Talentiade 2019:Diese jungen Talente stehlen selbst Felix Neureuther die Show

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Felix Neureuther mit den Bewegungskünstlern des Gymnasiums Gilching. (Foto: Stephan Rumpf)

Über versenkte Boote, Schuhplatteln auf finnisch, Alberto Tombas Unterhosen und Fair Play: Die Preisverleihung der SZ-Talentiade 2019 erzählt kuriose und bewegende Geschichten.

Von Gerhard Fischer

Die kleine Hannah Schreiber, 13, steht auf der Bühne zwischen hochgewachsenen Männern und legt eine große Show hin. Der eine, Sportredakteur Andreas Liebmann, hat gerade erzählt, dass Hannah, damals neun, ihr erstes langes Rennen mit dem Vater als Geleitschutz gelaufen sei. Aber bloß kurz. Nach 800 Metern hatte sie ihn abgehängt. Da fragt der andere Große, Region-Sportchef Johannes Schnitzler, ob sie, Hannah, so schnell gewesen sei, oder der Vater so langsam. "Beides", sagt Hannah. Der Saal lacht, es sind mehr als 300 Leute da, und später sagt einer, diese Hannah sei "die Preisträgerin der Herzen".

Es ist ein Abend, an dem sehr viele Geschichten erzählt werden. Etwa über die Preisträgerin Nadja Brunschlik, die bei ihrer ersten Ruderregatta als Zehnjährige ein anderes Boot gerammt und versenkt hat. Oder über Valentin Zapf, der bei Kai Pflaumes Show "Klein gegen Groß" mehr Riesenfelgen am Reck schaffte als der Weltmeisterschaftszweite Philipp Boy.

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Um 18 Uhr ist Einlass im Turm der Süddeutschen Zeitung. Es ist heiß draußen, das ist fast unnötig zu erwähnen, vor dem Gebäude klatschen sich junge, athletische Burschen in Sportkleidung ab. Im Foyer werden Fotos gemacht, von Teenagern in grünen Trikots, die den Schriftzug "TSV Forstenried" auf dem Rücken tragen - und von Hannah Schreiber, die sich hinkniet, um die Startposition einer Läuferin, die sie ja ist, zu simulieren. Die ersten Funktionäre tauchen auf, Bernhard Slawinski vom Fußballverband, Tobias Kohler von der Olympiapark GmbH, Eishockey-Bundestrainer Toni Söderholm. Junge Handballer reden davon, dass Dominik Klein auch kommen werde, der Weltmeister von 2007, ein Mann, der 1,90 Meter groß ist und trotzdem "Mini" genannt wird.

Es ist 18.51 Uhr, als der bekannteste Mensch an diesem Abend das Foyer betritt, Felix Neureuther, der emeritierte Skifahrer; er trägt ein weißes Hemd und weiße Sneaker und wird rasch umringt von jungen Sportlern, aber es dauert zehn Minuten, ehe der erste um ein gemeinsames Foto bittet. Zunächst jongliert Neureuther mit Bällen, die sie ihm in die Hand drücken, und mit dem Spielgerät Diabolo.

Im Saal im ersten Stock, in dem bereits zum zehnten Mal die Preise verliehen werden, ist es zunächst dunkel. Die Gruppe "Bewegungskünste" des Christoph-Probst-Gymnasiums aus Gilching hantiert mit leuchtenden Keulen und formt am Ende freundlicherweise ein "SZ". Johannes Schnitzler freut sich über "diesen schönen, bunten Anfang", und bevor die Veranstaltung schön und bunt weitergeht mit vielen Scherzen und Anekdoten auf der Bühne, stellt er die Band Buffzack vor. Sie macht an diesem Abend die Musik, und ihre Mitglieder sehen großartig aus, denn sie tragen Kleidung, deren Musterung an Vorhänge oder Teppiche der 1970er Jahre erinnert. "Gut, dass es keine Dopingproben für Klamotten gibt", sagt Schnitzler.

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(Foto: Stephan Rumpf)

Felix Neureuther versucht sich an einer Diabolo-Jonglage.

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(Foto: Robert Haas)

Und auch wenn der Ski-Profi für einen sparsameren Umgang mit dem Smartphone warb - Erinnerungsfotos schießen war natürlich erlaubt.

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(Foto: Stephan Rumpf)

Nach der Verleihung stärken sich die Preisträger und Gäste der Festveranstaltung beim großen Barbecue vor dem SZ-Hochhaus.

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(Foto: Robert Haas)

Und die Musi spielt dazu: Buffzack begleiteten den Abend mit Trompete, Tuba und Posaune.

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(Foto: Robert Haas)

Bunter Auftakt für einen bunten Abend: Die Gruppe "Bewegungskünste" des Gymnasiums Gilching eröffnete die Preisverleihung mit ihren Leuchtkeulen.

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(Foto: Stephan Rumpf)

Danach überreichten prominente Paten wie Eishockey-Bundestrainer Toni Söderholm (ganz rechts)...

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(Foto: Stephan Rumpf)

...Talenten wie Valentin Zapf...

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(Foto: Stephan Rumpf)

...und der U17 des SE Freising ihre Preise.

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(Foto: Robert Haas)

Auch die Kleinsten holten sich danach fleißig Autogramme.

Neureuther kommt auf die Bühne. Er passt perfekt zu diesem Abend, weil er locker ist und etwas tut, damit Kinder Sport treiben, etwa mit seiner Stiftung "Beweg dich schlau". Er sagt, Vorbilder seien wichtig, sein Idol sei Alberto Tomba gewesen, er habe sogar dessen Unterhosen getragen. "Also nicht seine eigenen", schiebt er nach, sondern jene aus Tombas Kollektion.

Kira Weidle, zuletzt zweimal Dritte im Ski-Weltcup, gesellt sich dazu; sie war 2011 Preisträgerin der Talentiade. Eine schöne, Mut machende Geschichte. Der erste Geehrte 2019, der Turner Valentin Zapf (der von "Klein gegen Groß"), nimmt seinen Preis an und verlässt die Bühne mit einem Handstand. "Der könnte auch einen Salto runter machen", schlägt Neureuther vor. "Ist ein Arzt anwesend?", fragt Schnitzler.

Als die Tölzer Eishockey-Junioren - sie tragen keine Vorhänge, sondern Lederhosen - ausgezeichnet werden, ist auch Bundestrainer Söderholm auf der Bühne, und als er sie wieder verlässt, ruft Moderator Schnitzler dem Finnen hinterher: "Toni, weißt du, was Schuhplatteln ist?" Söderholm dreht sich um und sagt nur etwas zwischen "hmmh?" und "hä?" Was heißt Schuhplatteln auf finnisch?

Manchmal werden auch Videos gezeigt, von Preisträgern, die es an diesem Abend nicht zum SZ-Turm geschafft haben. Amelie Zachenhuber etwa, 15-jährige Schwimmerin, die über 50 Meter Freistil schneller ist als Franziska van Almsick in diesem Alter. Zachenhuber ist gerade bei den Europäischen Olympischen Jugendspielen in Aserbaidschan. Sie spricht Bairisch und sagt, sie finde es "schade ums guade Essen", das sie versäume. Die Leute lachen. Dann gehen sie raus auf den Vorplatz, um das Essen zu genießen. Bernhard Slawinski steht in der Barbecue-Schlange und sagt, er liebe die "sehr, sehr schöne Atmosphäre" der Talentiade - und dass nicht bloß auf Leistungssport gesetzt werde, sondern auf "Teamgedanken und Fair Play".

Fehlt noch was? Hannah Schreiber hat auf der Bühne gesagt, ihr Sport habe ihr von Anfang an "Spaß gemacht".

© SZ vom 26.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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