Wie, Frau Ferres? Es ist 21.27 Uhr, und Sie steigen ins Taxi? Jetzt schon? "Jetzt schon!", antwortet Veronica Ferres sehr bestimmt, aber mit einem leichten Lächeln. Warum die bekannte Schauspielerin zur Eröffnungsparty ins St. Ribs am Viktualienmarkt gekommen ist, mag manchem ohnehin ein bisschen rätselhaft erscheinen. Schließlich ist sie als Vegetarierin bekannt, und das St. Ribs hat sich entschieden dem Fleischgenuss, wenn auch dem nachhaltigen, verschrieben.
Da ist schon eher erklärlich, dass kurz vor Ferres' Abschied der Münchner Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) auftaucht. Den könnte man mehr unter die Veganerfresser eingruppieren, auch wenn er als Wiesnchef gelegentlich betont, dass man sich auch auf dem Oktoberfest sehr gut vegetarisch und vegan ernähren kann. Dabei bevorzugt er selbst - das darf man annehmen - eher Tier auf dem Teller.
Man sieht schon: Die altbekannten Gegensätze passen nicht mehr so ganz. Darauf setzen auch Max Schlereth, Inhaber der Derag Living Hotels und damit auch des Hauses in der Frauenstraße am Viktualienmarkt, und der Gastronom Moritz Haake, dem unter anderem die Burger & Lobster Bank gehört. Demnächst wird er zusammen mit Werner Hochreiter, Wirt des Viktualienmarkt-Biergartens und des kleinen Zelts Zur Bratwurst auf der Wiesn, den neuen Haxengrill in der Sparkassenstraße eröffnen. Dort, wo früher der Haxnbauer war.
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An diesem Dienstagabend wird aber erst einmal das neue St. Ribs gefeiert - dort, wo bis vergangenes Silvester das vegetarische Sternerestaurant Tian residierte. Das neue Restaurant ist da gar kein Widerspruch. Denn, so Haake, auch Fleischgenuss kann und muss nachhaltig sein. Auch deshalb habe man Rippchen von Schwein, Kalb und Rind in den Mittelpunkt der Karte gestellt. Denn diese Teile würden normalerweise als minderwertig betrachtet und höchstens mal im Biergarten angeboten, blieben dann "als zähe Fasern, die einem noch Tage zwischen den Zähnen hängen", in Erinnerung. Im St. Ribs präsentiere man hingegen saftige, edel verarbeitete Stücke "mit richtig viel Fleisch". Insofern, meint Haake, sei es durchaus nachhaltig, den Fleischkonsum wieder zu etwas Besonderem zu machen. Seltener, aber dafür besser: "Unsere Rippchen sind sozusagen der Sonntagsbraten reloaded!"
Das St. Ribs hat zwar schon im Juli eröffnet, aber nun will man es noch einmal richtig krachen lassen, und die Party ist, wie soll man sagen: ein wenig Achtzigerjahre reloaded. Mit Promis aller Art, wie der Schauspielerin Anna Schudt und ihren Kollegen Ken Duken und Heikko Deutschmann, die sich an einem lose abgesperrten Ehrentisch eher zurückhaltend zu amüsieren scheinen. Da sind die Kolleginnen und Kollegen aus der Gastronomie schon besser dabei. Friedemann Findeisen, der Gründer der extrem erfolgreichen L'Osteria-Kette, Werner Hochreiter, Fabrice Kieffer vom Sternerestaurant Les Deux und Wolfgang Greiner von der Munich Hotel Group, der im kommenden Frühjahr das Hotel Königshof wiedereröffnen darf. Auch Holger Stromberg ist gekommen, der ehemalige Koch der deutschen Fußballnationalmannschaft, als die noch richtige Erfolge feiern konnte.
90 Flaschen Champagner und "ihr trinkt alle keinen"
Einen schönen Erfolg mit viel Applaus feiert dann der Sänger Clueso, der zu einem halbstündigen Akustikset gekommen ist. Mit Tim Neuhaus und Konstantin Doeben aus seiner Band. Und dem Zug übrigens, darauf legt er Wert, denn auch er ist nachhaltig unterwegs. Er singt "Chicago", und natürlich "Cello", den großen Hit, den er zusammen mit Udo Lindenberg aufgenommen hat.
Der fehlt an diesem Abend, denn mit ihm hätte man wohl richtig Party machen können. So ganz klappt das mit den "Achtzigerjahren reloaded" nämlich nicht. "Ich habe 90 Flaschen Champagner eingekauft!", ruft Moritz Haake um halb zehn in den Raum, "der soll nicht übrig bleiben. Ihr trinkt alle keinen Champagner!" Stimmt. Die Getränke des Abends sind Kir Royal (Achtziger!), Schnitt vom Augustiner-Bier und Wasser. Alles sehr nachhaltig eben.