Energiepreise:Warum Strom und Heizung für viele Münchner teurer werden

Lesezeit: 3 min

Die Heizkosten sind ein großer Brocken im monatlichen Budget vieler Haushalte. Wer Fernwärme nutzt, für den wird es im neuen Jahr teurer. (Foto: Catherina Hess)

Höhere Netzentgelte und Mehrwertsteuern werden sich 2024 in den Abrechnungen der Energieversorger niederschlagen. Was sich für die Kunden der Stadtwerke ändert - und für wen es im neuen Jahr besonders kostspielig wird.

Von Catherine Hoffmann

Für Kundinnen und Kunden der Stadtwerke München (SWM) dürfte sich im neuen Jahr einiges ändern. Nicht alle Neuerungen wirken sich aber sofort auf die Preise für Strom, Gas und Fernwärme aus. Fest steht, dass zum 1. Januar die staatlichen Strom- und Gaspreisbremsen wegfallen - die wegen gesunkener Marktpreise jedoch ohnehin keine Rolle mehr spielen. Die SWM haben die Preise für Erdgas und Strom zuletzt im vierten Quartal gesenkt, seither liegen sie unter dem Niveau der Preisbremsen.

Ein Zwei-Personen-Haushalt, der 2500 Kilowattstunden Strom im Jahr verbraucht, zahlt in der Grundversorgung seit November 88,97 Euro im Monat statt zuvor 118,82 Euro. Für die Gasversorgung sind bei einem Verbrauch von 15 000 Kilowattstunden im Jahr seit Oktober monatlich 151,98 Euro statt bisher 274,23 Euro fällig. Wer weniger zahlen möchte, kann über einen Anbieterwechsel nachdenken. Dadurch lassen sich bei Strom und Gas im kommenden Jahr hunderte Euro einsparen, wie ein Blick auf Preisvergleichsportale wie Verivox zeigt.

Sonntag bis Freitag
:München heute - der München-Newsletter

Jetzt den Newsletter abonnieren!

Der Strompreis der Stadtwerke dürfte außerdem bald wieder steigen: Die Bundesregierung hat für 2024 überraschend den geplanten Zuschuss in Höhe von 5,5 Milliarden Euro für das überregionale Transportnetz gestrichen, in dem der Strom bundesweit verteilt wird. Deshalb müssen die Netzentgelte für das kommende Jahr neu berechnet werden. Nach Angaben des Verbands kommunaler Unternehmen dürften die Netzentgelte künftig im Durchschnitt bei 6,43 Cent je Kilowattstunde liegen. In diesem Jahr mussten dank des Zuschusses aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds lediglich 3,12 Cent je Kilowattstunde bezahlt werden.

Für die Stadtwerke und ihre Kundschaft ist dies ärgerlich. Die SWM müssen nun ihre Strompreise neu berechnen. Wie hoch die Preissteigerung ausfällt, ist derzeit nicht bekannt. "Klar ist jedoch bereits: Der Strompreis wird durch diese Entwicklung für Stromkundinnen und -kunden steigen", sagt eine Sprecherin der SWM.

Teurer dürfte auch die Wärme werden. Zum Jahresbeginn wird die CO₂-Abgabe für Gas erhöht - wie sich dies in den Rechnungen der Kunden niederschlagen wird, können die SWM derzeit nicht sagen. Zudem fällt am 1. März die Mehrwertsteuerermäßigung für Gas und Fernwärme weg. Beides wird dann statt mit sieben wieder mit 19 Prozent besteuert. Die SWM werden diese Erhöhungen an die Verbraucher weitergeben.

Böse Überraschung für Fernwärme-Kunden

Zu einer unangenehmen Überraschung dürfte in jedem Fall der Fernwärmepreis werden. Wenn die entsprechende Preisbremse zum Jahresende ausläuft, wird Fernwärme für SWM-Kunden deutlich teurer. Das Unternehmen hatte den Preis im zurückliegenden Jahr zwar mehrmals gesenkt; sinkende Energiepreise auf den Großhandelsmärkten hatten dies möglich gemacht.

Der Arbeitspreis liegt mit 135 Euro je Megawattstunde aber weit über der staatlichen Fernwärme-Preisbremse, die den Arbeitspreis auf 95 Euro je Megawattstunde deckelt, allerdings nur für 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs und für Kunden mit einem Jahresverbrauch bis 1500 Megawattstunden. Ab 1. Januar kostet die Fernwärme der SWM dann 139,54 je Megawattstunde. Das bedeutet verglichen mit dem gedeckelten Preis eine Steigerung der Kosten um mehr als 45 Prozent.

Die hohen Preise der Münchner Fernwärme gaben schon in der Vergangenheit Anlass zu Kritik. Im Zuge der Energiepreiskrise hatten die SWM den Wärmepreis zwischen dem zweiten Quartal 2021 und dem zweiten Quartal 2022 mehr als verdoppelt. Der Wärmepreis ergibt sich aus Grund- und Arbeitspreis; letzterer war in diesem Zeitraum sogar um 162 Prozent auf 129,17 Euro gestiegen, was in der Stadtpolitik eine Diskussion über die Bezahlbarkeit und die Berechnungsgrundlage der Fernwärme ausgelöst hatte. Der Arbeitspreis hängt von der Entwicklung der Preise für leichtes Heizöl sowie vom Steinkohle- und Gasindex ab; er wird alle drei Monate angepasst.

Auch für Trinkwasser müssen die Münchner ab Januar mehr zahlen, nachdem der Preis zuletzt drei Jahre konstant geblieben war. Für einen Durchschnittshaushalt erhöhen sich die Kosten moderat um 7,36 Euro pro Jahr oder rund 61 Cent im Monat. Grund dafür sind höhere Ausgaben für Löhne, Wasserschutz und Instandhaltung.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Fassung des Textes stand, der Gasverbrauchen eines Zwei-Personen-Haushalts liege bei 1500 kWh/Jahr - es sind aber 15 000.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusMietmarkt
:Wer kann sich München überhaupt noch leisten?

Die Lage auf dem Mietmarkt in der Stadt ist dramatisch wie nie. Eine Datenauswertung der SZ zeigt, welche Wohnungen für welche Berufstätige überhaupt noch bezahlbar sind.

Von Maryam Ahmed, Vivien Götz, Alexandra Ketterer und Oliver Schnuck

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: