SZenario:Brillante Zwischentöne und große Oper

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Es scharen sich um die Passauer Unternehmerin Claudia Gugger-Bessinger der Capri-Sonne-Gründer Hans-Peter Wild mit Frau Christine Drage (links) und Intendant Markus Hinterhäuser nebst Sandra Mohsni, der Geschäftsführerin von Tiffany Deutschland. (Foto: Tiffany & Co)

Diamanten, Politik und milde Gaben: Wie die allgemeine und die Münchner Society die Eröffnung der Salzburger Festspiele feiert.

Von Susanne Hermanski

Alle sind sie da, und die, die nicht da sind, geben herrlichen Gesprächsstoff her. "Kommen bestimmt später, und dann im Doppelpack mit der Mutter, unglaublich! Und dabei suchen sie jetzt schon eine gute Partie für die nächste Generation".

Es ist Festspieleröffnung in Salzburg, und die Bedingungen sind ideal. Für die Oper, fürs Vorführen der Roben, der Preziosen und des Nachwuchses. Alles flirrt, alles schwirrt, und man beginnt den Tag mit einem funkelnden "Frühstück bei Tiffany", hoch oben, fast schon in den Schnürlregenwolken, auf Schloss Mönchstein, tatsächlich in offenen (!) Vitrinen umgeben von den unglaublichsten Geschmeiden, die der kinobekannte Juwelier zu bieten hat. Organisiert hat diesen Häppchen-Brause-Kaviar-Himmel Claudia Gugger-Bessinger, Unternehmerin ("Maschinenbau Niederwürschnitz") und Initiatorin der "Passauer Runde", eines Unternehmernetzwerks, das Tafeln und bedürftige Kinder unterstützt, in Passau aber auch mit internationalen Projekten.

Das ist kein Widerspruch, das ist der Kampf gegen die Finsternis durch gute Laune und Glamour. Kann durchaus eine Wohltat sein in bleischweren Zeiten wie diesen. "Mein Bestreben ist es seit jeher, namhafte Unternehmer, Privatiers und Künstler, die wirklich etwas Bewegen und durch hohes gesellschaftspolitisches Engagement von sich reden machen, zu versammeln", sagt Gugger-Bessinger.

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Gekommen sind sie aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Aus München etwa Nicole Inselkammer vom Augustiner Bräu, Petra Reinbold (Franziskaner und Schützenfestzelt), Marianne Wille, bekannt für Dallmayr (die Kaffee-Linie der Dynastie) und ihre Gesellschaftskolumne, Regine Sixt, die gleich danach mit Mann Erich (fliegt selbst) nach Sylt entschwebt, Marion Kiechle, Bayern Ex-Wissenschaftsministerin und Direktorin der Frauenklinik mit Mann Marcel Reif. Zudem andere Spitzenmedizinerinnen wie die Plastische Chirurgin Constance Neuhann-Lorenz, Praxis in der Theatiner Straße und ein Instagram-Account, auf dem sie erstaunlich explizit ihre OP-Methoden offenbart.

In Dresden haben Augustinus und Susanne Bader ihre Privatklink, die auf Blutwäschen spezialisiert ist. Sie haben den unsterblichen Richard "Mörtel" Lugner mitgebracht, er wird im Oktober 91 Jahre alt. Nicht ganz so lang, aber doch für 27 Jahre war Helga Rabl-Stadler Festspielpräsidentin in Salzburg. Sie zieht immer noch wirkmächtig Fäden, freilich an diesem Morgen auch hier. Aldi-Nord-Erbin Babette Albrecht kommt im Kleid aus pinker Spitze. Auf der Gästeliste stehen Namen wie Hiltrud Werner, die Aufsichtsrätin beim Rüstungskonzern Hensoldt AG ist und Ex-Vorständin im VW Konzern war. Und schon allein der Gastgeber des Ortes gibt schon mehr Stoff her, als ihn Netflix für seine 24-teiligen Abendserien bietet.

Babette Albrecht (Lidl) und Marianne Wille (Dallmayr) beim Breakfast at Tiffany auf Schloss Mönchstein. (Foto: Tiffany & Co.)
Münchens bekannteste Frauenärztin Marion Kiechle und ihr Mann, der Sportmoderator Marcel Reif in Salzburg zum Auftakt der Festspiele. (Foto: Tiffany & Co.)
Der Mediziner Augustinus Bader und seine Frau Susanne im Vorgarten des Hotels Schloss Mönchstein. (Foto: Tiffany & Co.)

Hans-Peter Wild, der Schloss Mönchstein in ein Luxushotel verwandelt hat, besitzt unten am Fuß des Berges den legendären Goldenen Hirschen, das wichtigste Restaurant der Festspiel-Society seit Jahrzehnten. Er ist Gründer des Softdrink-Unternehmens "Capri Sonne". Und: Er spendet zwölf Millionen Euro für die geplante Umgestaltung und Renovierung des Festspielareals.

Kein Wunder also, dass Markus Hinterhäuser, der Intendant der Salzburger Festspiele, sich am Eröffnungstag die Zeit nimmt, diesen Hügel hier persönlich zu erklimmen. Er hält, wie immer ein bisserl zerrupft im weißem Künstlerhemd über der Hose und ohne Formalien wie Schlips oder Sakko, eine fulminante Rede. Über unsere Welt, "die aus den Fugen ist - das ist kein Pessimismus, das ist eine Bestandsaufnahme". Jetzt Shakespeare zu sehen, wie am Abend dann den Macbeth in Opernform, sei richtig und klug. Denn der habe "den Horror der Erkenntnis schon auf die Spitze getrieben". Eine der schlimmsten Entwicklungen dieser Zeit sei die Schwarzweißmalerei, das Ausmachen des vermeintlich Nur-Guten oder Rein-Bösen. "Doch wir müssen die Zwischentöne zu Wort kommen lassen."

Man trifft sich in kleinerer Runde wieder, nun im "Goldenen Hirschen"

So manche der rund 90 Gäste dieses Frühstücks nehmen diese Botschaft ernster als man es ihnen unterstellen könnte - auch Gugger-Bessinger fordert auf, "Kräften von Rechts" keine Chance zu geben, "indem wir solidarisch sind, und Menschen, denen es nicht so gut geht, nicht vergessen". Nicht wenige begeben sich, bevor der erste Ton von Verdis Oper erklingt, noch auf eine Zwischenstation. Sie springen in Shuttles und fahren zur Tagung von "Convoco". Dieses Forum hat Corinne Flick ins Leben gerufen. Das Thema unter dem an diesem Tag die Podien, Vorträge und auch eine Wort-Performance des Münchner Autors Albert Ostermaier (gemeinsam mit DJ Hell) bei Galerist Thaddaeus Ropac stehen: "Halten die Systeme im Ernstfall?"

Nun, bis zum Schlussapplaus für Macbeth, dessen blutrünstigem Treiben seine Antipoden schließlich doch ein Ende setzen können, halten sie auf alle Fälle noch. Man trifft sich in kleinerer Runde wieder, nun im "Goldenen Hirschen". Und siehe da: An jenem Tisch, wo einst stets Herbert von Karajan, der unvergessene Über-Maestro der Festspiele Hof hielt, da sitzen nun die, die am Anfang des Tages abwesend waren. Auf des Dirigenten Stammplatz am Stirnende sitzt PS-Maestro Wolfgang Porsche. Und mit ihm seine neue Flamme Gabriele Prinzessin zu Leiningen (ehemals Begum Inaara Aga Khan, ehemals Thyssen), samt Mutter, Tochter und Sohn. So kann der Vorhang doch endlich geschmeidig fallen.

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