Rassismus-Streit um Malereien auf dem Oktoberfest:Kabarettist Springer fordert Konsequenzen für Wiesn-Chef

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"Endlich wird über die rassistischen Darstellungen auf dem Münchner Oktoberfest diskutiert", findet Christian Springer. Die Äußerungen von Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner nennt er "absurd und gefährlich". (Foto: Stephan Rumpf)

Manche Buden-Zeichnungen seien eindeutig rassistisch, findet der Kabarettist. Wer diese zur Kunst verkläre, habe auf dem Fest nichts mehr zu suchen.

Von René Hofmann

In der Auseinandersetzung um den Umgang mit Schausteller-Malereien auf dem Oktoberfest werden die Töne schärfer. Christian Springer fordert Konsequenzen aus dem Streit, der zwischen Münchens Kulturbürgermeisterin Katrin Habenschaden (46, Die Grünen) und Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (46, CSU) ausgebrochen ist. Der 58-jährige Kabarettist, der sich in der Vergangenheit oft mit der Wiesn beschäftigt hat, positioniert sich dabei eindeutig, er meint: "Das Gerede von ,Kein Rassismus auf der Wiesn' muss endlich durch Taten umgesetzt werden." Die Aussagen von Baumgärtner nennt er "weltabgewandt", mit diesen zündle der Wiesn-Chef am rechten politischen Rand.

In der Auseinandersetzung geht es um Darstellungen auf Schausteller-Buden und Fahrgeschäften, die es schon lange gibt, die inzwischen aber aus der Zeit gefallen wirken. So war an einer Wurfbude im vergangenen Jahr ein schwarzer Mann zu sehen, der mit breitem Lächeln das Kleid einer - weißen - Frau lupft, woran zwei andere Männer keinerlei Anstoß nehmen. Ähnliche Motive fanden sich auf der Wiesn 2022 mehrere. Eine breite Diskussion über Sexismus oder Rassismus blieb aus.

Um Zeichnungen wie diese, die auf dem Oktoberfest im vergangenen Jahr an der Wurfbude "Crazy Alm" zu sehen war, geht es in der Diskussion. (Foto: Robert Haas)
"Die Diskussion um Kunst ist frei - wie die Kunst": Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner (CSU), hier auf dem Frühlingsfest, das gerade auf der Theresienwiese stattfindet. (Foto: Smith/Imago)

Diese brach nun los, als Habenschaden anregte, auf die Standbesitzer einzuwirken. Baumgärtner, der als Wirtschaftsreferent der Stadt für das Fest zuständig ist, lehnt das rundweg ab, wie er der SZ sagte. Im Gespräch mit der Bild-Zeitung ging er noch weiter und bezeichnete die Malereien als "Kunst", t-online sagte er: "Die Grünen wollen eine Kulturrevolution, die eine ganz breite Masse im Land aber nicht will."

Springer kritisiert diese Wortwahl scharf: "In der Kulturrevolution sind Hunderttausende willkürlich verhaftet, erschossen und gefoltert worden." Er fordert deshalb, Baumgärtner müsse sich entschuldigen - "weil damit beleidigt er alle Münchner Wiesngänger, die das weghaben wollen".

Springers Sicht auf das erwähnte Motiv: "Da ist auf eine Wurfbude was hingeschmiert, was bei der AfD im Propaganda-Hefterl steht." Und zu Baumgärtner: "Wer über eine rassistische Malerei so redet, als hätten sie van Gogh persönlich engagiert, wer den Unterschied zwischen dem Anbandeln und einem ausgewachsenen Rassismus nicht mehr kennt, der hat eigentlich auf der Wiesn nichts mehr verloren."

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