Prozesse gegen Hoeneß und Krätz:Im Schatten der Steuersünder

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In diesem Gerichtssaal wird über den Fall Uli Hoeneß verhandelt. (Foto: REUTERS)

Für Bayern-Präsident Uli Hoeneß und Wiesn-Wirt Sepp Krätz wird es ernst. Sie müssen sich wegen Steuerhinterziehung vor Gericht verantworten. Die Öffentlichkeit sieht genau hin - zittern müssen beide. Andere Angeklagte erhoffen sich durch die prominenten Prozesse dagegen einen Vorteil.

Von Christian Rost

Es wird die Woche der Steuersünder: Am Montag beginnt im Justizpalast der Prozess gegen Uli Hoeneß, am Donnerstag im Strafjustizzentrum das Verfahren gegen Sepp Krätz. Für den Präsidenten des FC Bayern wurde ein frisch gestrichener Saal im neobarocken Prachtbau ausgesucht, Wiesn-Wirt Krätz muss sich in einem Siebzigerjahre-Raum mit vergilbter Stofftapete einfinden. Und nicht nur die Wahl des jeweiligen Schauplatzes macht deutlich, dass es in diesen Strafverfahren um zwei unterschiedliche Kaliber geht.

Für den Hoeneß-Prozess haben sich rund 450 Journalisten akkreditiert, Krätz wollen angeblich nur gut 40 Kollegen erleben. Sollte diese Zahlen nicht irgendein Automobilclub frisiert haben, dann zeigen sie eindrücklich das soziale Gefälle zwischen einem Großkopferten und einem Großgastronomen.

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Zittern müssen beide: Im Fall Hoeneß soll der Steuerschaden deutlich und bei Krätz immerhin noch knapp über der höchstrichterlich festgelegten Millionengrenze liegen, ab der es normalerweise keine Bewährungsstrafe mehr gibt. Aber was ist schon normal in Bayern?

Boris Becker hatte vor zwölf Jahren auch Millionen am Fiskus vorbeigeschleust. Aus dem Münchner Gerichtssaal spazierte er trotzdem mit zwei Jahren auf Bewährung heraus. Von wegen Promi-Malus: Wie die Chancen eines Delinquenten vor dem Kadi stehen, hängt womöglich doch mit seiner Beliebtheit zusammen - auch wenn die Justiz das vehement bestreitet.

Hoeneß und Krätz sind längst nicht die einzigen Angeklagten in dieser Woche. Von der Trunkenheitsfahrt bis zum Tötungsdelikt ist alles dabei. Einige gewiefte Anwälte sollen versucht haben, für ihre Mandanten Verhandlungstermine im Schatten der Prozesse gegen die beiden zu bekommen. Wann sonst ist die Chance so groß, als mutmaßlicher Straftäter nicht in die Zeitung zu kommen?

© SZ vom 10.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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