Stadionmiete des TSV 1860 München:Billiger wird's nicht für die Löwen

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Der TSV 1860 München wird wohl künftig mehr für die Miete des Grünwalder Stadions zahlen müssen. (Foto: imago/WEREK)

In der Frage nach den steigenden Mietkosten für das Grünwalder Stadion zeichnet sich ein Kompromiss ab: Künftig könnte der TSV 1860 von der MVV-Abgabe entbunden werden - mehr zahlen muss der Verein wohl trotzdem.

Von Anna Hoben und Markus Schäflein

Für die Sorgen des TSV 1860 München um die Miete für das Grünwalder Stadion zeichnet sich im Stadtrat eine Lösung ab - allerdings dürfte es für den Fußball-Drittligisten im Vergleich zur aktuellen Situation dennoch deutlich teurer werden. Die Stadt will das verpflichtende MVV-Kombiticket abschaffen, mit dem die Löwen-Fans bisher an Spieltagen an- und abreisen konnten. Als Argument dient, dass vermutlich viele Fans das neue Deutschlandticket nutzen werden, das im Mai startet. "Das 49-Euro-Ticket könnte eine Chance bieten, dem Verkehrskonzept für das Stadion auch ohne Kombi-Ticket gerecht zu werden", sagt Sportbürgermeisterin Verena Dietl (SPD). "Ich habe dem Verein in Aussicht gestellt, diese Möglichkeit zu prüfen."

Für diesen Kompromiss, der in die Vollversammlung des Stadtrats eingebracht werden soll, zeichnet sich eine breite Mehrheit ab. Am kommenden Mittwoch soll das Gremium die neuen Mietbedingungen beschließen.

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Der Verein dringt seit Langem auf eine geringere Abgabe. Bürgermeisterin Dietl und Sportreferent Florian Kraus (Grüne) hatten jedoch jüngst erklärt, dass sie diesem Wunsch nicht entsprechen könnten und die Löwen künftig sogar noch etwas drauflegen müssen. Diese hatten den Stadtvertretern in einem Brief vorgerechnet, dass sie für die kommende Saison mit einem Anstieg der gesamten Stadionkosten um mehr als 50 Prozent rechnen, also um gut eine halbe Million Euro. Dazu kämen einmalig noch 150 000 Euro Nachzahlung von Nebenkosten.

Der TSV 1860 betrachtet es seit Jahren als Ungerechtigkeit, dass er das MVV-Kombiticket abnehmen muss, der FC Bayern aber nicht. Nun soll die Verpflichtung dazu aus dem Vertrag genommen werden. Vor allem die Grünen dürften dabei gewisse Bauchschmerzen gehabt haben. Denn ob die Vorstellung aufgeht, dass ein Großteil der Fans sich das Deutschlandticket zulegt und auch künftig mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreist, ist fraglich.

Doch aus Stadtratskreisen heißt es, dass dies im Grunde die einzige Möglichkeit sei, in der kommenden Saison die Kosten zu senken. Bei den Einsparungen durch die Abschaffung des MVV-Kombitickets handle es sich in etwa um die Summe, die die Löwen künftig an Mehrkosten für das Stadion zu tragen haben, so ist es aus dem Stadtrat zu hören.

Trotz des Wegfalls der MVV-Abgabe wird es für die Löwen wohl teurer

Die genaue Rechnung aber ist etwas komplizierter. Aufgrund von Nachteilen des Grünwalder Stadions gegenüber Stadien von Konkurrenzvereinen, die 1860-Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer in einer so genannten Malusliste zusammengestellt hatte, sank die Kaltmiete tatsächlich - aber nur marginal, um 4000 Euro auf 396 000 Euro pro Jahr. Dafür stiegen die Nebenkosten bei der Prüfung des Bewertungsamts von 150 000 auf 684 000 Euro, also um 534 000 Euro. So geht es aus dem Schreiben des TSV hervor.

Die künftige MVV-Abgabe hätte 572 000 Euro betragen, wenn sie wegfällt, gleicht sich das mit der Nebenkostenerhöhung in der Tat fast aus. Allerdings fällt nun natürlich der Zwang zum Kombiticket aufgrund der innerstädtischen Lage aus der Malusliste - was die Kaltmiete dem Vernehmen nach um rund 200 000 Euro erhöhen dürfte. Diesen Betrag nannte die Abendzeitung, er deckt sich mit SZ-Informationen. Somit zahlt der Klub auch bei einem Wegfall der MVV-Abgabe künftig wohl etwa 200 000 Euro Gesamtmiete mehr als bisher.

Dem TSV 1860 dürfte nun vor allem ein Umstand Sorgen machen: Er muss seinen Anhängern klarmachen, dass sie ihre Eintrittskarte künftig nicht mehr als MVV-Fahrschein benutzen dürfen, der Ticketpreis aber nicht sinkt. Zwar kommt ein großer Teil der Fans entweder von außerhalb des MVV-Gebiets oder aus einem Einzugsgebiet, das auch eine Anreise mit dem Fahrrad ermöglicht. Wer allerdings in den Randgebieten des MVV-Bereichs wohnt, über kein Deutschlandticket oder eine andere Zeitkarte verfügt und mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreist, muss künftig mit deutlich höheren Kosten für den Besuch der Spiele rechnen.

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