Seit Wochen häufen sich die Infektionen mit dem Coronavirus im Landkreis Starnberg. Betroffen sind neben jungen Menschen auch Ältere, die längst geimpft sind: Zum Beispiel im Caritas-Pflegeheim Marienstift, wo derzeit neun Bewohner positiv auf das Virus getestet worden sind. Einer davon sei in vergangenen Woche "mit" Corona gestorben, zwei würden im Krankenhaus behandelt, sagt die Geschäftsführerin der Caritas-Pflegeheime in Oberbayern, Doris Schneider. Den Erreger eingeschleppt habe wohl ein Reiserückkehrer. Auch sechs Mitarbeiter haben sich angesteckt, nicht alle davon waren laut Schneider geimpft.
Landrat Stefan Frey (CSU) und der Ärztliche Koordinator Bernhard Junge-Hülsing betrachten das Geschehen mit Sorge und raten nun grundsätzlich allen über 60-Jährigen und vulnerablen Personen, sich mit den Auffrischimpfungen gegen Covid-19 zu befassen. Schneider sieht darin aber ein Problem.
Ihren Appell hatten Frey und Junge-Hülsing insbesondere an Pflegekräfte in Alten- und Pflegeheimen und weiteren Einrichtungen für gefährdete Gruppen sowie an jene Berufsgruppen gerichtet, die in regelmäßigem Kontakt mit infektiösen Menschen stehen. Nach ärztlicher Beratung und frühestens sechs Monate nach der ersten vollständigen Impfserie könnten sie sich nun bei einem Arzt ihrer Wahl oder im Impfzentrum des Landkreises Starnberg impfen zu lassen, teilen sie mit: Das sei "ein wichtiger Schritt zur Prävention", weil vor allem bei Älteren und vulnerablen Menschen ein höheres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf bestehe.
"Wissenschaftliche Erkenntnisse belegen, dass mit nachlassender Immunität und einer schwächeren Ausprägung der Immunität bei den über 80-Jährigen zu rechnen ist", sagt Junge-Hülsing. Dadurch könne es vermehrt zu Impfdurchbrüchen kommen. Zudem seien bei vielen Hochbetagten, immunsupprimierten Patienten, Schwerkranken, aber auch bei Personen nach einer Vektor- Immunisierung mit Astra Zeneca oder Johnson&Johnson sehr niedrige Antikörper-Titer nachweisbar.
Doris Schneider von der Caritas mag dies nicht bestreiten. Dennoch, sagt sie, brächten sie derlei Aufforderungen in "ein Dilemma": "Wir haben noch keine Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) dazu - und jedes Gesundheitsamt geht aus diesem Grund anders mit dem Thema Auffrischungsimpfungen um."
Sie empfehle derzeit daher den Angehörigen, die so eine "Booster"-Impfung nun einforderten, nun Kontakt mit dem behandelnden Arzt der Pflegebedürftigen aufzunehmen. Diese könnten am besten beurteilen, wie sinnvoll das gegenwärtig für ihre Patienten ist: "Wenn wir dann aber das Ok der Stiko haben, werden wir die mobilen Impfteams selbstverständlich wieder organisatorisch unterstützen."