Hunderte neue Wohnungen in Ramersdorf:"Endlich geht's an der McGraw-Kaserne voran"

Lesezeit: 2 min

Endlich Spatenstich auf dem McGraw-Gelände - im Landtagswahljahr greift Ministerpräsident Markus Söder auch selbst zur Schaufel. (Foto: Catherina Hess)

Ministerpräsident Söder reißt beim Spatenstich das Kommando an sich. Auf dem früheren Kasernengelände errichtet der Freistaat bezahlbare Wohnungen für Staatsbedienstete - nachdem dort lange nichts passiert ist.

Von Patrik Stäbler

Die Protagonisten haben sich je eine Schaufel geschnappt. Nun will Andreas Nietsch bis drei zählen, damit der symbolische Spatenstich vor den Fotografen synchron ausgeführt wird - doch da grätscht dem Geschäftsführer der staatlichen Wohnungsbaugesellschaft Stadibau der Ministerpräsident dazwischen. "Ich gebe das Kommando", raunt Markus Söder (CSU) seinem Nebenmann zu, worauf dieser sogleich innehält. Das Signal ist klar: Pressefotos, zumal in Wahlkampfzeiten, sind Chefsache. Und so ist es kurz darauf Söder, auf dessen Geheiß er selbst, Andreas Nietsch und Bauminister Christian Bernreiter (CSU) je eine Schaufel Kies in die Luft werfen.

Das Trio steht an diesem Vormittag in einer gewaltigen Baugrube an der Tegernseer Landstraße in Obergiesing - auf dem Areal der früheren McGraw-Kaserne. Das Gelände wurde bereits 1992 nach dem Abzug der US-Soldaten an den Freistaat übergeben, und schon seit jener Zeit gibt es Überlegungen, dort staatliche Wohnungen zu bauen. "Endlich", betont daher Markus Söder in seiner Rede, "geht's an der McGraw-Kaserne voran." Der Freistaat schaffe hier für seine Beschäftigten bezahlbaren Wohnraum, der dringend benötigt werde. Schließlich gehöre der Großraum München "zu den attraktivsten Regionen der Welt", konstatiert der Ministerpräsident. "Hier boomt's, hier kracht's, hier geht's voran."

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Konkret sollen auf dem 2,35 Hektar großen Gelände südlich der denkmalgeschützten Halle 19 insgesamt 257 Wohnungen für Staatsbedienstete sowie ein Wohnheim mit 297 Apartments entstehen, in dem beispielsweise Referendare für ihre Dienstzeit in München unterkommen können - "mit bezahlbaren Mieten unterhalb des Münchner Mietspiegels", so die Stadibau. Im Weiteren sind auf dem Areal drei Kitas und ein Supermarkt geplant.

Die Entwürfe der Architekturbüros Teleinternetcafe und MLA+ in Zusammenarbeit mit der Zanderroth GmbH aus Berlin sowie den Landschaftsarchitekten von Treibhaus aus Hamburg sehen entlang der Stadelheimer Straße einen durchgehenden Gebäudekomplex vor, der unter anderem die Ladenfläche und ein siebenstöckiges Wohnheim als Hochpunkt umfasst. Darunter soll eine Tiefgarage mit 550 Stellplätzen entstehen. Weiter im Norden folgen dann zwei aus jeweils zwei Baukörpern bestehende Ensembles mit Innenhöfen, umgeben von Grünflächen und Quartiersplätzen.

So soll es aussehen: Blick auf den Gebäudekomplex von der Stadelheimer Straße aus, wie ihn die Entwürfe der Planer zeigen. (Foto: MLA+, Teleinternetcafe mit Zanderroth und Treibhaus Landschaftsarchitektur)
Auf dem großen Areal der früheren Kaserne sollen Hunderte Wohnungen, Apartments und Wohnheimplätze für Staatsbedienstete errichtet werden. (Foto: MLA+, Teleinternetcafe mit Zanderroth und Treibhaus Landschaftsarchitektur)
Im Norden des Geländes sollen aus jeweils zwei Baukörpern bestehende Ensembles mit Innenhöfen, umgeben von Grünflächen und Quartiersplätzen entstehen. (Foto: MLA+, Teleinternetcafe mit Treibhaus Landschaftsarchitektur)

Bis Ende 2026 werden die Wohnungen fertig sein, kündigt Christian Bernreiter an. Im zweiten Quartal 2027 sollen dann Apartments, Kitas und der Supermarkt folgen. Der Minister ist in seiner Rede bemüht, die Anstrengungen des Freistaats in puncto Wohnungsbau hervorzukehren - mithin ein Bereich, in dem die Staatsregierung vielfach kritisiert wird, auch weil sie hinter den selbst gesteckten Zielen zurückzubleiben droht.

Söder verspricht eine "insgesamt bessere Planung" beim Wohnungsbau

"Wir schieben hier gewaltig an", betont Bernreiter und ergänzt diese Aussage sogleich um das im Landtagswahlkampf der CSU obligatorische Ampel-Bashing: "Im Gegensatz zum Bund." So werde die Stadibau heuer 870 Wohnungen im Bau haben. Und bei der "oft gescholtenen Bayernheim", so Bernreiter über die andere Wohnungsbaugesellschaft des Freistaats, werden es bis Jahresende insgesamt 2000 Wohnungen sein. "Ich weiß gar nicht, was es da zu kritisieren gibt", betont der Minister.

Ganz anders hat das freilich der Oberste Bayerische Rechnungshof vor Kurzem bewertet. "Die Bayernheim hat mehr als drei Jahre nach Gründung noch keine Wohnung selbst neu geschaffen", hieß es im Jahresbericht der Staatsbehörde. "Stattdessen hat sie nur wenige Wohnungen erworben, die ohnehin errichtet worden wären." Und damit verfehle die Bayernheim ihr erklärtes Ziel, Wohnraum neu zu schaffen.

Dass auch Markus Söder mit dem Wirken der Wohnungsbaugesellschaften offenbar nicht rundum zufrieden ist, zeigen seine Pläne für eine Verschmelzung von Bayernheim, Stadibau und dem Siedlungswerk Nürnberg. Diese Fusion werde zu einer "insgesamt besseren Planung" führen, sagt er beim Spatenstich. Im Weiteren betont der Ministerpräsident mit Blick auf die Baubranche, die derzeit unter den gestiegenen Zinsen ächzt: "Wir brauchen ein Konjunkturprogramm, denn ohne den Bau geht nichts voran." In der Sommerpause werde er darüber mit dem Bauminister beratschlagen, kündigt Söder an. Und im Anschluss ist dann wohl mit weiteren Kommandos des Ministerpräsidenten zu rechnen.

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