Mit einem 50 Millionen-Euro-Zuschuss will die Staatsregierung die ins Stocken geratene Reform des Tarifsystems im öffentlichen Personennahverkehr im Großraum München retten. "Unser Ziel ist es, dass der ÖPNV günstiger, schneller und verlässlicher wird", sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Freitag in München nach einem Treffen mit allen kommunalen Vertretern im Münchner Verkehrsverbund (MVV).
Dazu brauche es mehr Linien, mehr Fahrzeuge und ein besseres Preisangebot. Der Zuschuss der Staatsregierung setzt sich zusammen aus zwei Töpfen - 35 Millionen Euro stehen laut Verkehrsministerin Ilse Aigner den Kommunen zur Kompensation kurzfristiger Mindereinnahmen infolge der Tarifreform zur Verfügung, die restlichen 15 Millionen sollen zur Verbesserung der Taktfrequenzen auf den Außenästen der S-Bahn auf den Außenästen eingesetzt werden. Aigner geht davon aus, dass der angepeilte Start der Tarifreform im Juni 2019 nicht zu halten ist und erst zum Dezember 2019 greifen kann.
Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) zeigte sich trotz der Finanzspritze skeptisch. Es sei weiterhin "völlig offen, wie die Vielzahl der Wünsche im Tarifmodell berücksichtigt werden soll". Es sei unabdingbar, dass die Menschen auf Vereinfachungen und Verbesserungen nicht noch länger warten müssten. "Ich erwarte, dass Freistaat und Landkreise jetzt zügig einen Vorschlag erarbeiten, der für alle Beteiligten zustimmungsfähig ist. Den Münchner Stadtrat werde ich erst dann wieder befassen, wenn alle Kreistage dem neuen Modell zugestimmt haben."
Langfristig, so Söder und Aigner, sei es Ziel der Staatsregierung, durch die Einführung eines 365-Euro-Jahrestickets die Attraktivität des ÖPNV in allen bayerischen Großstädten deutlich zu erhöhen. Ab 2020 solle in den ersten Städten mit der Reform begonnen werden, der Abschluss werde dann im Laufe des folgenden Jahrzehnts erfolgen. An den Kosten wird sich dann auch der Bund beteiligen, da damit auch das Ziel einer geringeren Luftverschmutzung verbunden ist.