Fünf für München:Spielen, helfen, trinken

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Kristina Jakob, neue Geschäftsführerin des Selbsthilfezentrums München. (Foto: privat)

Die Bar Gabányi wird geehrt, die Münchner Selbsthilfe neu geführt und "Die kleine Hexe" von Kindern aufgeführt - unsere Münchnerinnen und Münchner der Woche.

Von Sabine Buchwald, Philipp Crone, Sonja Niesmann, Andrea Schlaier und Anastasia Trenkler

Beratung

Es ist für viele Menschen der Anlaufpunkt in der Stadt, an dem sie sich erstmals mit Menschen verbinden können, die eine ähnliche Not verspüren wie sie selbst. Egal, ob es psychische Probleme sind oder ob ihre Angehörigen die ersten waren, die an Corona gestorben sind und man sich hier mit anderen Trauernden verbinden kann. Seit mehr als 30 Jahren ist das Selbsthilfezentrum (SHZ) München mit Sitz im Westend die zentrale Stelle für Selbsthilfe und Selbstorganisation in München und Umgebung. Hier werden einzelne unterstützt, sich als Gruppe zu organisieren. Gefördert wird das SHZ unter anderem von der Landeshauptstadt und den gesetzlichen Krankenkassenverbänden in Bayern.

15 Jahre lang hat Klaus Grothe-Bortlik hier wirkmächtig die Geschäfte geführt und zum Abschied zufrieden Bilanz gezogen: "Die Selbsthilfe ist in unserer Stadt längst angekommen, hat sich stetig weiter etabliert und ist allseits als selbstverständlich anerkannt." Seine Nachfolgerin Kristina Jakob, 38, ist bereits seit 15 Jahren als Ressortleiterin für Beratung und Gruppenunterstützung im Haus und hat jetzt die Geschäftsführung an der Westendstraße 68 übernommen. Die Sozialpädagogin Jakob sieht auch heute ungebrochen hohen Bedarf an Unterstützung in München: "In einer Zeit vieler gesellschaftlicher Herausforderungen und aktuell immer größer werdender Spaltungstendenzen ist es mir ein persönliches Anliegen, an Menschen mit ihren Potenzialen und Ideen zu glauben, ihnen den Raum und den Rahmen zu bieten, für sich und für andere in einer Gemeinschaft wirksam zu sein, sich zu beteiligen, mitzusprechen und somit Verantwortung zu übernehmen."

Vorstellung

Edeltraud Lioba Miller berichtet von ihrem Job als Stewardess bei Pan Am. (Foto: privat)

Eine Stewardess zu sein war mal mehr, als Wasser und Schokoladentäfelchen zu verteilen. Denn auch das Fliegen an sich war im vergangenen Jahrhundert noch aufregender und exklusiver. Die gebürtige Münchnerin Edeltraud Lioba Miller arbeitete in den 1960er und 70er Jahren bei der amerikanischen Airline Pan Am als Flugbegleiterin und kann aus dieser Zeit viel erzählen - etwa über die strengen Vorschriften für die Crew und die Passagiere. Miller hat in "Mythos Fliegen" (BoD) ihre Erinnerungen an Promis, gute und schwierige Momente aufgeschrieben. Auf der Frankfurter Buchmesse stellt sie ihr Buch demnächst vor.

Aufführung

Theaterpädagogin Nina Rausch. (Foto: privat)

Als sie einst "Maria Stuart" gemacht hat, "winkte Schiller nur noch von hinten", hat Nina Rausch damals selbst gescherzt. Die Gründerin und Leiterin der "Statt.Oper" und deren kleiner Schwester "Pasinger Fabrikspatzen", die schon seit vielen Jahren Theater mit Kindern und Jugendlichen für Kinder und Jugendliche (aber auch für Erwachsene) vom Feinsten macht, lässt ihrer jungen Truppe gerne viel Freiraum bei Text, Spiel, Regie, Bühnenbild und Musik. Die Münchnerin und Mutter von vier Kindern, die Theaterwissenschaft, Germanistik und Volkskunde studiert hat, als Regieassistentin, Dramaturgin, Drehbuchschreiberin und Filmlektorin gearbeitet hat, ist aber auch viel in Schulen unterwegs. Mit der Klasse 3g der Grundschule am Winthirplatz bringt sie nun "Die kleine Hexe" nach dem Kinderbuchklassiker von Otfried Preußler auf die Bühne der Pasinger Fabrik in der August-Exter-Straße 1, zu sehen am Sonntag, 22. Oktober, um 16 Uhr sowie am Montag, 23. Oktober, 9 und 10.30 Uhr; geeignet ist die Aufführung für Kinder ab vier Jahren.

Aufklärung

Chris, Daniela und Jojo vom Consent Calling Sexshop Kollektiv im Werksviertel. (Foto: Lara Milena Brose)

Sexualität sollte eigentlich kein Tabuthema sein. Dafür setzt sich das feministische Sexshop-Kollektiv "Consent Calling" ein, das sein Konzept bereits im Habibi-Kiosk der Kammerspiele vorgestellt hat. Nun hat das Kollektiv eine eigene Adresse im Münchner Werksviertel. Der Laden versteht sich nicht als konventioneller Erotikshop, sondern als Ort der Sexpositivität und Bildung. "Um den Leuten die Scham zu nehmen, versuche ich bei der Beratung, möglichst individuell auf sie zuzugehen, ohne etwas vorauszusetzen oder zu erwarten", sagt Johanna von Winning (rechts im Bild), die sich im Kollektiv-Kontext Jojo nennt. Die 26-Jährige ist bei "Consent Calling" für den Verkauf zuständig. Sie kam kurz nach der Gründung des Kollektivs im Jahr 2021 dazu. Damals plante das Team eine Crowdfunding-Aktion für eine eigene Ladenfläche - kein leichtes Unterfangen. Selbst wenn sich Vermieter meldeten, folgte auf die Bewerbung meist keine Antwort. Die Nachricht über einen freien Raum im Container Collective kam der Gruppe deshalb gelegen. Wer "Consent Calling" dort besucht, dem wird eine Auswahl an Sextoys und Zubehör präsentiert. Von der Decke hängen Discokugeln, an den lila Wänden ist ein Regal mit feministischer Literatur. "Das Thema Konsens ist uns besonders wichtig", sagt Jojo. Auf Partys und im Freundeskreis habe sie immer wieder über Einvernehmlichkeit beim Sex gesprochen, doch gab es in München keinen festen Raum für Aufklärung darüber. Die Mitglieder von "Consent Calling" informierten bislang online und auf Veranstaltungen. Nun kommen sie im Shop mit den Menschen ins Gespräch: Donnerstags bis samstags hat der neue Laden jeweils von 14 bis 19 Uhr geöffnet.

Auszeichnung

Stefan Gabanyi. (Foto: Bar Gabanyi)

Die Bar Gabányi um Stefan Gabányi ist vom Fachmagazin Mixology mit einer Auszeichnung bedacht worden. Die Bar am Beethovenplatz wurde zur "Institution des Jahres" gewählt. Nun kann man sich fragen, was eine Institution in der Barwelt sein soll, "so wirklich weiß ich das auch nicht", sagt Gabányi selbst. Für Stammgäste ist ihre Stammbar ja immer eine Institution. Andererseits ist etwa das Schumann's schon eine, definiert man Institution als: ragt heraus, steht für sich. So ist es auch bei der von Gabanyi, sie hält höchste Kompetenzen in Sachen Live-Musik und Whisky und deren richtiger Mischung, worauf es bei guten Bars eben ankommt.

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