Das monatelange Abrechnungschaos bei den Stadtwerken München (SWM) war nicht nur ärgerlich für deren Kunden, es kommt auch das Unternehmen selbst teuer zu stehen: Mindestens zehn Millionen Euro sind den SWM nach eigenen Angaben dadurch verloren gegangen.
Der Grund: Weil es so lange gedauert hat, bis die Abschlagszahlungen von Hunderttausenden Haushalten für Strom, Gas und Fernwärme endlich abgebucht worden sind, mussten die Stadtwerke kurzfristige Kredite aufnehmen, um das zwischenzeitliche Finanzloch zu stopfen. Diese "Finanzierungskosten" belaufen sich laut SWM auf einen "niedrigen zweistelligen Millionenbetrag".
Schuld an dem Wirrwarr ist aus Sicht des Münchner Versorgers die Energiepreisbremse, die Ende 2022 in Berlin beschlossen wurde. Sie sollte die massive Teuerung infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine abfedern und Verbraucher entlasten. Die bürokratische Abwicklung übernahmen allerdings keine staatlichen Behörden, sondern die jeweiligen Unternehmen, die laut SWM "auf eine solche Aufgabe nicht eingerichtet waren".
Die Münchner Stadtwerke haben nach eigenen Angaben mehr als eine Million Kunden und rund 200 unterschiedliche Tarife, die alle umprogrammiert werden mussten - während die Bundesregierung die Regelungen weiter aktualisierte: Immer wieder kamen Änderungen an den letztlich zwei Preisbremsen, die finalen Klarstellungen zu den Vorschriften seien erst im Oktober 2023 erfolgt. Zu diesem Zeitpunkt war der Ärger bei den Kunden über die fehlenden Abschlagszahlungen längst entbrannt.
Die gewaltige Finanzlücke habe man dann eben durch neue Kredite finanzieren müssen, so die SWM. Die Frage, was die Verzögerung bei den Abrechnungen denn koste, haben die Stadträte Manuel Pretzl und Hans Theiss (beide CSU) bereits im Juli 2023 aufgeworfen. Wie die Abschlagszahlungen selbst, so hat auch die Antwort darauf eine Weile gedauert. Erst jetzt haben die SWM die Stadtratsanfrage beantworten können.
Dabei wollten die beiden CSU-Stadträte auch wissen, ob in den kommenden Jahren mit höheren Energiekosten für die SWM-Kunden zu rechnen sei, um die Verluste zu kompensieren. Die Antwort der Stadtwerke darauf lautet: "nein". Die Kosten trage das Unternehmen selbst.