Bund Naturschutz:Massive Kritik an Starnberger Gewerbegebiet in Schorn

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Ortsbegehung von Bund Naturschutz und Grünen bei Schorn: Martina Neubauer, Kerstin Teubner-Benicke, Rudolf Nützel, Günter Schorn, Alexander Schmitz, Ursula Lauer, Christian Hierneis, Andrea Metzger (von links). (Foto: Georgine Treybal)

Der Verband erhebt schwere Vorwürfe aufgrund vieler Fehler in den Plänen. Von den 14 dort brütenden seltenen Vogelarten sei etwa nur die Goldammer erwähnt.

Von Peter Haacke, Starnberg

Die geplante Erweiterung des Gewerbegebiets Schorn, den die Stadt Starnberg anstrebt, trifft zunehmend auf Widerstand. Insbesondere die Kreisgruppe Starnberg im Bund Naturschutz erhebt massive Vorwürfe: Der Vorsitzende Günter Schorn spricht von einer Fülle an Fehlern, Auslassungen und falschen Bewertungen in den Ausarbeitungen der Planer. Die Kreisgruppe hat ihre umweltrechtlichen Einwendungen von einer renommierten Rechtsanwaltskanzlei ausarbeiten lassen, die auf 16 Seiten Defizite des Vorhabens bemängelt.

Besonders auffällig sind laut Bund Naturschutz in den Unterlagen der Planer die "Erhebungsdefizite bei FFH-Arten": Ein Gutachter bemängelt das Fehlen von diversen Vogelarten und Reptilien; Pflanzen und Insekten seien nur unzureichend untersucht worden. Für den Bestandsschutz der insgesamt 13 Fledermausarten, die in Schorn nachgewiesen wurden, fehlten die gesetzlich vorgeschriebenen Ausgleichsmaßnahmen. Zu den insgesamt 14 nachgewiesenen Vogelarten - darunter seltene Brutvogelarten -, die allesamt auf der "Roten Liste" gefährdeter Tierarten stehen, fänden sich keine Erwähnungen in den Ausführungen der Planer. Einzig die Goldammer sei berücksichtigt worden.

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Der Bund Naturschutz kritisiert ebenfalls die "mangelnde Darstellung und Bewertung der Klimafolgen" durch den Ausbau von Schorn - auch in Bezug auf den Grünzug bis München. Hinzu komme die Gefährdung des Grundwassers und die fehlende Abschätzung über Immissionen durch überbordende Verkehrsbelastung und Energieversorgungsanlagen, aber auch "Tag und Nacht laufende Lüfter der IT-Betriebe".

Der Stadtverwaltung liegen laut Bürgermeisterin Eva John bislang knapp 200 Einwendungen gegen das ambitionierte Projekt vor. Die abschließende Abwägung und Bewertung der Argumente, die zuletzt im Bauausschuss und im Stadtrat vorgesehen war, wurde angesichts der nicht bearbeiteten Schreiben wieder von der Tagesordnung genommen. Die Änderung des Flächennutzungs- und Bebauungsplans für das östlich der Autobahn A 95 gelegene Areal muss somit ins Jahr 2020 vertagt werden. Die Grünen laden derweil am Dienstag, 17. Dezember, zur Podiumsdiskussion in die Schlossberghalle ein (Beginn: 19.30 Uhr). Thema der Veranstaltung: "Schorn - eine schöne Bescherung".

© SZ vom 14.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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