Freizeit:Auf der Spur des Tees durch München

Lesezeit: 6 min

(Foto: Mohssen Assanimoghaddam/dpa)

In der Pandemie heißt es oft: Abwarten und Tee trinken. Tatsächlich steigt die Nachfrage merklich. Doch wer glaubt, das Getränk zu kennen, wird überrascht sein, wie viel Platz für Kreativität in einer Kanne ist.

Von Bernhard Blöchl, Fiona Rachel Fischer, Christian Jooß-Bernau, Jürgen Moises und Michael Zirnstein

Das heiße Wasser gluckert sinnlich in die Kanne. In farbigen Schlieren breiten sich Aromen aus. Eine dampfende Tasse Tee kann trösten, gemütliche Nachmittage einleiten oder Pause und Booster im Home-Office sein. In Deutschland ist das Heißgetränk sehr beliebt und gewinnt in der Pandemie weiter an Bedeutung. Im Jahr 2020 lag der Pro-Kopf-Verbrauch bei 70 Litern. Das sind sogar zwei Liter mehr als im Vorjahr. Die Vielfalt der Sorten ist dabei beinahe unerschöpflich. Aus rund 300 verschiedenen Pflanzen werden weltweit immer neue Teekreationen erschaffen. Auch in München findet man die internationale Vielfalt - ein Wegweiser.

Läden

Schier unerschöpfliche Auswahl: Werner Merten in seinem Teahouse in der Sendlingerstraße. (Foto: Stephan Rumpf)

Der Geruch von Tee und getrockneten Früchten liegt schwer in der Luft. Eine schier unendliche Auswahl mit über 888 Sorten bietet das Teahouse in der Sendlingerstraße. Der Besitzer Werner Merten verkauft in seinem Laden alles von schwarzem, über Früchte- und Kräutertee bis zu Matcha und Chai. Auch ausgefallenere Kreationen wie Cranberry-Milchreis-Schwarztee oder Kirsch-Feige-Kürbis kann man hier erwerben. Normalerweise bietet das Teahouse auch Kurse über Tee an, in der Pandemie wurden diese jedoch ausgesetzt.

In der Teegalerie am Rotkreuzplatz begrüßt beim Betreten des Ladens neben dem Teeduft auch Jazzmusik. Das 1986 eröffnete Fachgeschäft ist seit knapp einem Jahr unter neuer Leitung und stets auf der Suche nach neuen Trends. Im Januar sind es vor allem Detox-Kräutertees und aromatisierte Grüntees, doch mit einem Sortiment von 400 Sorten ist für jeden etwas dabei. Tastings für Teeinteressierte können je nach Pandemielage hoffentlich wieder im Sommer stattfinden.

Am Viktualienmarkt befindet sich mit der Teeschale und dem Teaflower-Stand ein kleines Teeparadies. Ersteres ist ein Familienunternehmen mit 45 Jahren Tradition, bei denen alle möglichen Sorten, auch Ayurveda-Tee, Mate, Chai und Oolong zu finden sind. Die Teaflower ist vor allem auf gesunde Kräutertees spezialisiert. Im Sommer kann man dort auch Eistee im Tetra Pak kaufen und ab April dieses Jahrs sind Teebeutel erhältlich, die ohne Aufbrühen einen Eistee in die Trinkflasche zaubern - ganz ohne Aromastoffe.

Weitere lohnende Teeläden sind das Tee-Handelskontor Bremen im ersten Untergeschoss der Stachus Passagen mit 150 Teesorten und einem Schwerpunkt auf regionalen Erzeugnissen, der Tee Gschwendner in der Sendlinger Straße mit 350 Sorten und das Sonnentor am Karlsplatz, wo das Sortiment der Marke Sonnentor direkt im Laden erworben werden kann. Fiona Rachel Fischer

Bubble Tea

Keine Mode von gestern: der Bubble-Tee ist zurück. (Foto: Jens Kalaene/picture alliance / dpa)

