Fünf für München:Kuchen, Kirche, Kunst

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Künstlerin Amelie Lihl. (Foto: privat)

Magazin für Subkultur, Dekoration zum Zerstören, Ansage vom Trainer - unsere Münchnerinnen und Münchner der Woche.

Kunst

Können Formen Geschichten erzählen? Ohne Menschen, die handeln oder sprechen? "Ja", sagt die Illustratorin Amelie Lihl: "Alles ist eine Erzählung." Das beweist sie mit ihren Zines, so werden dünne Publikationen genannt, die selbst gestaltet, gedruckt und herausgegeben werden. In "Shapeshifters" erzählt Lihl auf 16 Seiten von Formen, die sie verworren und verschlungen gezeichnet hat, die sich überlagern oder nicht berühren und die viel Raum für Interpretation bieten. Von dem Büchlein gibt es 45 Ausgaben, die Lihl an Bekannte, Freundinnen und Freunde verschenkt oder für vier Euro pro Stück verkauft, um so die Materialkosten zu decken. Manchmal bietet sie ihre selbstgemachten Hefte auch auf Märkten an oder auf dem Zine-Festival in München, bei dessen Organisation sie seit fünf Jahren beteiligt ist. "Ich möchte die Indie-Comic und Zine-Szene bekannter machen", sagt Lihl. Sie will in ihrer Heimatstadt eine Szene aufbauen, wie sie es aus Berlin, Hamburg und Leipzig kennt. "Und ich will dabei selbst Teil dieser Subkultur sein." Studiert hat Lihl an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach und dort 2017 ihren Abschluss gemacht. In München gibt sie in der Färberei (Claude-Lorrain-Straße 25), einem Projekt des Kreisjugendrings, regelmäßig Workshops für Risographie. Das ist ein spezielles Druckverfahren, das mit Schablonen gemacht wird, ähnlich wie Siebdruck funktioniert. "Ich male vor allem Menschen. Das wollte ich mal weglassen", sagt die 33-Jährige. "Oft sind meine Erzählungen nicht fröhlich", schiebt sie nach. Dabei sind die Themen, die sie behandelt, sehr unterschiedlich. Von Urlaub über Klimawandel und Ausziehen aus gemeinsamen Wohnungen bis hin zu den Teletubbies.

Kuchen

Kunststudentin Hannah Jeong. (Foto: privat)

Die Kunststudentin Hannah Jeong, 26, hat einen besonderen Weg gefunden, mit Heimweh umzugehen. Seit 2018 studiert sie Malerei an der Akademie der bildenden Künste in der Klasse von Schirin Kretschmann und ist für ihr Studium von Südkorea nach München gezogen. Bisher hat sie keinen Kuchen gefunden, der so schmeckt, wie sie ihn aus ihrer Heimat kennt. Also backt sie selbst - nach koreanischem Rezepten, die sie auf Youtube findet. "Meine Chiffonkuchen sind besonders fluffig", sagt sie. Und besonders schön, wie man auf ihrem Instagram-Account "budelcake" sehen kann. Sie dekoriert die Kuchen aufwendig mit frischen Beeren, geschnittenen Feigen und echten Blumen. "Dabei habe ich das gleiche Gefühl, das ich beim Malen habe", sagt Jeong. Mit Buttercreme und Zuckerguss könne sie sich ausdrücken. Seit drei Jahren backt sie auf Bestellung mit einer Spendenempfehlung von 35 Euro. Etwa 20 Mitstudierende haben seitdem ihre Kunst in Anspruch genommen. Doch ist diese nicht für die Ewigkeit: "Sie müssen kaputt gemacht werden, damit man sie genießen kann."

