Freizeit und Tourismus:Münchens "Sommer in der Stadt" wird noch größer

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Sommer in der Stadt: Gerade ist der Königsplatz einer der Standorte für das dezentrale Programm, mit dem Schausteller und Künstler nach den Corona-Absagen Auftrittsmöglichkeiten bekommen. Nach den Richtlinien dürfen normalerweise pro Jahr drei Veranstaltungen dort stattfinden. (Foto: Frank Stolle/München Tourismus/obs)

Gratis Eis, freie Eintritte oder ein Aperol Sprizz zur Begrüßung: 200 Unternehmen aus Gastronomie, Hotellerie und Kultur starten zum Sommer nun Sonderaktionen - auch um ausländische Touristen in die Stadt zurückzuholen.

Von Franz Kotteder, München

Im Norden der Theresienwiese sieht es neuerdings aus, als sei das Frühlingsfest im warmen Regen eingelaufen und hätte versehentlich seine beiden großen Bierzelte verloren. Man hat es jetzt dort nämlich mit der Coronaversion eines Volksfestes zu tun, dem sogenannten "Sommer in der Stadt". Der Bayerntower steht dort zum Beispiel, ein Kettenkarussell, das sich in fast 90 Metern Höhe dreht, und eine Wildwasserbahn, aber auch ein paar kleinere Fahrgeschäfte und Buden. Noch herrscht allerdings Ruhe auf der Festwiese, die in den vergangenen Monaten ja mit zwei großen Sanitätszelten zur Testwiese geworden ist, denn der offizielle Auftakt ist erst in knapp zwei Wochen, am 28. Juli.

Derartige Volksfestsplitter werden jetzt so nach und nach über die gesamte Stadt verteilt, sozusagen eine Wiesn mit ganz viel Abstand und ohne Bierzelte. Der "Sommer in der Stadt" besteht aber nicht nur daraus, Fahrgeschäfte, Stände mit gebrannten Mandeln und Wurfbuden über ganz München zu verteilen.

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In diesem Jahr hat das städtische Wirtschaftsreferat eine ganze Reihe von Kooperationspartnern eingebunden, die das Programm ergänzen. "Wir wollen einen Rahmen bilden für viele verschiedene Aktionen", sagt Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU), "damit der Lebensgeist wieder zurückkehrt in die Stadt." Was da alles los ist, das erklärte die Tourismus-Initiative München (TIM) - ein Zusammenschluss von rund 200 Unternehmen aus Hotellerie, Reisebranche und Gastronomie - am Donnerstag bei einer Pressekonferenz im "Museum of Urban and Contemporary Art" (MUCA) im Hochbunker an der Hotterstraße.

Das Kulturprogramm startet schon am 21. Juli

Eine "Willkommensaktion von Kultur- und Freizeiteinrichtungen, Einzelhandel und Gastronomie" will man auf die Beine stellen, unter dem modischen Titel #münchenistwiederda, damit auch digital affine Menschen verstehen, worum es geht. Die kulturellen Sommerprogramme beginnen bereits am kommenden Mittwoch, 21. Juli, die Schaustellersparte folgt eine Woche später - nicht nur auf der Theresienwiese, sondern zum Beispiel auch wie im vergangenen Jahr auf dem Königsplatz und an anderen Orten.

Das Konzept zum Veranstaltungsprogramm ist gar nicht so neu, wie man vielleicht glauben möchte. Anna Kleeblatt vom TIM-Vorstand berichtete, dass das erste Koordinationstreffen bereits am 7. April vergangenen Jahres stattgefunden hatte, also noch im ersten Lockdown: "Wir hätten uns damals auch nicht erwartet, dass das so lange dauert, bis es umgesetzt wird."

