Munich Central Park:Warum die Sonnenstraße zum traumhaften Park werden muss

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So grün könnte es mit dem Central Park Munich mitten in München aussehen. Die Handwerkskammer spricht sich jedoch gegen das Projekt aus. (Foto: Bund Naturschutz München)

Der Münchner Stadtrat hat es in der Hand, die Verkehrswende einen wirklich großen Schritt voranzubringen und diesen Teil des Altstadtrings zu einer Oase werden zu lassen. Nie waren die Argumente stärker.

Kommentar von Ulrike Heidenreich

Die Entscheidung wäre mutig und sie wäre richtig. Es ist jetzt die perfekte Zeit, den Asphalt der Sonnenstraße aufzubrechen und eine Parklandschaft im Herzen Münchens zu planen. Die mehrspurige Schneise dröhnt mitten durch die Stadt, sie ist eine der verkehrsreichsten Straßen Europas - wie beruhigend und verheißungsvoll klingt da im Gegensatz der Projektname Munich Central Park. Das Schöne: Es ist noch nicht mal ein Traumgebilde von Spinnern.

Der Münchner Stadtrat hat es in der Hand, die Verkehrswende einen wirklich großen Schritt voranzubringen und diesen Teil des Altstadtrings zu einer Oase werden zu lassen. Vom Sendlinger-Tor-Platz bis zum Stachus, vom Nußbaumpark bis zum Alten Botanischen Garten entstünde eine grüne Lunge, mit Bäumen, Beeten, Parkbänken, einer ratternden Tram, Fahrradwegen und einer Spur für Anwohner und Lieferverkehr.

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Wenn in dieser und in anderen Städten den Autofahrern Platz weggenommen werden soll, ist das Getöse immer laut. Es gilt nun, die Sorgen und Einwände auch der Gewerbetreibenden einzubinden in eine gradlinige, unbeirrte Planung. So schwer wird das gar nicht sein - denn wer will heutzutage noch ernsthaft freie Fahrt für Diesel- und Benzinkarossen fordern?

Der Platz im Grünen in der Großstadt ist knapp, wird immer wertvoller. Die Pandemie hat die Einstellung der Menschen zur Mobilität insgesamt und zum Auto im Speziellen verändert. Kraftfahrzeuge werden nicht mehr als sperriges Mobiliar auf den Straßen akzeptiert, weil das schließlich schon immer so war. Parkbuchten werden zu neuem Lebens- und Gastronomieraum. Eigene Autos werden hinterfragt und im Zweifel eher abgeschafft. Ein Trend, der wächst. Ein Lebensgefühl, das deutlich in München spürbar ist.

Passend dazu der Spritpreis-Wahnsinn gerade, der zeigt, wie abhängig die Deutschen vom Auto sind. Und dann das Ziel der Stadt, bis 2035 klimaneutral zu werden. Ein Rückbau der Sonnenstraße fügt sich zudem harmonisch in alle weiteren Planungen für die neue Mitte Münchens ein: Nach dem Neubau des Hauptbahnhofs soll der Vorplatz dort autofrei werden. Das nahe Karstadt-Areal wird mit grünen Passagen und menschenfreundlichen Fassaden neu erfunden. Nie waren die Voraussetzungen besser, die Argumente stärker.

Erhellend ist es auch, zurückzublicken: Erst seit 1938 ist die Sonnenstraße so trostlos grau. Die Nationalsozialisten hatten alles plattgemacht, weil Hitler eine breite Aufmarschschneise wollte. Zuvor war hier ein grüner Boulevard, ein beliebter Treffpunkt von Münchnerinnen und Münchnern. Dieser war sorgsam geplant, nach dem Konzept der Sonnenbaulehre von Christoph Faust. Alle Gebäude wurden zur Sonne ausgerichtet, und so kam die Straße auch zu ihrem schönen Namen. Ein leuchtendes Beispiel für gute Stadtplanung. Der Entschluss für einen Munich Central Park hätte ebensolche Strahlkraft.

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