. Sie kommen aus ganz Bayern und werden noch Monate in Benediktbeuern beschäftigt sein. Derzeit flicken sie kleine Löcher. Die Biberschwanzziegel hat das Kloster Beuerberg zur Verfügung gestellt. "Dort wird ebenfalls saniert, und sie sind gerade ein bissel hintendran", sagt Pater Heinz Menz. Zwei Firmen seien dabei, Nachschub zu produzieren. "Wir sprechen hier ja nicht von Quadratmetern, wir sprechen von Hektaren."

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