Konzerte:Mit Klang und Namen

Lesezeit: 2 min

Die französische Trompeterin Airelle Besson, die am Sonntag mit ihrem Quartett den Schlusspunkt setzt. (Foto: Sylvain Gripoix)

Das Internationale Jazz-Weekend Unterföhring spannt wieder Musik-Legenden mit Geheimtipps zusammen.

Von Oliver Hochkeppel, Unterföhring

Der sechsfache Grammy-Gewinner Chucho Valdez und die nicht minder erfolgreiche Schlagzeugerin Teri Lynn Carrington zusammen mit der Entertainment-Königin China Moses; der höchstdekorierte Schweizer Vokal-Artist Andreas Schaerer und eine der letzten Gesangs-Diven der alten Schule Dianne Reeves; Trompeten-Veteran Tom Harrell mit Shooting-Star Esperanza Spalding - das klingt nach den großen Jazz-Festivals wie Berlin, Montreux oder Montreal. Und doch sind sie alle beim Jazz-Weekend in Unterföhring aufgetreten, im Falle von Harrell und Spalding sogar deutschlandweit nur hier. Das war 2014 der Knalleffekt, mit dem der Münchner Bassist Harald Scharf als Leiter des kleinen Festivals vor den Toren Münchens antrat. Seitdem hat er das Kunststück vollbracht, in jeweils vier Tagen klingende Namen, vielversprechende Newcomer und besondere Interpreten ausgewogen nebeneinander zu platzieren. Das " Internationale Jazz-Weekend" im vom Wohlstand der Gemeinde Unterföhring zeugenden Bürgerhaus wurde so zum lohnenden Anlaufpunkt für Jung und Alt, für Traditionalisten und Entdecker, für Puristen wie für Universalisten.

Nach einem Jahr Zwangspause geht es nun vom 15. bis 18. Juli nahtlos so weiter - auch wenn der schon für das vergangene Jahr vorgesehene große Star Lizz Wright nicht kommen kann. Dafür hat man zum Beispiel einen Billy Hart, mit dem es am Freitag richtig los geht, nachdem am Donnerstag ein Familienkonzert vom Zirkus Jazzino des Geigers und Moderators Gustavo Strauss fürs Warm-up sorgt. Der mittlerweile 80-jährige amerikanische Schlagzeuger Hart mag zwar der breiten Öffentlichkeit nicht so bekannt sein wie Wright, bei Jazzkennern aber steht er im Rang einer Legende. Von seinen Lebensmittelpunkten New York und Kopenhagen aus war er an mehr als 800 Einspielungen beteiligt, und geradezu unglaublich viele davon, darunter etwa solche von Wes Montgomery, Jimmy Smith, Stan Getz, Herbie Hancock oder Miles Davis, gehören zu den wichtigsten Alben der modernen Jazzgeschichte. Nach Unterföhring kommt er am Freitag mal wieder mit seinem eigenen US-Quartett, das als All-Star-Band gelten darf: Neben dem ECM-Star-Saxofonisten Mark Turner und dem Bassisten Joe Sanders sitzt Ethan Iverson am Piano, der sonst mit The Bad Plus für Furore sorgt.

Eine All-Star-Band: das Billy Hart Quartet. (Foto: John Rodgers/ECM)

Der Geheimtipp des diesjährigen Weekends steht am Samstag auf dem Programm: die kubanische Geigerin, Sängerin und Komponistin Yilian Cañizares. Hierzulande noch kaum bekannt, hat sie in ihrer Schweizer Wahlheimat und in Frankreich dank ihres Charismas und der Leichtigkeit, mit der sie die afrokaribischen Motive und Rhythmen ihrer Heimat mit Klassik und Jazz zusammen spannt, Publikum wie Kritik schon im Sturm genommen. Was ihr hier samt ihrem Resilience Trio mit dem Bassisten Childo Tomas und dem Perkussionisten Inor Sotolongo sicher auch gelingen wird.

Auch in Deutschland bereits einen Namen gemacht hat sich die französische Trompeterin Airelle Besson, die am Sonntag mit ihrem Quartett den Schlusspunkt setzt. Nicht zuletzt, weil die 43-jährige Pariserin, die in ihrer Heimat alle verfügbaren Preise abgeräumt hat, seit Jahren auch auf deutschen Labels wie Enja veröffentlicht und mit deutschen Musikern wie Sebastian Sternal oder Jonas Burgwinkel spielt. Ein Markenzeichen ihres Spiels ist die Elastizität, mit der sie Klangfarben wie in einem Pastellgemälde ineinander fließen lässt. Ist die Trompete sonst oft ein spitz herausstechendes Soloinstrument, fügt Besson sie dadurch so gut wie wenige in einen kammermusikalischen Ensembleklang ein. In Unterföhring präsentiert sie das Programm des zweiten Albums ihres Quartetts mit Isabel Sörling, Benjamin Moussay und Fabrice Moreau: "Try!" Der Aufforderung, es mit dem Besuch des Jazz-Weekends zu versuchen, sollte man unbedingt nachkommen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: