Nahverkehr:Stadtrat lehnt Baustopp für Trambahn in Johanneskirchen ab

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Von der Cosimastraße aus soll die Straßenbahn Richtung Johanneskirchen rollen. (Foto: MVG)

Trotz der Probleme bei der Planung hält die Rathausmehrheit an dem Projekt im Münchner Osten fest. Die vorbereitenden Arbeiten sollen weitergehen, sobald die Regierung eine Genehmigung erteilt.

Von Andreas Schubert

Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) und der Stadtrat halten trotz der Probleme bei der Planung am Bau der neuen Trambahn-Strecke in der Johanneskirchner Straße fest. Geht es nach dem Willen der politischen Mehrheit im Rathaus und der MVG, soll die Straßenbahn schon Ende 2025 zwischen dem Abzweig an der Cosimastraße und dem S-Bahnhof Johanneskirchen rollen. Einen Dringlichkeitsantrag der CSU, auf bauvorbereitende Maßnahmen zu verzichten, bis ein Planfeststellungsbeschluss, also die Baugenehmigung für die Trasse, vorliegt, hat der Mobilitätsausschuss am Mittwoch abgelehnt.

Dennoch geht es in der Johanneskirchner Straße zunächst nicht weiter. Dort haben die Stadtwerke München (SWM) bereits begonnen, die Straße aufzureißen, um Leitungen zu verlegen. Nun wird so lange nicht gearbeitet, bis die Regierung von Oberbayern es wieder erlaubt. Die SWM haben bei der Bezirksregierung, die für die Planfeststellung zuständig ist, eine vorläufige Genehmigung für die vorbereitenden Arbeiten beantragt. Wird diese erteilt, kann zumindest an den Leitungen weiter gearbeitet werden, auch wenn das Planfeststellungsverfahren für das Gesamtprojekt noch nicht abgeschlossen ist. Bäume würden dennoch erst nach dem Planfeststellungsbeschluss gefällt.

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Gibt es keine Genehmigung vorab, hoffen die SWM und ihre Tochtergesellschaft MVG, dass die Planfeststellung spätestens im Februar 2024 abgeschlossen ist, damit sie mit dem Baumfällen loslegen können: Das ist nur zwischen Oktober und Februar erlaubt. Danach müssten die SWM eine Sondergenehmigung beantragen.

Die Tram-Trasse in Johanneskirchen gilt als Abschnitt 3 der späteren Tram-Nordtangente zwischen Neuhausen und Bogenhausen, die auch den Englischen Garten durchqueren soll. Der erste Abschnitt soll von 2028 an vom Elisabethplatz durch die Franz-Joseph-Straße zur Tivolistraße führen, Abschnitt 2 voraussichtlich von 2029 an durch die Leopoldstraße zwischen Giselastraße, Münchner Freiheit und Ungererstraße.

Der dritte Abschnitt ist das kürzeste Stück, nur etwa 700 Meter lang. Doch bevor überhaupt ein Meter Gleis verlegt wird, ist der Lärm um die kurze Strecke vorab ziemlich laut. So haben der CSU-Landtagsabgeordnete Robert Brannekämper und der Anwalt Benno Ziegler, der Anwohner in Bogenhausen vertritt, Ende September das Lärmgutachten der MVG angezweifelt, da es nur den zu erwartenden Lärm durch die Tram berücksichtige, nicht aber die Belastung durch die bestehende Bahnstrecke.

Die MVG geht von einer Genehmigung aus

Tatsächlich räumte die MVG kurz darauf zunächst ein, dass das Gutachten fehlerhaft sei. Im Mobilitätsausschuss wiederum erklärte MVG-Chef Ingo Wortmann, dass das Gutachten doch keine Fehler aufweise. Was zähle, sei durchaus nur die neue Belastung durch die Tram. Dennoch werde bei der Dimensionierung der Schallschutzmaßnahmen der Gesamtlärm, also auch die Emission des Zugverkehrs, berücksichtigt. "Niemand muss die Sorge haben, dass er nicht ausreichende Lärmschutzmaßnahmen bekommt", sagte Wortmann.

Während die Gegner der Strecke unterstellen, dass das Tramprojekt womöglich gar keine Genehmigung bekomme, ist Wortmann vom Gegenteil überzeugt. Auch der verkehrliche Nutzen, der vor allem von der CSU wiederholt in Frage gestellt wurde, sei gegeben. Nach der sogenannten Standardisierten Bewertung komme die Trasse auf einen Nutzen-Kosten-Faktor von 1,48. Ab dem Faktor eins gilt ein Projekt als förderfähig.

Grüne und SPD bekannten sich wiederholt zur Tram. Brigitte Wolf (Linke) entgegnete auf die anhaltende Kritik der CSU: Diese hasse aus irgendwelchen Gründen Trambahnen und wolle nicht, "dass in Richtung Johanneskirchen/Englschalking irgendwas entsteht, was an einen innerstädtischen Raum erinnert". Fritz Roth (FDP) übte auch Kritik an der Kommunikation der MVG. Es sei der Eindruck entstanden, "dass wir 700 Meter Tram nicht hinbekommen".

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