Dauerregen:Die Pegel im Fünfseenland steigen

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Es regnet so stark wie statistisch gesehen nur alle zehn Jahre. Unterführungen werden gesperrt, die Feuerwehr füllt Sandsäcke, Keller und eine Gaststätte laufen voll.

Von Christian Deussing und Armin Greune, Starnberg

Das Fünfseenland bleibt in Alarmbereitschaft: Noch ist die Hochwassergefahr an Bächen und Flüssen nicht gebannt, die Anwohner am Ammersee müssen in den nächsten Tagen mit Überflutungen rechnen, auch der Starnberger See könnte einige Wochen später über die Ufer treten. Am Dienstagmorgen lässt der Dauerregen die Pegel der Gewässer beständig steigen, die Ammer hat bei Weilheim bereits in der Nacht Hochwasser-Meldestufe drei überschritten und ist unter anderem zwischen Pähl und Fischen großflächig aus ihrem Bett gebrochen. Am Mittag gehen die Pegel vorübergehend zurück, doch dann setzt erneut starker Regen ein.

Je näher die Orte an den Alpen liegen, umso heftiger fallen bislang die Niederschläge aus, die Sonntagabend eingesetzt haben. So sind in Gilching seitdem 75 Liter pro Quadratmeter registriert worden, in Rothenfeld 81 und in Dettenschwang bei Dießen 86 Liter pro Quadratmeter - solch ein Starkregen tritt dort statistisch nur alle zwei bis zehn Jahre auf.

Die Unterführung an der B2-Ausfahrt Pöcking-Nord ist gesperrt. (Foto: Georgine Treybal; .)

Ein Brennpunkt im Landkreis Starnberg ist am Dienstag zunächst der Tutzinger Ortsteil Traubing: Dort füllen Feuerwehrleute und Helfer hundert Sandsäcke, die auf Paletten gestapelt mit dem Traktor in die Ortsmitte gefahren und an die Bewohner verteilt werden. Besonders gefährdet sind die Grundstücke und Häuser am Schwarzen Graben, in den der Deixlfurter See und der Bachablauf in Traubing hineindrücken. Am Gerätehaus befinden sich noch weit mehr als tausend leere Säcke, die schnell mit Sand gefüllt werden könnten. "Wir sind gewappnet und haben genug Vorrat", berichtet Traubings Feuerwehrkommandant Franz Matheis.

Die Feuerwehren im Fünfseenland sind wegen der heftigen Regenfälle bereits seit Montagabend im Einsatz. Am frühen Dienstagmorgen verschärft sich die Lage deutlich, mehr als 30 Einsätze wegen Überschwemmungen und voll gelaufener Keller sind zu verzeichnen. Die Schwerpunkte seien derzeit Tutzing, Feldafing, Pöcking und Starnberg, sagt Anton Graf, Sprecher der Starnberger Kreisbrandinspektion.

Laut der Starnberger Polizei muss die Unterführung an der B2-Ausfahrt Pöcking-Nord frühzeitig für den Verkehr gesperrt werden, weil das Regenrückhaltebecken übergelaufen ist und die Unterführung überflutet hat. In Fahrtrichtung Starnberg sammelt sich das Wasser vor dem Tunnel Pöcking in einer größeren Lache, die Straßenmeisterei versucht, das Wasser abzupumpen. In diesem Bereich gilt am Dienstag Tempo 50. Gesperrt ist die B2-Unterführung von Pöcking nach Maising. Viele kleinere Straßen sind überschwemmt.

In Starnberg steht der Gastraum der Griechischen Taverna unter Wasser. (Foto: Feuerwehr Starnberg/oh)

Im Dauereinsatz ist vor allem die Starnberger Feuerwehr, die etliche Keller leerpumpen muss - zum Beispiel in einer Neubauvilla am Hang der Wilhemshöhenstraße. Am späten Nachmittag steht auch noch die Griechische Taverna beim Hotel Bayerischer Hof am Bahnhofsplatz unter Wasser. Aus Sicherheitsgründen lässt die Stadt Starnberg die überflutete Nepomukunterführung zwischen Ludwigstraße und Nepomukweg sowie und einen Teil der Maisinger Schlucht sperren. Auch die Sitzstufen am Georgenbach müssen wegen der reißenden Wassermassen vorübergehend geschlossen werden.

Zudem rückt bereits morgens die Feuerwehr Berg zur Kreissparkasse in der Ortsmitte aus, weil Wasser über den Lichtschacht in den Keller eingedrungen ist, wie Einsatzleiter Martin Höbart berichtet. In den Berger Ortsteilen Bachhausen und Farchant, wo laut Feuerwehr der Lüßbach zum Abend hin bedrohlich ansteigt, rücken ebenfalls Einsatzkräfte aus. Zum Glück stünden 300 gefüllte Sandsäcke im Berger Bauhof für den Ernstfall zur Verfügung, sagt der Bachhauser Feuerwehrchef Markus Doll. Am frühen Abend fürchtet die Traubinger Feuerwehr, dass der Deixlfurter Bach auch die Tutzinger Straße überflutet. "Es fehlen teilweise nur fünf bis zehn Zentimeter dazu, es ist sehr knapp", sagt Kommandant Matheis, der eine äußerst unruhige Nacht für Einwohner und Feuerwehrleute befürchtet.

© SZ vom 22.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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