Der Gedenkzug zum "Todesmarsch von Dachau", den der Verein "Gedenken im Würmtal" jedes Jahr initiiert, soll nicht nur an Geschichte erinnern, sondern vor allem junge Menschen motivieren, sich aktiv für humanitäre Werte zu engagieren. So formuliert der Verein sein Anliegen. In diesem Jahr findet der Gedenkzug am Samstag, 4. Mai, statt. Startpunkt ist das Mahnmal am Gräfelfinger Friedhof um 13 Uhr. Die Aktion, an der sich Würmtaler Schulen beteiligen und der sich jeder anschließen kann, erinnert an den unmenschlichen Gewaltmarsch der Häftlinge, die aus den Außenlagern des KZs Dachau kurz vor Kriegsende von April 1945 an Richtung Alpen getrieben wurden, auch durch das Würmtal.
Es ist bereits der 27. Gedenkzug durch das Würmtal. Der Verein hat die historischen Fakten zusammengetragen als Ausgangspunkt für die Reflexionsarbeit mit Schülerinnen und Schülern: Fast 7000 Häftlinge - Juden, sowjetische Kriegsgefangene und damals so bezeichnete Reichsdeutsche, darunter viele Geistliche - sollen sich 1945 an der Zwischenstation in Dachau in der Marschkolonne befunden haben. Am 2. Mai 1945 wurden die Überlebenden dieser Tortur bei Waakirchen nahe Bad Tölz von US-amerikanischen Truppen befreit. Viele andere hatten da schon ihr Leben verloren, die geringsten Überlebenschancen hatten die jüdischen Häftlinge, da sie unter unmenschlichen Bedingungen in den Außenlagern von Dachau gelitten hatten, so Hans-Joachim Stumpf, Vorsitzender des Vereins.
Am Gedenkzug nehmen Schülerinnen und Schüler der drei Würmtalgymnasien Gräfelfing, Planegg und Gauting teil sowie der Realschule Gauting. Auch Bürgermeister und viele Gemeinderäte sind dabei. An den Mahnmalen im Würmtal, die an die historischen Ereignisse erinnern, hält der Gedenkzug an, es gibt Lesungen, Reden, Gesang und Gebete, die unter anderem von Schülern vorgetragen werden. Die Haltepunkte sind in Planegg um 14.30 Uhr an der Pasinger/Germeringer Straße, in Krailling um 15.45 Uhr am Mahnmal in der Gautinger Straße und auf dem Gautinger Friedhof um 17.15 Uhr.
Zwei Angehörige von damals Überlebenden sind aus Israel zu Gast
Angehörige von Überlebenden des Marschs sind aus Israel zu Gast: Shlomi Chanoch, Sohn von Uri Chanoch, sowie Tomer Izig, Enkel von Max Volpert. Teil der Gedenkveranstaltung ist Erinnerungsarbeit in den Schulen: Beide Angehörige der Überlebenden sprechen in den Tagen vor dem Gedenkzug mit Schülern in den Schulen über ihren Vater und Großvater. Mit den Gedenkaktionen möchte der Verein "dem Trend entgegenwirken, dass das Bewusstsein für die Bedeutung der individuellen Menschenrechte nicht auch bei uns so besorgniserregend sinkt, wie offenbar aktuell in den Krisengebieten der Welt", so Stumpf.
Zur Erinnerungsarbeit gehört auch eine Veranstaltung im Planegger Kupferhaus: Am Vorabend des Gedenkzugs, am Freitag, 3. Mai, liest Jorinde Krejci um 19 Uhr unter musikalischer Begleitung des Quintetts "Youkali" aus den Tagebüchern ihres Vaters Wilm Hosenfeld, einem Wehrmachtsoffizier, der zahlreichen jüdischen und polnischen Verfolgten das Leben rettete.