Prozess:Falsche Polizisten stehen vor Gericht

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Drei Männer müssen sich in München vor Gericht verantworten. (Foto: dpa)
  • Drei Männer müssen sich in München vor Gericht verantworten, sie sollen zwei Senioren in München binnen eines Tages um knapp eine halbe Million Euro gebracht haben.
  • Ein 90-Jähriger hatte Goldbarren und Bargeld in seinem Keller gelagert - im Wert von 430 000 Euro.
  • Dabei gingen die Täter immer nach der gleichen Masche vor: Sie gaben sich als Polizisten aus, täuschten einen Einbruch vor und klauten die Wertsachen der alten Menschen.

Von Susi Wimmer

Normalerweise sieht es die Polizei nicht so gerne, wenn beispielsweise bei einem Unfall Passanten die Handys zücken und filmen oder wenn Fußgänger nicht mehr auf den Gehweg achten, sondern nur noch auf das Display ihres Smartphones starren. Über ein Handyvideo jedoch hat sich die Polizei dann doch gefreut: Es zeigt, wie zwei oder drei Betrüger nach einem gelungenen Coup bündelweise die Geldscheine zählen. Das Video ist ein wichtiges Beweisstück in dem Verfahren gegen drei Männer, die mit dem so genannten Falsche-Polizisten-Trick im März 2018 in München zwei Senioren binnen eines Tages um knapp eine halbe Million Euro gebracht haben.

Das kleine Einfamilienhäuschen in Berg am Laim ist völlig unscheinbar, etwas herunter- und in die Jahre gekommen. Dass dort in der Siedlung etwas zu holen ist, da mussten die mutmaßlichen Täter Walter M., 22, sein Vater Angelo B., 39, und Andriano K., 23, schon den richtigen Riecher gehabt haben. Denn im Keller des Anwesens schlummerten Goldbarren und Bargeld im Gesamtwert von fast 430 000 Euro. Und das Opfer, das passte aufgrund seines hohen Lebensalters von 90 Jahren genau ins Beuteschema des Betrüger-Trios.

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Die Bande agierte in mehreren Bundesländern und brachte ältere Menschen um bis zu 500 000 Euro. Dahinter steht offenbar eine international agierende Gruppe.

Die Masche beschreibt die Staatsanwaltschaft, die das Trio des schweren Bandendiebstahls angeklagt hat, folgendermaßen: Die Täter liegen vor Banken und Geschäften auf der Lauer, filtern das Publikum. Sie haben es auf die ältere Menschen abgesehen und folgen dann betagten Herrschaften bis zu deren Häusern. Bevor die Opfer die Haustüre aufsperren, geben sich zwei der Männer als Polizeibeamte aus und erklären, dass in den Anwesen eingebrochen worden und die Täter vielleicht sogar noch in der Wohnung seien.

Während einer das Opfer in ein Gespräch verwickelt, durchwühlt der andere die Wohnung, um ein Einbruchsszenario vorzutäuschen, wie die Staatsanwältin weiter ausführt. Dann fragen die Betrüger das Opfer ganz dreist, es möge doch nach seinen Wertsachen schauen. So werden die Täter für sie praktischerweise direkt zur Beute geführt. Einer lenkt wieder ab, der andere greift zu. Der dritte Mann wartet mit dem Fluchtwagen vor dem Anwesen.

So spähte das Trio am 6. März vergangenen Jahres nachmittags eine 89-jährige Frau in Sendling aus, folgte ihr vom Einkaufen nach Hause und half ihr sogar noch, die Tüten nach oben zu tragen. Dort zogen die drei dann die Nummer mit dem Einbruch ab. Sie erbeuteten drei Goldringe im Wert von etwa 5500 Euro, goldene Creolen für etwa 300 Euro sowie einen Brillantring im Wert von 2500 Euro. Die Beute setzten sie sofort in einem Goldankaufsladen in Bargeld um.

Für den Tag war das offenbar noch nicht genug. Kurz darauf erspähten sie in Berg am Laim den 90-jährigen Senior, folgten auch ihm vor sein Haus und zogen erneut die Masche mit dem angeblichen Einbruch ab. Der Mann führte auf die Frage nach den Wertgegenständen direkt in den Keller, wo er die Goldbarren und das Bargeld in einem Tresor aufbewahrte. Der eine Täter lenkte ab, der dritte griff zu. Anschließend fuhren sie zurück in ihr Hotel, sichteten die Beute, zählten das Geld - und filmten sich dabei.

Was sie nicht wussten: Der Mietwagen, mit dem die drei Täter unterwegs waren, war bereits aufgrund vorangegangener Straftaten von der Polizei mittels GPS geortet worden. So führte die moderne Technik die ermittelnden Beamten direkt zu den Betrügern ins Hotel. Zum Prozessauftakt vor dem Landgericht München I erklärte Rechtsanwalt Thomas Pfister, sein Mandant Walter M. gestehe die Taten, wolle aber zur Beteiligung seines Vaters Angelo B. keine Angaben machen. Der 23-jährige Andriano K. äußerte sich ähnlich, und erklärte zudem, Angelo B. sei nicht dabei oder nicht eingeweiht gewesen und habe nur so einen Teil der Beute erhalten. Angelo B. selbst schweigt zu den Vorwürfen. Der Prozess wird an diesem Dienstag, 9. April, fortgesetzt.

© SZ vom 09.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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