Sommerferien:Wie schön München wäre, wenn es weniger Münchner gäbe

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Was wäre ein Sommer ohne Freibad? (Foto: Robert Haas)

Der August in der Stadt ist besonders schön, weil so viele Bewohner gar nicht da sind. Und das heruntergekühlte Freibad lockt ohnehin mehr als die aufgeheizte Adria.

Glosse von Andreas Schubert

Auf den August in München freuen sich viele schon allein deshalb, weil er jedes Jahr wieder zeigt, wie schön die Stadt sein könnte, wenn es halt nicht gar so viele Münchner gäbe. Die Wohnviertel wirken plötzlich leer und luftig, weil sämtliche Familienbusse nach elf Monaten Ruhepause am Straßenrand zur Abwechslung wieder den Gardasee und die Adria zuparken.

An der Isar muss man sich nicht mehr schon morgens um acht mit einem Badetuch einen Platz am Ufer reservieren; im Biergarten nerven keine Horden von Junggesellinnen-Abschieden, sondern höchstens ein paar Wespen; auf den Straßen ist so wenig los, dass man das Auto beinahe wieder für ein geeignetes Gefährt zur Arbeit halten könnte; die Radwege sind momentan fast frei von Kampfradlern, weil die momentan eher Berge runter, statt ins Büro heizen; und am Flaucher blasen die Griller momentan nur so dünne Rauchschwaden in die Gegend, dass die Sichtweite wieder mehr als zehn Meter beträgt.

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Aber der schöne Schein trügt natürlich: Die VW-Busse werden mit Ende der Ferien wieder an ihren gewohnten Bordstein zurückkehren und sofort in den Winterschlaf fallen. Mia und Noah sind - anders als es der Aufkleber am Heck behauptet - dann nicht mehr an Bord, sondern im Lastenrad auf dem Weg zur Kita. Die Straßen bekommen bald wieder das, wofür sie eigentlich gebaut wurden, also den Stau. Was bleibt, sind nur die Leerstände an Biertischen und an der Isar - aber nicht, weil keiner da wäre: Von Mitte September an frieren die Leute lieber im Freisitz auf der Wiesn oder ziehen sich daheim auf der Couch die Wolldecke über den Kopf - geheizt wird ja nicht mehr, weder hie noch da.

Wer also kann, sollte die letzten heißen Augusttage noch richtig zum Radeln, Biergarteln und Baden ausnützen. Ein Tipp für den Resturlaub daheim: Anders als das vom Klimawandel und von den Absonderungen unzähliger Urlauber aufgeheizte Mittelmeer bieten die Isar und die heruntergekühlten Freibäder derzeit eine wunderbare Erfrischung. Und, wen wundert's: Auch die Keimbelastung im Maria-Einsiedel-Bad ist wieder unterhalb des Grenzwerts.

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