Initiative gegen Handwerker-Mangel:Harry Hammer und Nicki Nagel

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"Bob, der Baumeister"-Kinderworkshop an der Munisch International School mit (v.li.) Philou, Louis, Verena Widanski alias Nicki Nagel, Marleen und Julia. (Foto: Nila Thiel/Starnberger SZ)

Die Nachwuchsinitiative "Baumeister gesucht" macht Halt in Starnberg, um Vorschulkindern der Munich International School das Handwerken näherzubringen. Mit Werkzeug und zwei Vorbildern im Blaumann entstehen kleine Bauwerke.

Von Paul Wiese, Starnberg

Die Munich International School (MIS) in Starnberg gilt gemeinhin eher als Elite- denn als Handwerker-Schmiede. Doch zuletzt gab es hier gelbe Bauarbeiterhelme, Werkbänke und deckenhohe Regale voller Werkzeug zu sehen.

Die Nachwuchsinitiative "Baumeister Gesucht" der Verbände der Bayerischen Bauwirtschaft hat auf ihrer Tour durch den Freistaat Halt in Starnberg gemacht. 34 Vorschülerinnen und Vorschüler lernten in drei Stunden, mit Hammer, Nagel und Säge umzugehen. Mittendrin: die beiden Protagonisten "Harry Hammer" und "Nicki Nagel", bekleidet mit Bauarbeiterhelm und Blaumann. Sie unterstützen die Fünf- und Sechsjährigen, die an verschiedenen Stationen gemeinsam kleine Holzhäuser bauten.

Es wird gehämmert, gesägt und geraspelt

Aus einem Holzblock, Nägeln und Schnur hämmerten, sägten und raspelten sie an vier Werkbänken je ein Haus und einen kleinen Garten zusammen. Auf einem großen Blatt Papier gezeichnete Straßen gaben den Rahmen für "Klein-Starnberg", wie Harry Hammer berichtete, der im echten Leben Anselm Sichart heißt und als pädagogischer Mitarbeiter des Vereins "Spiellandschaft Stadt" in München arbeitet. "Gemeinsam errichten wir eine kleine Stadt, die dem Ort ähneln soll, in dem wir gerade sind", erklärte er.

Um auch nach dem Projekttag weiterwerkeln zu können, bekamen die Klassen eine Werkbank und ein Buch mit leichten Anleitungen zum Nachbauen. Eine Schulung für die Erzieher und Lehrer am Abend zuvor soll das unterstützen: "Wir Lehrkräfte bekommen dadurch Selbstvertrauen im Umgang mit den Werkzeugen. Den Kindern können wir dieses Vertrauen dann weitervermitteln", sagte Armin Martin, der Koordinator der Vor- und Grundschule.

Verena Widanski alias "Nicki Nagel" und Anselm Sichart alias "Harry Hammer" (beide im Blaumann) haben es sich zur Aufgabe gemacht, Kinder an das Handwerk heranzuführen. (Foto: Nila Thiel/Starnberger SZ)

In der Schulung beschäftigten sie sich zudem mit den Fragen, was man Kindern zutrauen kann und welche Materialien für das Werken geeignet sind. Martin ist vom Projekt überzeugt: "Die Kinder haben total Spaß! Sie nutzen die Werkzeuge zum ersten Mal für die Arbeit mit Holz". Erfahren hat die Schule von der Initiative auf einer Messe und dort sogleich den Kontakt hergestellt. Pate des MIS-Projekttages an der MIS war das Bauindustriezentrum Stockdorf, vertreten durch Leiter Maurice Dehe, der die gesponserte Werkbank tatkräftig mit aufbaute. Die Idee hinter der Patenschaft: Eine Zusammenarbeit auf Dauer, um den Kindern weiterhin einen Praxisbezug zu ermöglichen. Die Schule kommt über die Firma leichter an Baumaterialien für weitere Projekte und die Schüler können sich das Handwerken live im Betrieb anschauen.

Der Landesverband der Bauinnungen will von klein auf für das Bauen begeistern

Die Initiative unter Schirmherrschaft des Bayerischen Bauministeriums hat sich zum Ziel gesetzt, das Handwerk langfristig in den Kindergarten-Alltag zu integrieren. Dem Trend, dass diese Lernerfahrung in der Erziehung zunehmend in den Hintergrund gerät, wolle man entgegenwirken und von Kindesbeinen an fürs Bauen begeistern, heißt es aus dem Ministerium. Das bestätigt auch Anselm Sichart alias Harry Hammer. "Die Kinder haben zuhause nicht mehr so die Möglichkeit, Werkzeuge zu nutzen. Unser Ziel ist die Nachwuchsförderung im Handwerk", sagt er. Zum Abschluss des Tages erhielten die Kinder eine Urkunde und wurden zum "Baumeister" ernannt. An der Werkbank, die in einer eigens für die Vorschule eingerichteten Werkstatt stehen soll, sollen sie ihr Wissen in Zukunft mit Hilfe der geschulten Lehrkräfte vertiefen. Ob aus den Sprösslingen, deren Eltern viel Geld für die Schule zahlen, denn tatsächlich auch mal Handwerker werden, wird die Zeit zeigen.

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