Krimi

Autor Max Bronski. (Foto: Peter Frese)

Der deutsche Autor Max Bronski erhält den Radio-Bremen-Krimipreis 2023. "Ihm gelingt es einerseits alltägliche, aber andererseits sehr außergewöhnliche Figuren zu schaffen", begründete die Jury am Mittwoch ihre Entscheidung. Dabei stelle sich der Autor kompromisslos auf die Seite der schwächeren, ausgegrenzten und zutiefst menschlichen Grenzgänger. Außerdem lobte die Jury Bronskis "klare und schnörkellose Sprache, die dennoch voller Humor ist und von einer zärtlichen Zuneigung zu seinen Figuren zeugt". Geboren wurde der Schriftsteller 1953 in Tutzing als Franz-Maria Sonner. Unter dem Pseudonym Max Bronski veröffentlicht der Autor, der in Hannover und München lebt, seit 2006 Kriminalromane. Für sein Buch "Oskar" erhielt er 2019 den Glauser-Preis für den besten Kriminalroman des Jahres. Die Auszeichnung soll ihm am 5. Oktober im Kleinen Haus des Theaters Bremen übergeben werden. Der Radio-Bremen-Krimipreis wird seit 2001 jährlich an deutschsprachige sowie internationale Autorinnen und Autoren verliehen.

Kicken

Felix Magath. (Foto: Christian Charisius)

Der frühere Meistertrainer Felix Magath zeigt für die vielen Wechsel der Fußball-Stars nach Saudi-Arabien Verständnis. "Ich finde es moralisch nicht ok, wenn jetzt die Sportler das schaffen sollen, was die Politiker und die Wirtschaftsleute nicht geschafft haben. Die machen alle da Geschäfte, wo sie Geschäfte machen können. Und weil die Saudis sich jetzt Fußballspieler ausgesucht haben, sollen die Fußballspieler die Welt retten? Nein, so funktioniert die Welt glaube ich nicht", sagte Magath in der ran Bundesliga Webshow. Es sei nicht die richtige Argumentation, Fußballspieler dafür verantwortlich zu machen. "Überall im Sport, die Golfspieler, Footballspieler, gehen da hin, wo es am meisten Geld gibt. So ist die ganze Gesellschaft der Welt. Warum sollten sich Fußballer nicht daran orientieren? Das halte ich für scheinheilig", ergänzte der 70-Jährige mit Blick auf die Wechsel von Cristiano Ronaldo, Neymar, Karim Benzema und vielen weiteren Spielern nach Saudi-Arabien. Magath selbst hätte auch kein Problem mit einem Trainerjob in Saudi-Arabien. "Ich habe ja das Abenteuer nach China gewagt. Mir ist es egal, ob ich in Westeuropa, Amerika oder in Asien arbeite. Wenn etwas sportlich interessant ist, ist es für mich interessant", sagte der Coach, der vor einem Jahr Hertha BSC vor dem Abstieg in die Zweite Liga bewahrt hatte. Auch einen Bundesliga-Club würde sich der Coach noch zutrauen. Bis ihn ein Angebot erreicht) lebt er aber weiter in Grünwald, wo er 2004 hinzog, nahe dem TSV 1860 München, was in regelmäßigen Abständen dazu führt, dass Magath von Fans als rettender Trainerwechsel in Betracht gezogen wird. Aktuell ist er vor allem Trainer des FC Bundestag.

Kirche

Stephanie Brücks. (Foto: Flueck Sinzig)

Stephanie Brücks ist die neue ständige Vertreterin des Präsidenten von Missio München, Monsignore Wolfgang Huber. Als Vorstandsmitglied wird die 55-Jährige zusammen mit dem Präsidenten die Entwicklungsprozesse des katholischen Missionswerks mitgestalten. Und sie übernimmt die Themen Compliance und Prävention von Missbrauch. Stephanie Brücks war nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre unter anderem als Prüfungsleiterin bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG tätig. Seit 2015 arbeitet sie als Revisorin bei zahlreichen Prüfungs- und Beratungsprojekten im In- und Ausland beim Verband der Diözesen Deutschlands (VDD).

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