Toter Tretbootfahrer vom Ammersee:"Sie haben sich seltsam verhalten"

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Das Tretboot "Karlo" hatten die beiden Männer bei einem Herrschinger Bootsverleih für ihre Tour auf dem Ammersee gemietet. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Ermittlungen im Fall des toten Tretbootfahrers vom Ammersee dauern an. Bisher geht die Krimimalpolizei von einem Unglücksfall aus - nun wird der Leichnam obduziert.

Von Christian Deussing, Herrsching

Nach tagelanger Suche ist am frühen Mittwochabend die Leiche des vermissten Tretbootfahrers in neun Metern Tiefe im Ammersee entdeckt worden. Der leblose Körper des 59-jährigen Mannes war mit Hilfe eines Sonargerätes und Spürhunden in der Herrschinger Bucht geortet und mit dem Roboter eines privaten Tauchdienstes und der Besatzung des neuen Dießener Polizeibootes geborgen worden. Die Staatsanwaltschaft München II ordnete eine Obduktion an, um die genaue Ursache für den Tod des Rumänen zu klären.

Dessen 27-jähriger Begleiter war am vergangenen Sonntagnachmittag hilflos, durchnässt und zunächst nicht ansprechbar auf dem Leihtretboot "Karlo" aufgefunden worden, das führerlos in der Herrschinger Bucht herumdümpelte. Laut Polizei war der gerettete Mann erheblich alkoholisiert, ein Promillewert wird aber bisher nicht mitgeteilt.

Die Männer gingen mit zwei vollen Gläsern Bier aufs Boot

Der jüngere Mann hatte gegen 15 Uhr bei einem Herrschinger Bootsverleiher das neue Tretboot mit vier Sitzen gemietet, an dem sich eine Trittleiter befindet. Nach zehn Minuten sei er bereits zurückgekommen, um seinen älteren Begleiter zu überreden, doch mitzukommen, erzählt der Bootsverleiher. Die Stimmung zwischen beiden sei nicht gut gewesen. Zuvor hatten die Rumänen nebenan beim Bistro "Bayrische Brandung" getrunken. Dort bezahlten sie auch noch zwei volle Gläser Bier, mit denen sie das Boot bestiegen. "Beide waren schon wohl nicht mehr ganz nüchtern gewesen, als sie bei uns ankamen", berichtet Gastronom Miene Gruber. Die Männer hätten aber nicht so betrunken gewirkt, um sie nicht auf ein Tretboot zu lassen. Zumal sei es windstill und der See spiegelglatt gewesen, erzählt Gruber. Der Unfall sei für ihn rätselhaft, und er frage sich, "wie das alles passieren konnte".

Die Dießener Wasserschutzpolizei war an dem Einsatz beteiligt. (Foto: Polizeipräsidium Oberbayern Nord)

Das will die Kripo Fürstenfeldbruck herausfinden und wartet jetzt auf das Ergebnis der Obduktion. Ist der recht korpulente Mann verletzt worden, gibt es Würgemale, Stichwunden, Blutergüsse und Prellungen durch Schläge oder andere Hinweise auf einen gewaltsamen Tod? Das können Rechtsmediziner nachweisen. Nach dem ersten Eindruck seien jedoch äußerlich keine Verletzungen am Leichnam aufgefallen, sagt Kripochef Manfred Frei. Bei den Ermittlungen geht es auch um die Frage, in welcher persönlichen und beruflichen Beziehung die beiden Rumänen zueinander standen, die in Moldawien wohnhaft waren.

Die Ermittler wollen auch klären, ob der 27-Jährige bei dem älteren Begleiter womöglich Schulden habe oder es andere Motive gebe, die zu einer Straftat geführt haben könnten. Man müsse den Fragen in diesem Fall nachgehen und dürfe erstmal nichts ausschließen - allein deshalb, um sich später nicht möglichen Vorwürfen der Hinterblieben auszusetzen, wie der Leiter der Kripo Fürstenfeldbruck erläutert. Doch bislang gehe man von einem "selbst verschuldeten Unglücksfall" aus, bei dem der womöglich ebenso alkoholisierte Mann über Bord gegangen und im kalten Wasser ertrunken ist. Zeugen hätten zudem über die beiden Tretbootfahrer auf dem See mitgeteilt: "Sie haben sich seltsam verhalten", so Frey.

Siegfried Dumbsky ist Einsatzleiter der Landsberger Kreiswasserwacht auf dem Ammersee und seit 40 Jahren als Rettungskraft aktiv. Er kann sich nicht erinnern, dass bisher jemand auf einer Tretboot-Tour ertrunken ist.

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