Festival im Olympiapark:Ein Traum in einer lauen Sommernacht

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Der diesjährige Sommernachtstraum im Olympiapark wurde seinem Namen mehr als gerecht. Beim Blick vom Olympiaberg über den Olympiasee, den Olympiaturm und das Olympiastadion im Abendlicht konnten die Festivalbesucher ins Träumen geraten. (Foto: Leonhard Simon)

"Silbermond", "2Raumwohnung" und "Culcha Candela" sorgen beim diesjährigen Sommernachtstraum für musikalische Höhepunkte - das große Feuerwerk verwandelt den Himmel zum Abschluss in ein Lichtermeer.

Von Klára Mayer

Der Abend ist noch jung und der Münchner Himmel strahlend blau, als sich das Festivalgelände am Olympiapark für den "Sommernachtstraum" füllt. Noch fühlt es sich nicht wie ein Traum an. Heiß brennt die Sonne auf die Menschen, die nach und nach eintrudeln und noch so wirken, als müssen sie sich auf dem großen Gelände erst einmal zurecht finden. Die ersten Besucher sitzen mit einer Bratwurst oder Pommes mit Ketchup unter einem der wenigen Bäume im Schatten. Ab und zu sieht man Männer mit rechteckigen Bauchtaschen durch die Menge schlendern und man fragt sich: Wie bleiben die Cocktails darin noch kalt?

Vor der Hauptbühne haben sich schon zahlreiche Zuhörer versammelt, die dem jungen Münchner Sänger "Paul Kowol" zujubeln. Die ersten Arme recken sich nach oben und wippen von links nach rechts mit zu dem Lied "Somma", das er mit Culcha Candela gesungen hat. Damit heizt er für den späteren Auftritt der Band ein.

Bis dahin aber ist es noch eine Weile hin. Das Warten wird mit einer Nachwuchsshow überbrückt, die sich aus jungen Talenten aus dem Publikum speist. Als die zehnjährige Frieda auf der Bühne steht und "Easy on me" von Adele anstimmt, jagt sie den Zuschauern mit jedem Ton eine Gänsehaut über den Körper.

Die Hauptbühne im Olympiapark während des Auftritts von "Silbermond" beim Sommernachtstraum. (Foto: Leonhard Simon)

Einige Zeit später ist es dann soweit. Ein lautes, dunkles Brummen dröhnt aus den Boxen, Beifall brandet auf und die vier von Culcha Candela kommen in ihren orangenem Sommeroutfits auf die Bühne gesprungen. Die nächsten anderthalb Stunden sind von guter Laune geprägt und es scheint so, als würde man mit denen auf der Bühne gemeinsam eine Sommerparty feiern. Aus "Berlin City Girls" werden die Münchner City Girls, die den Refrain übernehmen und laut mitsingen. Von den Choreos und dem Hüftschwung der mittlerweile neun Menschen auf der Bühne, lassen sich viele anstecken und die Arme in der Luft reichen bis zum Horizont. Der Sänger Don Cali bringt dem Publikum nebenher Spanisch bei und nachdem tausende Menschen die berühmten Tanzschritte aus dem Lied "Von allein" können und sich die Masse zum Rhythmus nach links und rechts in kleinen Schritten bewegt, ist die Begeisterung bei der "Hamma"-Zugabe kaum noch zu übertreffen.

Irgendwann meldet sich der Bauch und will auch zu seinem Recht kommen. Jetzt stellt sich die Frage, ob man seinen guten Platz vor der Hauptbühne für etwas Nahrhaftes riskiert. Die langen, unendlich scheinenden Schlangen vor den Food Trucks verlaufen sich in der Menschenmenge. Die Qual der Wahl: Lieber bei den deftig-süß gefüllten Kartoffeltaschen oder doch lieber bei den Texas-Burgern mit hausgemachtem Krautsalat anstehen?

Stefanie Kloß von "Silbermond" feierte beim Sommernachtstraum auf der Hauptbühne im Olympiapark alle "Krieger des Lichts". (Foto: Leonhard Simon)

Während man in der Warteschlange nicht wirklich weiterkommt, betritt Stefanie Kloß von Silbermond die Bühne. In den lauen Sommerabend hinein verspricht sie den Menschen dieses Sommernachtstraums "Irgendwas bleibt" und ein "kleines bisschen mehr Sicherheit". Die Lichtstimmung wechselt zum Gitarren-Solo, der die Bühne erbeben lässt. Kloß hat keine Lust mehr, auf die vergangenen zwei Jahre zurück zu schauen und feiert alle "Krieger des Lichts" - also mindestens alle Menschen, die mit ihrem Handylicht im Publikum die Nacht erstrahlen lassen.

Die Band "2Raumwohnung" spielt auf der Halbinsel-Bühne beim Sommernachtstraum im Olympiapark. (Foto: Leonhard Simon)

Auf dem Weg zur Halbinsel-Bühne begegnet man auf dem kleinen Olympiasee riesig großen, mit Luft gefüllten Seifenblasen, in denen Kinder versuchen, wie auf einem Hamsterrad über das Wasser zu laufen. Hinter der Brücke wird man empfangen von den elektrischen Sounds von 2Raumwohnung und der lässig leichten Stimme von Frontsängerin Inga Humpe, die einen umgehend zum Tanzen auffordert. Die verschiedenen Klänge aus dem Synthesizer lassen das Publikum in einen schwerelosen Zustand verfallen und mit dem Strobo-Licht fühlt es sich an, als bewege man sich in einem Open-air-Club. Spätestens jetzt fängt das Träumen an.

33 Minuten soll das Feuerwerk in diesem Jahr dauern. (Foto: Leonhard Simon)

Pünktlich um 22 Uhr werden dann die Budenbesitzer von einem Festivalmitarbeiter gebeten, ihre Lichter auszuschalten, damit das lang ersehnte Feuerwerk, das unter dem Motto "Sign of Life" steht, so richtig Strahlen kann. Der Höhepunkt zum 50. Jubiläumsjahr des Olympiaparks wird mit der Olympia-Fanfare von 1972 eingestimmt, und endlich fangen auch die ersten Funken an zu sprühen. Bunt-leuchtende Blumen steigen in den Himmel, gehen fächerartig auf. Über dem Olympiasee erhebt sich ein goldener Glitzerregen, der aussieht, als ob ein Schwarm fliegender Fische darüber springen würde, und zu "Happy" von Pharrell Williams steigen dank Pixeltechnik Smileys taktgenau in den Himmel. Als der Himmel beim Finale zu einem Lichtmeer wird, will man aus dem Traum in dieser lauen Sommernacht gar nicht mehr erwachen.

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