Staatsanwalt Jakob Schmidkonz ist ein Freund klarer Worte. Gerade ermittle seine Behörde im "größten Drogenskandal bei der Münchner Polizei". Allein in der Altstadtwache seien aktuell etwa zehn Beamte wegen entsprechender Vorwürfe vom Dienst suspendiert. "Und Sie laufen als Polizist der Altstadtwache öffentlich kiffend durch einen Park?", fährt er den Angeklagten an. "Das ist eine Manifestation der Dreistigkeit!" Der Joint im Blutenburger Schlosspark sowie 15 Gramm Marihuana zu Hause kosten den 24-jährigen Polizeimeister am Ende vor dem Münchner Amtsgericht 2100 Euro. Welche Konsequenzen das Polizeipräsidium München aus der Verurteilung des momentan suspendierten Beamten ziehen wird, bleibt abzuwarten.
Sein Mandant habe damals "eine schlechte Phase" gehabt, versucht Verteidiger Gregor Rose zu erklären. In dieser schlechten Phase spazierte der Mann in der Dunkelheit eines März-Abends dieses Jahres durch die Grünanlage des Schlossparks Blutenburg. Eine Zivilstreife kam ihm entgegen - und den Beamten wehte ein süßlicher Duft um die Nasen. Sie kontrollierten den Spaziergänger, der einen Joint in der Hand hielt. "Er hat sofort gesagt, dass er Polizist sei und noch Marihuana bei sich daheim habe", wirft der Verteidiger das "überschießende Geständnis" des Polizeimeisters vor Gericht in die Waagschale.
Newsletter abonnieren:München heute
Neues aus München, Freizeit-Tipps und alles, was die Stadt bewegt im kostenlosen Newsletter - von Sonntag bis Freitag. Kostenlos anmelden.
Tatsächlich fanden die Kollegen in der Wohnung 15 Gramm Marihuana. Der damals 23-Jährige erhielt eine Anzeige wegen des Besitzes von Betäubungsmitteln, die Staatsanwaltschaft schickte ihm einen Strafbefehl mit 60 Tagessätzen zu je 70 Euro. Und das Polizeipräsidium suspendierte den Beamten der Altstadtwache sofort vom Dienst, bei vollen Bezügen. Der Polizeimeister legte Einspruch gegen den Strafbefehl ein, so kam es am Dienstag zur Verhandlung vor dem Amtsgericht.
"Das können und werden wir einem Polizisten nicht durchgehen lassen."
Richterin Melanie Piesker machte keinen Hehl daraus, was sie von dem kiffenden Polizisten im Park hielt: "Ganz offen mit einem Joint rumzuspazieren, wenn andere Leute Sie sehen und Sie vielleicht auch als Polizist kennen, das ist dreist und vermittelt ein schlechtes Bild nach außen." Selbst wenn der Konsum von Marihuana bald legalisiert werde, "kann ich mir auch dann nicht vorstellen, dass Ihr Dienstherr das gerne sieht, wenn Sie kiffend durch die Öffentlichkeit laufen". Das werde der Vorbildfunktion nicht gerecht. Und auch Staatsanwalt Jakob Schmidkonz meinte, als Polizist und Waffenträger habe er besondere Rechte, aber auch besondere Pflichten. Gerade auf der Altstadtwache würden aktuell umfangreiche Ermittlungen gegen Polizisten laufen, deren Wohnungen durchsucht wurden. Man habe zur sogenannten Soko Nightlife zwar keine Verbindungen herstellen können, aber auch vor diesem Hintergrund mit Drogen durch einen öffentlichen Park zu laufen, "das können und werden wir einem Polizisten nicht durchgehen lassen", sagte der Staatsanwalt.
Der suspendierte Beamte erklärte, er habe zu der Zeit private und gesundheitliche Probleme gehabt, einen Todesfall in der Familie. Aber er habe sich anschließend für zwei Monate in stationäre Therapie begeben und sich freiwilligen Drogentests unterzogen. Den Test zur Einstellung im Polizeidienst hatte er erst im zweiten Anlauf geschafft. "Ich hoffe", sagt Richterin Piesker am Ende, "dass Sie sich damit nicht alles verbaut haben."