Als der aus Taiwan stammende Bubble Tea vor etwa zehn Jahren erstmals nach München schwappte, war das nur ein kurzer Hype. Da poppten plötzlich überall diese Läden auf, in denen es Tee wahlweise mit Milch oder Sirup und mit bunten Kugeln gab, die man mit einem Röhrchen inhalieren musste. Das war recht lustig, aber auch etwas gewöhnungsbedürftig. Und kurz darauf waren viele Läden auch schon wieder weg. Seit etwa drei Jahren ist der Bubble Tea zurück, wie es aussieht, um zu bleiben. Empfehlenswerte Läden sind etwa das Nai Cha in der Sonnenstraße (wegen der Auswahl), die Teeseele in Schwabing (weil dort alles "echt" taiwanesisch ist), der Kiosk Nono in Milbertshofen (weil er höchst sympathisch ist) oder Sweet Garden in der Nähe des Viktualienmarkts. Dort kann man Bubble Tea mit Donuts kombinieren. Jürgen Moises

Genussorte

Auf die taiwanesische Teetradition spezialisiert ist der Teesalon Laifufu. (Foto: Laifufu)

Es muss nicht immer Kaffee sein. Warum sich nicht mit Freunden mal auf einen Tee verabreden? Im taiwanesischen Teesalon Laifufu (Maillingerstraße 14) kann man eine Tasse zum Selbstbrühen bestellen und anschließend Tee für zuhause kaufen. Der Salon hat sich auf authentische asiatische Tees spezialisiert und besitzt mit 40 Sorten die größte Auswahl an Oolong-Tees in München. In sonntäglichen Teezeremonien könnte man zudem viel über Zubereitung und Etikette erfahren, doch wegen der pandemischen Lage finden diese erst wieder im Sommer und dann im Garten statt.

Das Café Letcha (Herzogstraße 1 a) bietet mit seinen Matchas eine Alternative zur westlichen Kaffeekultur: Es gibt den stärker dosierten "Espresso" und den milchigen "Latte", der Bestseller im Letcha. Dabei kann man zwischen verschiedenen Sorten Milch und Tee wählen und dazu Matcha-Kuchen bestellen. Momentan hat das Letcha allerdings wegen Personalmangels geschlossen. Im März soll es weitergehen.

Im Dallmayr Café-Bistro (Dienerstraße 14-15) kann man kannenweise den hauseigenen Tee genießen, der mit 130 Jahren Tradition einen hohen Stellenwert im Angebot hat. Die Sorten können auch im Delikatessenhaus gekauft und in der Teeschulung "Tearista Basic" verköstigt werden. Fiona Rachel Fischer

Very british

Wohlfühlen wie die Windsors: Im Victorian House am Viktualienmarkt stehen etwa 60 Sorten Tee zur Auswahl. (Foto: Angelika Bardehle)

Wem England fehlt, der findet im Victorian House Trost. Seit 20 Jahren darf man sich in dem eleganten Wohnzimmerlokal am Viktualienmarkt (Frauenstraße 14) ein bisschen fühlen wie die Windsors. "Cream Tea" am Nachmittag ist Pflicht, stilecht kommen hier frisch gebackene Scones mit Cornish Clotted Cream und Erdbeermarmelade auf den Tisch. Natürlich gibt es dazu Tee. Tee nach Wahl, um genau zu sein. Und das kann den Besucher schon mal überfordern. Die Karte bietet etwa 60 Sorten, von English Breakfast über Ginger Orange bis Rooibos Caramel. Tee und Scones zum Mitnehmen gibt es übrigens auch in dem Laden-Café in den Fünf Höfen (weitere kleine Filialen in der Alten Pinakothek und an der Türkenstraße 60). Und wer nicht genug von herrlich entspannender englischer Teekultur bekommen kann, probiert die "Afternoon Tea"-Variationen im Hotel Vier Jahreszeiten und im Mandarin Oriental auch gleich noch aus. Bernhard Blöchl

Afternoon Tea: u.a. im Victorian House , Hotel Vier Jahreszeiten , Mandarin Oriental

Reise nach Japan

Tradition und Meditation: eine Teezeremonie im Teehaus im Englischen Garten. (Foto: Robert Haas)

