Coronavirus:Gerüstet für eine Pandemie

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Beatriz Parente Matschke zeigt die Station, die für Covid-19-Patienten bereit steht. (Foto: Nila Thiel)

Die Gautinger Asklepios-Klinik verfügt bayernweit über die größte Abteilung für Infektionskrankheiten der Lunge - und gilt im Notfallplan des Landkreises als Pandemiezentrum. Alle Krankenhäuser verschieben Eingriffe, um Betten freizuhalten.

Von Carolin Fries, Gauting/Starnberg

Kistenweise stapeln sich die Schutzmasken und Desinfektionsmittel im Stationszimmer, sogar ein paar Packungen mit Einmalzahnbürsten liegen bereit. Auf Station B2 in der Asklepios-Lungenklinik in Gauting bereitet man sich auf den "worst case" vor, wie Sprecherin Beatriz Parente Matschke sagt. Das Krankenhaus ist Pandemiezentrum für den Landkreis Starnberg. Schwere Fälle von Covid-19-Patienten würden hier behandelt, sollte der Landkreis seinen Pandemieplan aktivieren müssen. In den vergangenen Tagen ist die Zahl der mit dem Coronavirus infizierten Personen täglich gewachsen. Am Freitagabend zählte das Gesundheitsamt 35 Infizierte - mehr Fälle gibt es bayernweit nur in München und im Landkreis Freising.

"Wir haben unseren Pandemieplan nicht nur aktualisiert, wir arbeiten bereits danach", sagt Landrat Karl Roth (CSU). Der Maßnahmenkatalog aus dem Jahr 2012 sei nun "zugespitzt auf Corona". Dieser regele stufenweise Maßnahmen zur Eindämmung des Virus, eine zentrale Rolle spiele aber die Versorgung erkrankter Personen. "Noch sind fast überall Betten frei", sagt Roth. Laut Thomas Weiler, Geschäftsführer der Starnberger Kliniken, verfüge der Landkreis grundsätzlich über eine sehr hohe Bettendichte. Dennoch werde aktuell jeder Eingriff in den Krankenhäusern in Starnberg, Seefeld, Herrsching und Penzberg, das auch zum Verbund gehört, auf seine unbedingte Notwendigkeit geprüft. Ziel sei es, möglicht viele der etwa 600 Betten für Infizierte bereit zu halten.

Die Asklepios-Klinik in Gauting ist Pandemiezentrum für den Landkreis. (Foto: Nila Thiel)

Gleiches gilt in Gauting: "Wir bestellen keine Patienten mehr ein, die nicht unbedingt kommen müssen", sagt Parente Matschke. Die Lungenfachklinik bietet Platz für 268 Patienten. Dass aktuell eine komplette Station wegen eines Umbaus leer stehe, sei ein "passender Zufall". Eigentlich wollte die Klinik hier ihre Beatmungs- und Intensivstation erweitern - nun könnte es bald die ersten Coronavirus-Patienten geben.

Wie viele Coronavirus-Patienten die Kliniken im Landkreis versorgen könnten, dazu wollen weder Weiler noch Parente Matschke konkrete Zahlen nennen. Nur eines verrät Weiler: "Die kleinste Ressource wird die Intensivkapazität sein." Hier gelte es im Pandemiefall gezielt zu sondieren und zuzuweisen. "Die Gautinger Kollegen sind prädestiniert, um schwerst kranke Patienten zu behandeln." Die Asklepios-Klinik verfügt bayernweit über die größte Abteilung für Infektionskrankheiten der Lunge, hat aber keine Notaufnahme. Deshalb befinden sich bislang alle acht Coronavirus-Patienten, die stationär überwacht werden, im Starnberger Krankenhaus.

Die Station wurde auf den "worst case" vorbereitet. (Foto: Nila Thiel)

Klinik-Chef Weiler rechnet mit weiteren Fällen, den Pandemieplan nennt er seine "Bibel": "Da schaue ich täglich rein." Das etwa zehnseitige Papier sei Teil des roten Katastrophenschutz-Ordners in seinem Büro. Wie er die Lage einschätzt? Als "ganz ernsthafte Situation", sagt er. Es gelte nun, "das Abzurufen und Umzusetzen, was wir gelernt haben - und tief durchzuatmen".

Auf der Station B2 in Gauting ziehen am Freitagvormittag die letzten Reinigungstrupps durch die Zimmer. "Wir halten ausreichend personelle wie auch materielle Kapazitäten vor", sagt Parente Matschke und zwingt sich zu einem Lächeln. Ersteres sei aktuell die größere Herausforderung. Wer wird von Montag an die Kinder der Ärzte und des Pflegepersonals betreuen? Parente Matschke hat am Freitag versucht, eine Notfallbetreuung in der Kita auf dem Klinikgelände zu organisieren, "wir wollen unsere Leute in dieser Situation nicht alleine lassen". Thomas Weiler hält es nicht für sinnvoll, während der Schließung von Schulen und Kitas ausgerechnet die Kinder von Ärzten und Pflegepersonal gebündelt zu betreuen. "Die bessere Lösung scheint mir hier die Betreuung durch den sorgeberechtigten Partner oder jemand anderen."

© SZ vom 14.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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