Viele der Vorschläge - zum Beispiel Katalogverlosungen im Lenbachhaus oder Ermäßigungen im Bavaria-Filmpark - werden nun aber Wirklichkeit. Baumgärtner sagt, man habe den "Sommer in der Stadt" in diesem Jahr sozusagen "breiter gemacht und noch mehr kulturelle und touristische Leistungsträger einbezogen". Zielgruppe seien nicht nur die Münchner, sondern auch "Gäste aus anderen europäischen Regionen" - schließlich gebe es noch große Defizite, was den Zustrom von Touristen betrifft. Denen wolle man sagen: "Die Stadt München ist ein sicherer Ort, und man kann hier Spaß haben".

Auch Wolfgang Fischer vom Einzelhandelsverband City Partner hofft, "dass der Tourismus jetzt langsam wieder anläuft". Man müsse zeigen, was München an Lebendigkeit, an Kultur und Zusammenhalt zu bieten habe: "Das haben wir die ganze Zeit über eigentlich schon bewiesen, von der ersten Aktion ,München hält zamm' bis zur Bereitstellung von Wirtschaftshilfen und ihre schnelle Bearbeitung durch die Stadtverwaltung."

Welche Sonderaktionen es gibt

Sonderaktionen zwischen dem 16. und 25. Juli gibt es ebenfalls. So bekommen im Tierpark Hellabrunn die ersten 1000 Besucher ein Eis geschenkt. Im MUCA gibt es kostenfreien Einlass in den neuen Ausstellungsbunker, der Olympiapark verlost Zeltdachtouren auf dem Olympiastadion, im GOP-Theater gibt es zum Kulturneustart einen Aperol Sprizz als Begrüßungsdrink, und im Sea Life im Olympiapark wird ein neuer Ausstellungsbereich eröffnet, eine Tropeninsel. Auch Gästeführer machen mit; so werden bei "Your Munich Tour" jetzt auch nächtliche Führungen durchs Neue Rathaus angeboten sowie ein Besuch des Rathausbalkons mit Blick auf den Marienplatz. Das Programm findet sich auf der städtischen Homepage unter www.muenchen.de/muenchenistwiederda.

Ein "wichtiger Baustein" für den Tourismus" seien nicht nur die Hotels, sondern auch die Restaurants, Cafés, Bars und die bayerischen Wirtshäuser in der Stadt, so Daniela Ziegler, Kreisgeschäftsführerin des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga. Deren Lage sei allerdings unverändert schlecht: "Es ist nach wie vor grausam, vor allem bei den Hotels." Die Belegungsquote betrage nach wie vor nur zwischen 20 und 30 Prozent, das liege vor allem am fehlenden Tourismus aus dem Ausland und an den ausfallenden Messen. Von der kommenden Internationalen Automobilausstellung IAA erwarten sich die Hoteliers daher eine gewisse Entlastung.

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Skeptisch blicken laut Ziegler auch die Betreiber von Gaststätten, Clubs und Bars in die Zukunft: "23 Prozent sagen, sie müssten ihren Betrieb in diesem Jahr wohl aufgeben." Das hat eine Umfrage der Dehoga ergeben. Genaue Zahlen gebe es nicht; wer Insolvenz anmelden müsse, sehe das oft als persönliche Niederlage an und posaune das nicht hinaus. "Oft ist es auch so", sagt Ziegler, "dass sich schnell jemand findet, der den Betrieb übernimmt. In München ist genügend Geld von Investoren da, hier sieht es anders aus als beispielsweise in Straubing oder Bamberg."

Viel Geld ist auch über die staatlichen Corona-Hilfen ans Gastgewerbe gegangen. Am Dienstag dieser Woche hatte die Industrie- und Handelskammer Zahlen für die Stadt München bekanntgegeben. Demnach haben Bund und Land bisher rund 1,4 Milliarden Euro an Münchner Unternehmen ausgezahlt. Fast die Hälfte davon, 48 Prozent, gingen an Betriebe des Gastgewerbes, also an Hotels, Restaurants, Diskotheken, Bars und Catering-Unternehmen.

© SZ vom 16.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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