Schadstoffe:Jeder Münchner muss sein Verkehrsverhalten ändern

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Was der Umwelt schadet, ist seit vielen Jahrzehnten bekannt - egal, in Form welchen Schadstoffs es nun konkret daherkommt. (Foto: dpa)

Das ist im Kampf gegen Luftschadstoffe das einzig wirksame Mittel. Auch wenn man dabei auf einige Bequemlichkeiten verzichten muss.

Kommentar von Dominik Hutter

Feinstaub, Stickstoffdioxid, Kohlendioxid, noch feinerer Feinstaub: An Schadstoffen, die es zu minimieren gilt, herrscht kein Mangel. Und aus dem Bündel kann sich ganz bequem jeder das herausziehen, was ihm gerade passt. Geht es gegen den Diesel, müssen die Stickoxide herhalten.

Zur Ehrenrettung des Diesels wird wiederum die schädlichere CO₂-Bilanz des Benziners hervorgehoben. Genau wie Atomkraftwerke als klimafreundlich gelten, obwohl doch radioaktiver Müll auch nicht gerade einen Beitrag zu einer gesünderen Umwelt darstellt. Man kann Schadstoffe ganz bequem gegeneinander ausspielen. Nur: So kommt man nicht weiter.

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Eigentlich ist die ganze Sache gar nicht so kompliziert. Denn was der Umwelt schadet, ist seit vielen Jahrzehnten bekannt - egal, in Form welchen Schadstoffs es nun konkret daherkommt. Es ist (neben anderen Faktoren wie der Energieversorgung) nicht zuletzt das Übermaß an Individualverkehr, das die Luft so ungesund belastet.

Was kein Wunder ist: Es kostet enorm viel Energie, für 75 bis 80 Kilogramm Mensch mehr als eine Tonne Blech (und manchmal auch zwei) in Bewegung zu setzen. Gegen dieses Grundproblem hilft auch das gerne als Allheilmittel gepriesene Elektroauto nichts. Es bietet letztlich - Herstellung und Entsorgung miteingerechnet - auch nur eine weitere Variante des Schadstoff-wechsel-dich-Spielchens.

Es muss also prinzipiell weniger gefahren werden - oder aber in Massenverkehrsmitteln oder natürlich mit dem Fahrrad. Dafür muss die Politik die Rahmenbedingungen liefern, und es wäre schön, wenn die Fantasie über das bequeme Prinzip der Preisschraube hinausginge. Erst Angebote schaffen, etwa den Nahverkehr ausbauen, was gerade in München fahrlässig lange verschlafen wurde. Dann aber auch Druck ausüben - es sollte unstrittig sein, dass die Münchner Autofahrer Platz für Busspuren und Radwege abgeben müssen. Und dass absurde Schadstoffschleudern nicht mehr neu zugelassen werden, was das Münchner Rathaus freilich nicht regeln kann. Letztlich aber muss man auch die Münchner selbst in Verantwortung nehmen. Jeder wird ganz individuell sein Verkehrsverhalten anpassen müssen. Und auch mal auf ein paar Bequemlichkeiten verzichten.

© SZ vom 15.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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