Sommerfest der Innenstadtwirte:Wie OB Dieter Reiter bei den Wirten frotzelt

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Plausch im Prunkhof: Oberbürgermeister Dieter Reiter und Gregor Lemke (rechts), Vorsitzender des Vereins Münchner Innenstadtwirte. (Foto: Florian Peljak)

Der Rathaus-Chef schlägt die Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich gegen Personalprobleme vor - und er scherzt über einen schlecht eingeschenkten Mini-Mini-Masskrug fürs Oktoberfest.

Von Franz Kotteder

Mitten in der kurzen Ansprache des Oberbürgermeisters wird es dann doch recht still in der Runde. "Ich höre hier noch gar keinen Applaus", frotzelt Dieter Reiter (SPD) gleich selbst an dieser Stelle, denn er weiß ja, dass er gerade nahezu Ungeheuerliches gesagt hat. "Eine Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich", das wäre doch auch eine Möglichkeit zur Lösung der Personalprobleme in der Gastronomie. Auch wenn die bayerische Präsidentin des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga, Angela Inselkammer, bei der Vier-Tage-Woche eher daran denke, lediglich die gleiche Arbeitszeit von fünf Tagen auf vier Tage zu verteilen.

Reiter verweist auf eine entsprechende Studie in England, die die Auswirkungen einer Vier-Tage-Woche mit vollem Lohnausgleich untersucht hat und bei den Beschäftigten eine deutlich höhere Motivation und eine deutlich höhere Produktivität festgestellt hatte: "Vielleicht sollte man so eine Studie mal lesen!"

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Die Münchner Innenstadtwirte und ihre Gäste haben sich an diesem Montagabend im Prunkhof des Rathauses versammelt, um zum zweiten Mal ein Sommerfest zu feiern. Man tut ihnen sicher nicht unrecht, wenn man sagt: Für den einen oder die andere von ihnen war es sicher ein überraschend neuer Gedanke, Arbeitszeit so zu gestalten, dass auch die Arbeitnehmer eine Freude daran haben und nicht nur Wirt oder Wirtin.

Die Sensation: ein Masskrug mit 0,2 Litern

Wohlwollender aufgenommen wird da schon der Appell Reiters gegen eine kommunale Verpackungssteuer und gegen eine erneute Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Speisen, die im Zuge der Corona-Pandemie auf sieben Prozent gesenkt worden war: "Man sollte die Bürger nicht noch zusätzlich belasten." Und es dürfte in der Runde auch Sympathisanten für "die Sensation gleich am Anfang" (Reiter) gegeben haben. Der OB präsentierte einen gläsernen Masskrug mit Fassungsvermögen 0,2 Liter (und etwas Unterschank) als "die neue Wiesnmass". Zum gleichen Preis, versteht sich.

Der Verein der Münchner Innenstadtwirte ist ein Zusammenschluss von Gaststätten in der Altstadt - "so etwas ist einmalig in Deutschland", wie sein Vorsitzender Gregor Lemke vom Augustiner Klosterwirt erklärt. Bis vor der Pandemie traf man sich jeweils in einem Mitgliedslokal am Jahresbeginn zu einem gemeinsamen Abendessen mit Gästen, um der Stadtpolitik die Wünsche der Wirtsleute zu präsentieren. Seit 2022 nutzt man dazu ein Sommerfest im Rathaus, schließlich gehören die Ratskellerwirte auch dem Verein an.

Und die Münchner Politprominenz hat es auch nicht so weit - an diesem Abend ist sie vertreten durch den OB, die Dritte Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD), Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner und Kommunalreferentin Kristina Frank (beide CSU) sowie die Wiesn-Stadträtin Anja Berger (Grüne) und weiteren Stadträten. Lemke macht es ihnen diesmal leicht und "erspart Ihnen zwei Stunden Fidel Castro". Dass die Mitarbeitersituation alle Gastronomen derzeit auf eine harte Probe stellt, wissen sie ja ohnehin, und eine Entfristung der Mehrwertsteuer liegt nicht in ihrem Ermessen.

Auch die Wirte-Wiesn wird wieder stattfinden

Ansonsten gibt es vor allem Positives zu berichten, zu den bislang 33 Vereinsmitgliedern kommen jetzt noch der neue Spöckmeier, die Weiberwirtschaft im Tal, das Weinhaus Neuner und die Pizzarei. Das Wirtshaus Zum Stiftl ist vom Tal in die Weinstraße umgezogen, und dessen Wirt Lorenz Stiftl, der Vorgänger Lemkes im Vereinsvorsitz, kann an diesem Abend gleich auch noch seinen Geburtstag feiern. Gemeinsam mit Freunden, Kollegen und Konkurrenten, gewissermaßen. Oder, um mit Gregor Lemke zu witzeln: "Wir tauschen uns gerne aus, verstehen und unterstützen uns, teilweise mögen wir uns sogar!"

Da fällt es dann natürlich leicht, auch in diesem Jahr wieder eine Wirtshaus-Wiesn parallel zum richtigen Oktoberfest zu feiern, in den angeschlossenen Gaststätten. Und für den einen oder anderen guten Zweck zu sammeln: Für die Initiative krebskranker Kinder kamen in diesem Jahr 17 400 Euro zusammen, für die Stiftung Bunte Münchner Kindl von Reiters Ehefrau Petra noch einmal 3000 Euro.

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