Restaurant "Nine0five":Eine Pizzeria mit erstaunlicher Weinkarte

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Heißer Ofen: Florian Kopp (links) und Sascha Müller im "Nine0five". (Foto: Jan A. Staiger)

Wo man sonst die Wahl zwischen rotem und weißem Hauswein hat, gibt es im Nine0Five eine Weinkarte mit stolzen 500 Positionen.

Von Franz Kotteder

Ein neues Pizzalokal für München? Echt eine originelle Idee. Darauf kann man natürlich als Düsseldorfer, der Sebastian Georgi ja ist, schon mal kommen. Aber als Münchner wie Florian Kopp und Sascha Müller dürfte man schon wissen, dass es in dieser Stadt gewiss keinen Mangel an Pizza- und Burgerläden gibt. Trotzdem haben die beiden jetzt in München eine Pizzeria aufgemacht, zusammen mit Georgi, von dem das Konzept dafür ursprünglich stammt. Und das ist eines, das bei Menschen, die gerne gut essen und trinken, offensichtlich besonders gut ankommt, wie lobende Erwähnungen in Gourmetführern und Fachzeitschriften zeigen.

Das "Nine0five" in der Herzogstraße 29 ist freilich auch nicht irgendein, sondern ein ganz besonderer Pizzaladen (der übrigens die Räume eines früheren Burgerlokals übernommen hat). Wo es sonst auf der Karte einen roten und einen weißen Hauswein gibt zu 20 bis 30 verschiedenen Pizzen, gibt es im Nine0Five eine Weinkarte mit stolzen 500 Positionen auf 32 Seiten. Fast könnte man sagen: Hier handelt es sich um eine Weinbar, in der es auch Pizza gibt. Obendrein eine, die sich auf Ausgefallenes spezialisiert hat. Ökologisch angebaute Weine einerseits, darunter auch eine ganze Reihe sogenannter "natural wines" - also unbehandelte Weine, wie sie derzeit groß in Mode sind -, aber auch andererseits eine Reihe wirklich großer Gewächse, zum Beispiel schon mal einen Grand Cru des Champagnerhauses Krug.

Aber die Bezeichnung Weinbar würde wiederum die kulinarische Komponente sträflich vernachlässigen. Denn die Pizza ist hier keine Beigabe, gewiss nicht. "Unser Teig darf drei Tage gehen, er wird nach einem klassischen neapolitanischen Rezept gemacht", sagt Georgi, der das Konzept in Köln und Düsseldorf entwickelt hat. Anfangs hießen seine Lokale dort 485 Grad, nach der Temperatur in Celsius, mit dem die Pizzen in nur einer Minute im Ofen gebacken werden. Inzwischen nennt er sie, etwas internationaler, Nine0five, nach der Temperatur in Fahrenheit, "und die Null in der Mitte steht für die Kategorie des Mehls nach italienischer Einteilung, die wir für die Pizza verwenden". Die drei Partner sagen, sie legen Wert auf erstklassige Ware und kaufen fast alles bei kleinen Herstellern und Manufakturen in Italien. "Sehr aufwendig" sei das, und die Tomaten zum Beispiel schmeckten ja auch nicht jedes Jahr gleich. Die Pizza kostet zwischen acht und 14 Euro, gespart wird dafür an den Servietten: Stattdessen steht auf jedem Tisch eine Küchenrolle. Mehr braucht es nicht, finden die Betreiber, lieber verwende man in der Küche werthaltige Zutaten.

Das Konzept kommt jedenfalls gut an. Am Eröffnungsabend wandern 370 Pizzen in den Ofen und wieder hinaus, an die 100 Flaschen Wein werden entkorkt - alles gegen eine Spende von fünf Euro, man sammelt für eine Stiftung zugunsten krebskranker Kinder. Es sollen ja auch noch andere etwas von der ganzen Sache haben.

© SZ vom 12.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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