Kraillinger Ortsmitte:Ende gut, gar nichts gut

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Kraillings Bürgermeister Rudolph Haux (links) und Alfons Lammich von der beauftragten Straßenbaufirma geben die Pentenrieder Straße am Montag nach monatelangen Bauarbeiten wieder frei. (Foto: Georgine Treybal)

Nach den ersten vier Monaten Baustelle können die Straßen wieder pünktlich freigegeben werden. Der Wirt der benachbarten Brauerei will die Gemeinde auf Schadenersatz verklagen.

Von Carolin Fries, Krailling

Wenn es schon nicht viel zu Feiern gibt dieser Tage, warum dann nicht das Ende einer Baustelle zu einem kleinen Event aufblasen? Einer Baustelle wohlgemerkt, die die Gemeinde seit fast zehn Jahren vorbereitet, wie Kraillings Bürgermeister Rudolph Haux (FDP) betont. Also hat er am Montag höchstpersönlich die letzte Barke von der Pentenrieder Straße getragen, "froh, dass der Termin Ende November von der Baufirma wirklich gehalten werden konnte".

Vier Monate lang war die Straße für erste Arbeiten zur Neugestaltung der Ortsmitte gesperrt. Der Verkehr wurde umgeleitet, Bushaltestellen und -routen umgelegt. Von diesem Dienstag an ist die Ortsmitte wieder aus allen Richtungen ohne Umwege zu erreichen - "endlich" wie Sabri Konxheli sagt, Pächter der Kraillinger Brauerei.

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Der 44 Jahre alte Wirt hat "nichts gegen die Baustelle", wie er betont. Doch in die Planung habe man ihn nicht eingebunden - wo er doch besonders betroffen sei. Zwei Straßen führen zu seinem Restaurant, eine war wochenlang wegen der Bauarbeiten der Gemeinde gesperrt, die andere vom Würmtal-Zweckverband, der eine Trinkwasserleitung erneuert hat. Dazu Corona mit Auflagen und Schließungen. "Das ist schwierig", fasst Konxheli zusammen. Er fordert deshalb Schadenersatz von der Gemeinde und dem Würmtal-Zweckverband, "minimum 20 000 bis 30 000 Euro", genau müssten die Verluste erst noch erfasst werden.

Bislang habe sein Anwalt lediglich Antwort von der Versicherung des Zweckverbandes bekommen, welche auf die Pandemie verweise. "Eine Mitschuld an meinen Einbußen sieht der Verband nicht." Die Gemeinde habe das Schreiben ebenfalls an die Versicherung weitergeleitet, so Konxheli. Er erwartet eine gleichlautende Antwort und hat darauf auch schon eine Antwort parat: "Dann gehe ich vor Gericht. Gegen den Zweckverband und gegen die Gemeinde." Was ihn besonders stört: "Warum kommt keiner zum Reden?" Man kenne sich doch von zahlreichen Veranstaltungen, die Gemeinderäte genauso wie den Bürgermeister. "Das ist frech", mit anderen würde nämlich gesprochen. Partei-Veranstaltungen werde es in seinem Lokal deshalb künftig nicht mehr geben.

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Tatsächlich hat der Bürgermeister die Gewerbetreibenden aus der Margaretenstraße für den 16. Dezember zu einem Gespräche eingeladen. Denn im Zentrum der Gemeinde sollen sich die Bauarbeiten im kommenden Jahr stückchenweise fortsetzen, vom Frühjahr bis zum Winterbeginn. Man wolle das Grundkonzept zur Koordination des Verkehrs abstimmen, so Haux. Wie auch im Fall der "Kraillinger Brauerei" gelte es, die Zufahrt zu den Geschäften zu erhalten und den Einzelhandel zu unterstützen. Was er zu Konxhelis angedrohter Klage sagt? Er verstehe den Wirt, so Haux. Die Baustelle habe die durch Covid-19 angespannte Lage in der Gastronomie verschärft. Die Maßnahmen seien aber lange geplant und angekündigt gewesen.

Konxheli will versuchen, immerhin noch den Dezember zu retten. Von diesem Dienstag bietet er seine Speisen wieder zum Abholen an. Sein Angebot für Weihnachten: "Gans at home". Wer bis zum 10. Dezember bestellt, kann am 22. oder 23. Dezember das Weihnachtsessen vorgekocht abholen.

© SZ vom 01.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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