25 Jahre Spacelab-D2:Zurück in die Zukunft

Lesezeit: 2 min

Völlig losgelöst von der Erde: Astronaut Ulrich Walter vor 25 Jahren bei der Spacelab D-2-Mission. (Foto: ESA/DLR)

Die zehntägige Mission war die erste, die vollständig in Oberpfaffenhofen gesteuert wurde. Ministerpräsident Markus Söder nutzt die Feier, um für das bayerische Raumfahrtprogramm "Bavaria One" zu werben.

Von Astrid Becker, Oberpfaffenhofen

Pampers. Und der damit verbundene Geruch. Das ist das erste, was dem Raumfahrtingenieur und Astronauten Ulrich Walter zum 26. April 1993 einfällt. Ein denkwürdiges Datum für ihn, für den Physiker Hans Schlegel und ihren amerikanischen Kollegen, die an diesem Tag in den Orbit geflogen sind, um dort an den Auswirkungen der Schwerelosigkeit zu forschen. Ihre zehntägige D-2-Mission und ihre 88 naturwissenschaftlichen und biomedizinischen Experimente gelten als Vorreiter für die heutige deutsche und europäische Forschung auf der Internationalen Raumstation ISS. 25 Jahre nach der zweiten Spacelab-Mission ist am Freitag mit Ministerpräsident Markus Söder und mehreren hundert Gästen im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen gefeiert worden.

Im Kontrollraum wachte seinerzeit Reinhold Ewald, der 1997 ins All fliegen durfte. (Foto: ESA/DLR)

Denn auch dieses hat damals Geschichte geschrieben: Erstmals hatte damals die Nasa einem deutschen Kontrollzentrum, dem German Space Operations Center (GSOC) in Oberpfaffenhofen, die komplette Abwicklung, Koordination und Überwachung einer solchen Mission überlassen. Zweifellos ein Grund zum Feiern und auch ein gebührender Anlass für jemanden wie Söder, sich dort auch persönlich blicken zu lassen. Und zwar keineswegs nur, wie er eingangs in seiner Rede beteuert, "schon immer" Star Wars- und Science-Fiction-Fan zu sein und sich deshalb so freut, dass die Feier auf den 4. Mai gelegt worden ist, dem internationalen Star-Wars-Tag. Nein, es ist auch gleich ein Grund für ihn, etwas näher auf sein angekündigtes Raumfahrtprogramm Bavaria One einzugehen.

Raumfahrt
:"Calling Munich"

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Oberpfaffenhofen feiert dieses Jahr sein 50-jähriges Bestehen. 71 Missionen wurden in den vergangenen fünf Jahrzehnten von hier aus gesteuert und überwacht.

Von Jacqueline Lang

Viel Geld verspricht er allein schon für die Schaffung von mindestens 20 neuen Lehrstühlen in diesem Fachgebiet. Mit allen denkbaren Partnern, so auch mit der DLR, soll dazu ein entsprechendes Konzept an der TU München erarbeitet werden. In den vergangenen 20 Jahren sei Bayern in Sachen Raumfahrt etwas zurückgefallen, nun soll es wieder führend auf diesem Gebiet werden, "Bavaria One" eben. Das verspricht Söder regelrecht, und die anwesenden Gäste sind aus nachvollziehbaren Gründen begeistert und werden auch nicht müde, dem neuen Ministerpräsidenten à la Star Wars zu wünschen: Möge die Macht mit Dir sein.

Allen voran auch Ulrich Walter, der selbst Inhaber eines Lehrstuhls für Raumfahrttechnik an der Technischen Universität München ist. Wie die anderen Crew-Mitglieder, die zur Feier gekommen sind, Tom Henricks, Jerry Ross und Hans Schlegel, wird er den 26. April und die ungefähr fünf Jahre dauernden Vorbereitung darauf wohl nie vergessen. Aber auch nicht, dass die Mission mehrmals verschoben werden musste. Zuletzt auf höchst spektakuläre und bislang wohl einzigartige Weise am 22. März 1993. Die Crew hatte sich bereits an Bord der US-Raumfähre Columbia begeben, als drei Sekunden vor dem Abheben eine Warnsirene ertönte und der Bordcomputer binnen kürzester Zeit sämtliche Triebwerke abschaltete. Ein fehlerhaftes Ventil hatte dazu geführt, wie sich später für die Astronauten herausstellte. "Höchst gefährlich war das", erzählt Ulrich am Freitag: "Es hätte alles explodieren können."

Am Freitag besuchte Ministerpräsident Markus Söder die Astronauten von damals. (Foto: Arlet Ulfers)

Fünf Wochen später klappt aber alles. Um 18.51 Uhr mitteleuropäischer Zeit hebt die Columbia vom Kennedy Space Center in Florida ab. Nach acht Minuten erreicht sie den Orbit. Dort müssen die Astronauten erst einmal ihre Raumanzüge ausziehen und damit auch die Windeln, die obligatorisch für den Flug ins All sind, "weil da der Druck auf die Blase recht groß wird", wie Walter erklärt. Die Pampers seien zwar schnell entsorgt gewesen, aber ihr Duft, "das war meine erste Empfindung dort droben."

© SZ vom 05.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: