Fünf Für München:Symphonik meets Blasmusik

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Dirigiert bald das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks: Sir Simon Rattle. (Foto: Doug Peters/picture alliance/dpa/PA Wire)

Sir Simon Rattle plant einen Hoagascht, Jane Goodall holt sich wieder einen Preis in München ab, Elmar Wepper und Thomas Müller bekommen eine Medaille - unsere Münchnerinnen und Münchner der Woche.

Von Sabine Buchwald und Martina Scherf

Musizieren

Für seinen Einstieg in München hat sich Sir Simon Rattle etwas Besonderes ausgedacht: einen "Symphonischen Hoagascht" mit Blasmusikern. Der künftige Chefdirigent des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks sucht Blasmusik-Ensembles aus ganz Bayern, mit denen er zusammen mit dem BR-Orchester im Sommer 2024 ein großes Konzert geben will.

Simon Rattle, der nach den Berliner Philharmonikern und dem London Symphony Orchestra in diesem Jahr nach München wechselt, möchte die Traditionen seiner neuen musikalischen Heimat kennenlernen, wie er sagt. Und wie ginge das besser als durch gemeinsames Musizieren? Der Brite hat in seiner Karriere immer wieder Grenzen überschritten und die Verbindung mit Menschen gesucht, die nicht ins Raster der klassischen Musik passen. Ziel dieses ungewöhnlichen Hoagascht, so der Chefdirigent, sei es, klassische Symphonik mit traditioneller Blasmusik zu verbinden, Laien und Profis zusammenzubringen und den Austausch zwischen den unterschiedlichen Musikensembles zu fördern. Im Frühjahr 2024 sollen an den jeweiligen Heimatorten der ausgewählten Gruppen Workshops mit Mitgliedern des BR-Symphonieorchesters beginnen. An zwei Probentagen in München wird dann gemeinsam die "Grande symphonie funèbre et triomphale" von Hector Berlioz sowie ein eigens für die Ensembles komponiertes Werk von Lorenz Dangel geprobt. Ergänzt wird das Programm durch traditionelle Blasmusik der Ensembles. Das Abschlusskonzert mit rund 300 Musikerinnen und Musikern findet am 7. Juli 2024 im Showpalast München statt. Bewerben kann man sich bis 26. Mai, Informationen unter www.br-so.de.

Helfen

Für ihr soziales Engagement hat die Stadt München Gertraud Wicht mit der Medaille "München leuchtet" in Bronze ausgezeichnet. Die 86-Jährige hilft bis heute Menschen in Not. Jahrzehntelang engagierte sie sich in der Hilfe für Drogensüchtige. Sie war Mitbegründerin der Organisation "SOS Sucht ohne Strafe" - und Vorreiterin einer fortschrittlichen Drogenpolitik in der Stadt, um Betroffene aus der Illegalität zu holen. Neben ihrem Beruf als Altenpflegerin war sie zudem 17 Jahre lang als ehrenamtliche Drogenberaterin im Telefondienst der Suchthotline München tätig. Und noch immer strickt sie Socken für Obdachlose.

Ehren

FC Bayern-Spieler Thomas Müller wird sie dieses Jahr bekommen, die Bayerische Staatsmedaille für soziale Verdienste. Auch der Schauspieler Elmar Wepper, die aus Afghanistan stammende Künstlerin Mahbuba Maqsoodi und Bettina Spahn, Leiterin der Katholischen Bahnhofsmission, sind unter den 19 Persönlichkeiten, die am 25. April von Bayerns Sozialministerin Ulrike Scharf im Schloss Nymphenburg ausgezeichnet werden. Müller erhält die Medaille in seiner Funktion als Botschafter der "Nicolaidis Young Wings Stiftung", Wepper für sein Engagement in der "Tabaluga Kinderstiftung" und als Schirmherr des Fördervereins "Retla e. V.", der sich um ältere Menschen in unserer Gesellschaft bemüht. Die Auszeichnung wurde im Jahre 1970 vom damaligen Staatsminister Fritz Pirkl gestiftet und wird seither jährlich an etwa 20 Persönlichkeiten verliehen. Mehr als tausend Personen wurden auf diese Weise bereits für ihr soziales Engagement geehrt. Vorschläge können übrigens formlos beim Bayerischen Familienministerium eingereicht werden.

Filmen

Narges Kalhor. (Foto: privat)

Die Regisseurin Narges Kalhor, 38, dreht derzeit mit einem multinationalem Team in München den Film "Shahid" (Märtyrer). "In meinem Film erzähle ich die Sehnsucht nach der Gestaltung einer neuen Zukunft. Ein Prozess, der mit der Abwendung von einer männerdominierten Vergangenheit anfängt, aber dessen Ende nicht klar ist", erklärt Kalhor. Es sei ein politisches Drama und gleichzeitig eine verzweifelte Komödie, in der es um historische Helden, heutige Verbrecher und moderne Frauen gehe, lässt Produzent Michael Kalb dazu wissen. Laut Kalb arbeitet der Film mit dokumentarischen, fiktiven und performativen Elementen.

Die Geschichte basiert auf den Erlebnissen und der Lebenssituation von Kalhor selbst. Die Filmemacherin stammt aus dem Iran und lebt seit 2009 in Deutschland. Nachdem sie ihren Kurzfilm "Die Egge" auf dem Nürnberger Filmfestival der Menschenrechte präsentiert hatte, bekam sie Hinweise aus ihrer Heimat, dass eine Rückkehr dorthin gefährlich sein könnte. Kalhor, deren Vater Medienberater unter Präsident Mahmud Ahmadinedschad war, blieb in Deutschland und beantragte Asyl. Ihrem Heimweh begegnete sie mit Arbeit. Von 2010 an studierte Kalhor mit einem Stipendium an der Münchner Hochschule für Film und Fernsehen. Ihre Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet: 2014 etwa der Film "Shoot Me" (Co-Regie: Benedikt Schwarzer) auf der Nonfiktionale und im selben Jahr das Video "Kafan" auf dem Münchner Underdox-Filmfestival. Ihr Abschlussfilm "In the Name of Scheherazade oder der erste Biergarten in Teheran" wurde auf dem Leipziger Dok-Filmfestival prämiert. "Shadid" wird vom ZDF koproduziert und unter anderem vom FFF Bayern gefördert.

Schützen

Jane Goodall. (Foto: Amanda Edwards/Getty Images via AFP)

Mit ihrer Verhaltensforschung an Schimpansen in Tansania wurde sie berühmt. Der Beginn war 1960, und noch immer engagiert sich Jane Goodall unermüdlich für Tiere und den Erhalt ihrer natürlichen Lebensräume. Sie hat schon viele Preise erhalten, jetzt kommt noch einer dazu. Am 4. Mai wird sie in München von der Otto-Eckart-Stiftung für ihr Jugendprojekt "Roots & Shoots" ausgezeichnet. Das in München beheimatete Jane Goodall-Institut fördert damit Projekte, mit denen junge Leute für Frieden und Umweltschutz sensibilisiert werden. Ganz nach dem Motto der Britin: "Jede und jeder von uns kann etwas Gutes bewirken, jeden Tag."

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