Café Kuchentratsch:Wo Oma backt

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Oma Hilde beim Kuchenbacken im Café Kuchentratsch. (Foto: Robert Haas)

Die Kuchen im Café Kuchentratsch werden von Seniorinnen und Senioren nach alten Rezepten zubereitet. Wer hier ein Stück isst, rührt nie wieder eine Backmischung an.

Von Lisa Sonnabend

Die Gäste können beobachten, wie die Seniorinnen und Senioren in der Backstube werkeln. Ein Mann reinigt eine große Schüssel; dann ist ein neuer Käsekuchen fertig und wird nach vorn zur Verkaufstheke gebracht. Das Café "Kuchentratsch" an der Theresienhöhe ist ein besonderes Café.

Vor zehn Jahren initiierte Katharina Mayer mit einer Kommilitonin ihr soziales Start-up. Die Idee: Omas - und inzwischen auch ein paar Opas - backen Kuchen, erhalten eine wertschätzende Aufgabe, sind unter Leuten und verdienen sich etwas zur Rente dazu. Das Konzept und die Backwaren kamen gut an. Mayer machte sich dran, an der Theresienhöhe eine große Erlebnisbackstube mit Café zu eröffnen. Doch dann kam Corona, ihre Partnerin war mittlerweile ausgestiegen - und Mayer musste 2022 kurz vor Eröffnung der neuen Räumlichkeit Insolvenz anmelden. Schließlich übernahm die Bäckerei Höflinger Müller Kuchentratsch und das große Café an der Theresienhöhe konnte vor einem Jahr doch noch aufmachen.

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Was gibt es?

Wer das Kuchentratsch besucht, gerät meist ins Schwärmen. Man schmeckt, dass die Kuchen nach privaten, traditionellen Rezepten gebacken werden. Der Marmorkuchen ist saftig, es wird nicht an Butter gespart - nach dem ersten Bissen schwört man seiner Begleitung, nie wieder eine Fertigmischung anzurühren.

Aus der Gemüsebäckerei: Rüblitorte. (Foto: Robert Haas)
Auch ein paar Opas werkeln in der Backstube. (Foto: Robert Haas)

Beim Apfelkuchen liegt das Obst nicht obendrauf, sondern versinkt im fluffigen Kuchenboden, der Schoko-Mandarine-Kuchen ist enorm cremig und beim Zitronenkuchen merkt man sofort, dass die Zitrusfrucht selbst gerieben wurde, ohne dass sie sich aber zu penetrant nach vorn drängen würde. Es sind einfach jahrelang erprobte Rezepte. Die Kuchenauswahl ist groß, ein Stück kostet faire drei bis fünf Euro.

Wer es nicht so süß möchte, kann im Kuchentratsch belegte Semmeln oder Butterbrezn wählen. Mittags gibt es zudem wechselnde warme Tagesgerichte (alle unter zehn Euro). Wer jedoch dann auf die Nachspeise verzichtet, ist selbst schuld.

Wer kommt?

Drei Freundinnen sitzen an diesem Vormittag auf den Polstersesseln und haben sich viel zu erzählen, während sie mit der Gabel einen Bissen nach dem anderen zum Mund führen. Eine Familie kommt herein, die zwei Jungs ziehen sich erst einmal die Schuhe aus, ehe sie es sich auf dem Sofa gemütlich machen und ihre Kuchenstücke und eine Limo wegputzen.

Die Gäste sitzen auf Polstersesseln. (Foto: Robert Haas)

Die riesigen Fenster reichen von der Decke bis zum Boden - eigentlich das ideale Ambiente für ein modernes Lokal, nicht für ein uriges Café. Aber der Raum wirkt dennoch stimmig. Neben den Möbelgruppen sind alte Lampenschirme aufgestellt, an der Wand lehnt eine große dunkle Wanduhr, auf den Tischen stehen Vasen mit geschmückten Tannenzweigen. Aus der Backstube dringt Klimpern.

Die Kuchen der Seniorinnen und Senioren werden inzwischen in einigen "Höflinger Müller"-Bäckereien in der Stadt verkauft und auf Bestellung deutschlandweit versandt. Auch Backbücher mit den beliebtesten Rezepten gibt es. Also wirklich: nie wieder Fertigbackmischung!

Kuchentratsch , Theresienhöhe 30, 80339 München, Telefon: 089/45207114. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 8 bis 18 Uhr, am Wochenende und am Feiertag von 11 bis 17.30 Uhr.

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