TSV Maccabi München:Hass auf Israel: Kinderfußballtrainer "massiv bedroht"

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Spielausfall nach Drohungen: leere Trainerbank am Fußballplatz von Maccabi München in Riem (Archivbild). (Foto: Stephan Rumpf)

Am Wochenende hatte der jüdische Fußballverein ein Spiel absagen müssen - auf Bitten des gegnerischen Vereins. Dessen Trainer sei gedroht worden, falls er mit seinem Team zum Spiel erscheine.

Hass kennt keine Grenzen: Am vergangenen Wochenende musste der TSV Maccabi München Fußballspiele aus Sicherheitsgründen streichen. Der genaue Grund wurde nun bekannt: Ein Kinderfußballtrainer einer gegnerischen Mannschaft wurde am Telefon bedroht, dass er nicht gegen Maccabi München antreten solle.

"Wir haben aus unterschiedlichsten Gründen die Spiele am Wochenende abgesagt", erklärte Maccabi-Sportvorstand Armand Presser der Nachrichtenagentur dpa. "Es hat sich etwa bei einem der gegnerischen Vereine leider die Situation ergeben, dass ein Trainer angerufen und massiv bedroht wurde, sollte er gegen uns antreten." Auf Wunsch dieses Vereins sei dann unter anderem diese Partie abgesagt worden.

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"Dass das einem befreundeten Verein passiert, ist unerträglich. Das ist eine Dimension des Schreckens", sagte Presser. "Wir reden hier von Kindern, wir reden von U9- und U10-Mannschaften." Also von Grundschülern. Dennoch will der Club den Trainings- und Spielbetrieb weiter fortsetzen, so gut es geht: "Es hat sich an unserer Orientierung nichts geändert. Wir hatten gestern Trainingsbetrieb. Wir haben dann entschieden, dass wir auch heute Trainingsbetrieb haben", sagte Presser. "Wir müssen jeden Tag neu bewerten."

Etwa 200 Fußballer sind bei den Münchnern im Einsatz. Presser erklärte, dass der Verein in permanentem Austausch mit den Behörden sowie dem Bayerischen Fußball-Verband stehe. Dieser sei "unterstützend in jedweder Hinsicht. Das ist schön zu sehen und zu fühlen", sagte Presser.

Bei Maccabi München ist jede Nationalität willkommen - und jede Religion

Überlebende des Holocaust hatten den TSV im Jahr 1965 gegründet. Die Sportanlage des jüdischen Vereins liegt an der Riemer Straße 300, auf ihr ist der Kurt-Landauer-Sportplatz, benannt nach dem jüdischen Präsidenten des FC Bayern, der vor den Nazis in die Schweiz fliehen musste. Die Verbindung zum großen Münchner Klub ist wegen der gemeinsamen jüdischen Vergangenheit sehr eng.

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Der ehemalige Oberbürgermeister Christian Ude nannte den TSV Maccabi einmal einen "Brückenbauer im besten Sinne". Denn schon immer waren nichtjüdische Sportler dabei, jede Nationalität, jede Religion ist willkommen, solange Respekt und Toleranz gegenüber anderen da sind. Etwa 20 Prozent der Sportler seien jüdischen Glaubens, berichtete Presser. Der Rest komme "aus aller Herren Länder und Konfessionen".

"Die Kinder sollen zumindest für 90 Minuten unbeschwert sein dürfen"

Eigentlich will Maccabi derzeit vor allem den jungen Fußballern in diesen Tagen eine Chance bieten, die Nachrichten aus Israel und Gaza kurz zu vergessen. "Die Kinder sollen beim Training und in den Punktspielen zumindest für 90 Minuten unbeschwert sein dürfen und ihrer Leidenschaft nachgehen", sagte Presser, "das muss unsere Aufgabe sein".

Sollte es aber die Sicherheitslage erfordern, dass Trainings- und Spielbetrieb über längere Zeit ausfallen müssen, dann befürchtet Presser "das Ende unserer Fußballabteilung. Denn wenn die Kinder und Jugendlichen den Sport nicht mehr ausüben können, dann werden sie den Verein wechseln. Das wäre verständlich und die logische Konsequenz."

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