Konzert von Till Brönner:Das deutsche Gesicht des Jazz

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Smart und vielseitig: Till Brönner. (Foto: Rainer Droese/imago/localpic)

Nach einigen Anläufen lernt Star-Trompeter Till Brönner endlich die Isarphilharmonie kennen.

Von Oliver Hochkeppel

Nach den Regeln des Marktes gäbe es so ein Konzert gar nicht: Till Brönner spielt am 23. April mit Band in der Isarphilharmonie - obwohl es keine Tour gibt (einzig die Jazz- &-Blues-Open in Wendelstein stehen am 27. in dieser Besetzung im Kalender seiner Homepage), kein neues Album (das letzte ist ein Weihnachtsalbum und auch schon drei Jahre alt) und auch keinen Münchner Bezug zu Brönners vielfältigen Aktivitäten. Des Rätsels Lösung: Es ist das Nachholkonzert für die jeweils ausgefallenen Termine im Mai 2020, im Juli 2021 und im März 2022.

Der 52-jährige Trompeter, der seit vielen Jahren als Deutschlands bekanntester und erfolgreichster Jazzmusiker bezeichnet werden darf, war also schon eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr in München zu erleben. Jetzt endlich lernt er die Isarphilharmonie kennen, auf die er sich schon vor zwei Jahren im SZ-Interview so freute. Schon die Besetzung von Brönners Band zeigt, was einen erwartet. Der Bassist und Brönners langjährige musikalische Direktor Christian von Kaphengst, der Saxofonist Mark Wyand, Pianist Olaf Polziehn, Gitarrist Bruno Müller, Keyboarder Jan Miserre und der Schlagzeuger David Haynes, sie alle sind höchstqualifizierte Jazzer, die sich freilich nie in die Schublade eines Genres einsperren ließen. Wie Brönner selbst.

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Dass er so populär ist, dürfte nämlich auch daran liegen, dass er seit jeher nicht nur vom Klang der Trompete fasziniert war, sondern auch vom Glamour der im Smoking auftretenden Leadtrompeter in der großen Zeit des Jazz. Dass er also den Jazz für als nach allen Seiten offenen Spielplatz verstand und alle für eine Breitenwirkung relevanten Aspekte mit in den Blick nahm. Nach den Lehrjahren bei Bobby Shew an der Kölner Musikhochschule, in der RIAS Bigband unter Horst Jankowski schwärmte er schnell aus. Er erspielte sich mit den ersten eigenen, preisgekrönten Alben und dann an der Seite von Stars wie Dave Brubeck, Tony Bennett, Monty Alexander oder Nils Landgren einen internationalen Ruf in der Jazzszene. Der wurde so groß, dass der seit 2013 zwischen den Wohnorten Berlin und Los Angeles Pendelnde 2016 von Barack Obama als einziger Europäer (und Deutscher sowieso) zum All-Star-Galakonzert des International Jazz Day ins Weiße Haus eingeladen wurde.

Aber Brönner arbeitete eben auch immer mit Musikern aller Art zusammen. Tourte mit der Soulsängerin Joy Denalane, spielte die Trompetenparts für das Schweizer Electro-Duo Yello zusammen , komponierte und produzierte das letzte Studioalbum von Hildegard Knef und macht bis heute viel Filmmusik, von der skurrilen Cop-Komödie "Happy Weekend" 1996 über die großartige Dokumentation "Jazz Seen" bis jüngst zur Verfilmung des Bühnenhits "Caveman". Smart, wortgewandt und gutaussehend, wie er ist, hat er auch als Moderator reüssiert, ob mit seiner Reihe "Talkin' Jazz" in der Bonner Kunsthalle, als Host des Echo Jazz oder als Juror der ersten beiden Staffeln der Castingshow "X-Factor". Inzwischen ist er sogar als Fotograf fast so erfolgreich wie als Musiker. Vieles von dieser schillernden Persönlichkeit wird ins Jazz-Konzert in der Isarphilharmonie einfließen.

Till Brönner & Band, Dienstag, 23. April, 20 Uhr, Isarphilharmonie, Hans-Preißinger-Straße 8, www.gasteig.de

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