Ausstellung in Starnberg:Das Spiel mit den Lichtreflexen

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Lichtspiegelungen im Wasser: Der Walchenee am Nachmittag, wie ihn der Maler Reiner Wagner sieht. (Foto: Georgine Treybal)

Die Galerie Thoma in Starnberg zeigt "Impressionen am Walchensee" und Edelstahl-Skulpturen. Präsentiert werden Werke von Reiner Wagner und Gabriela von Habsburg.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

Die Voralpenlandschaft und die Spiegelungen des Starnberger Sees waren bislang das Hauptthema des Künstlers Reiner Wagner. "Wenn ich aus dem Haus gehe, habe ich das Thema vor der Haustüre", sagt der akademische Maler, der im Ammerland lebt. Nun hat er seine Motive geändert. Zwar sind noch immer die Alpen im Hintergrund zu sehen und auch die Lichtspiegelungen im Wasser. Allerdings sind es dieses Mal Ansichten des Walchensees. "Impressionen am Walchensee" heißt daher die Ausstellung, die derzeit in der Galerie Thoma in Starnberg gezeigt wird. Im Spannungsfeld zu Wagners Werken stehen die abstrakten Edelstahlskulpturen der Bildhauerin Gabriela von Habsburg. Was die Werke der beiden Künstler jedoch verbindet, ist das Spiel mit Lichtreflexen.

Beide Künstler setzen Licht und Schatten oder Spiegelungen in der Sonne stets sparsam und zurückhaltend ein. Während Wagner bereits zum 15. Mal seine Werke in der Galerie Thoma zeigt, waren die Skulpturen der Bildhauerin von Habsburg bislang nur einmal in der Galerie Thoma während einer Gruppenausstellung zu sehen. Nach Angaben von Galerie-Inhaberin Doris Welker werden die Edelstahlwerke erstmals bei ihr in dieser Ausführlichkeit gezeigt.

Habsburg ist eine Tochter des 2011 verstorbenen Otto von Habsburg und seiner Frau Regina. Sie ist in Pöcking aufgewachsen, in Tutzing zur Schule gegangen und hat in München studiert. Als Künstlerin ist sie international tätig, ihre Werke sind vorwiegend in den deutschen Nachbarländern zu sehen, aber auch in den USA, Afrika, Asien und Osteuropa. Derzeit pendelt sie zwischen ihrem Haus am Ostufer des Starnberger Sees und Georgien, wo sie eine Professur an der Kunstakademie in der Hauptstadt Tiflis hat. Ihre Werke sind raumeinnehmend und dennoch filigran. Der Lichteinfall auf dem Edelstahl ist kein buntes Gleißen, sondern eine ruhige, leise Bewegung von durchlässigen, abstrakten Figuren und Linien. Eine Skulptur trägt den Titel "Highrise" in Anlehnung an ihre Reise nach Dubai. Dort hatten sie die teilweise höchsten Wolkenkratzer der Welt beeindruckt.

Bildhauerin Gabriela von Habsburg präsentiert ihre Edelstahl-Skulptur "Maiko". (Foto: Georgine Treybal)
Der Künstler Reiner Wagner, der in Ammerland lebt, hat den Walchensee auch in seiner nächtlichen Schönheit entdeckt. (Foto: Georgine Treybal)

Doch Titel sind ihr nicht wichtig. Sie seien lediglich für sie selbst von Bedeutung, sagt sie. Faszinierend sind ihre Werke insbesondere im Freien, wenn sie den Betrachter durch den stets wechselnden Lichteinfall Raum und Zeit vergessen lassen. Wie der Schriftsteller und Sinologe Tilman Spengler aus Ambach bei der Einführung in die Ausstellung erzählte, erfreue er sich als Nachbar täglich am Habsburg'schen Garten, in dem zwischen den Skulpturen Schafe weiden und Kinderschaukeln hängen.

Wagner war schon als Student an den Kunstakademien Berlin und München fasziniert vom Walchensee. Doch erst jetzt, nach einem Jahrzehnte langen Schaffen, hat er ihn zum Thema gemacht. Er zeigt die See-Ansichten in allen vier Jahreszeiten. Sein Stil ist unverwechselbar, realitätsnah, aber nicht realistisch. Berge, Stadel oder Bootshütten sind fest umrissen, jedoch stark vereinfacht. Ihm ist die Wirkung der Farben wichtig. Sie sind von intensiver Leuchtkraft. Er malt das Wasser in den Schattierungen, wie es sich je nach Lichteinfall von hell zu dunkel verändert. Auch der Schnee in seinen Winterbildern ist nicht einfach weiß, sondern rosa oder rot unterlegt. Dadurch bekommt das Weiß viele Töne.

"Einsiedler" heißt dieses Gemälde von Reiner Wagner. (Foto: Georgine Treybal)

In den Frühlingsbildern ist der schmelzende Schnee zu sehen, wenn schon die braune Erde durchscheint. Mit seinem lockeren Pinselduktus und seiner Detailgenauigkeit versucht Wagner dem Wesen der Dinge auf den Grund zu gehen. Das Walchensee-Sujet hat er nun abgeschlossen. Künftig will er wieder das Thema "Wege" aufgreifen, dem er sich bereits in früheren Jahren gewidmet hat.

Die Ausstellung mit Werken von Gabriela von Habsburg und Reiner Wagner ist zu den regulären Öffnungszeiten bis 11. Mai in der Galerie Thoma, Achheimstraße 4, in Starnberg zu sehen.

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