"Jeder Tee hat seine eigene Persönlichkeit", sagt Sandeh von Tucher vom Tushita Teehaus, wo sich besonders gerne Yogis und Japan-Fans für eine kleine Auszeit mit Pu-Ehrs, Oolongs und anderen Weiß-, Schwarz-, Grün- und Kräutertees treffen. Beim Matcha ist dieser Charakter oft verborgen, gerade für junge Japaner ist das Grüntee-Pulver eine Art Pop-Star, sie lassen es sich in Latte, Smoothies und andere To-go-Getränke rühren und mit Guarana, Farbe und Tapiokaperlen aufpeppen. Das hat Matcha gar nicht nötig, er ist ja schon perfekt und strahlend grün: auf besonderen Böden gewachsen, drei Wochen beschattet, das Blattfleisch (Tencha) von den Rispen gezupft und getrocknet, in Edelstahl- oder Granitmühlen langsam gemahlen ... schon die Herstellung ist Handwerkskunst, die traditionelle Zubereitung ist eine Zeremonie. Die ist in München seit vielen Jahren im Japanischen Teehaus im Englischen Garten eine Attraktion, und auch das Tushita hat dafür nun einen eigenen Raum, in dem auch Tee- und Malkurse und Meditationen stattfinden: Für die Zeremonie wird die Galery in der Westermühlstraße 23 mit Strohtatamis ausgelegt, etwa acht Menschen beobachten, wie auf der Feuerstelle Wasser auf 80 Grad erhitzt und dann in einer antiken Schale auf das Pulver gegossen und mit dem Kari, einem Bambusbesen, zum dick-schaumigen Tee geschlagen wird, der wundersamerweise den Geist anregt und gleichzeitig beruhigt. Die Schale geht dann reihum, zumindest vor Corona. Für die Matcha-Auszeit daheim gibt es im Tushita selbstimportierte Pulver von 27 bis 80 Euro je 100 Gramm und die entsprechend kunstvollen Kannen, Schalen und Besen zu kaufen. Michael Zirnstein

Tushita, Teehaus, Klenzestr. 53, Mo.-Sa. 11.30-20 Uhr, Galery, Westermühlstr. 23, Tel. 089/18975594, tushita.eu

Wissensdurst

Nie wieder ratlos im Teeladen: "Das Teebuch" hilft. (Foto: DK Verlag / William Reavell)

Da ist beispielsweise der Pu-Erh - der einzige Tee in dem man probiotische Mikroben findet. Was auch bedeutet, dass er sich über die Jahre weiterentwickelt und im Geschmack ändert. Oder die Frage, wie bei einer japanischen Teezeremonie das Seidentuch, das Fukusa, mit dem Utensilien gereinigt werden, gefaltet wird. Hier wird das Ritual in einer Fotoreihe nachvollziehbar. Die Welt des Tees entblättert sich in diesem Buch als Vielzahl von Welten. Reich bebildert begrüßt "Das Teebuch" seine Leser mit einer Anatomie der Teepflanze. Über Grundsätzliches zu Anbaugebieten, geht es weiter zur Ernte, den unterschiedlichen Sorten, den Feinheiten des Aufbrühens. Und dann ist man bereit, mit Karten einzusteigen in die Länderkunde des Getränks - was grundsätzlich hilft, um beim nächsten Besuch eines Teeladens nicht ratlos vor Regalen zu stehen. Der Vollständigkeit halber folgt ein Ausflug zu den Kräutertees. Dann darf man selber probieren und beim Betrachten der Rezepte über die Fülle der Geschmacksmöglichkeiten staunen. Christian Jooß-Bernau

Das Teebuch: Sorten, Anbaugebiete, Rituale und Rezepte aus aller Welt , 244 Seiten, DK Verlag

Cocktail

"Kleine Jadeschnecke" heißt dieser Cocktail aus Grüntee und Reisschnaps (Foto: DK Verlag / William Reavell)

Tee ist etwas für Asketen? Wer dieses Rezept aus dem Teebuch des DK Verlags probiert, sieht das anders. Hier werden chinesischer Grüntee und Reisschnaps zu einem Cocktail kombiniert, der den hübschen Namen "Kleine Jadeschnecke" trägt.

Zutaten sind fünf Teelöffel Bi Luo Chon, 300 Milliliter 80 Grad heißes Wasser, ein halber Teelöffel gehackter Rosmarin, zwei Zweige zum Garnieren, 200 Milliliter Soju oder Wodka und Eiswürfel.

Die Zubereitung: Den Tee in einer Kanne mit dem heißen Wasser aufbrühen und dreieinhalb Minuten ziehen lassen. Den gehackten Rosmarin hinzugeben und weitere 30 Sekunden ziehen lassen. Durch ein Sieb in einen Cocktailshaker umfüllen und abkühlen lassen. Soju und Eiswürfel dazugeben und einige Sekunden shaken. Zum Servieren durch ein Sieb in Cocktailgläser gießen und mit Rosmarin garnieren. Christian Jooß-Bernau

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