Elisabethmarkt:Eine Insel inmitten von Baustellen

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Der Elisabethmarkt ist von allen Seiten von gleich mehreren Baustellen umgeben. (Foto: Catherina Hess)

Der Elisabethmarkt in Schwabing ist aufgrund mehrerer Bauprojekte von außen derzeit kaum noch sichtbar. Für die Händler bedeutet das schwere Umsatzeinbußen. Manch einer steht vor der Geschäftsaufgabe.

Von Ellen Draxel

Karl Huzcala ist keiner, der schnell meckert. Als vor einigen Jahren die Debatte über den Abriss des alten Elisabethmarktes die Gemüter der Schwabinger erhitzte, war es der Sprecher der Händler, der zu Gleichmut und Sachlichkeit aufrief. Und auch, als es danach auf dem Interimsmarkt Komplikationen wegen des Mülls und der Ausstattung der Buden gab, hielt er sich mit übereilter Kritik zurück.

Doch was sich derzeit rund um den Markt abspielt, lässt Huczala nicht mehr schweigen. "Der Elisabethmarkt", kritisiert der alteingesessene Obst- und Gemüsehändler, "ist momentan eine Insel innerhalb eines Sammelsuriums an Baustellen." Überall Abschrankungen, Halteverbote, Sperren. Der Markt ist so von außen kaum mehr wahrnehmbar, weshalb die Umsätze zurückgehen. Besonders für die Imbisse sei das "dramatisch".

Einen ersten Eindruck davon bekommt, wer von Norden den Elisabethplatz zu erreichen versucht. Der Kurfürstenplatz ist ab Höhe der Bauerstraße gesperrt, in Kürze soll auch die Nordendstraße abgeriegelt werden. Die Münchner Verkehrsgesellschaft erneuert und verbessert bis Dezember auf der gesamten Trasse zwischen Scheidplatz und Kurfürstenplatz ihr Schienennetz. Busse nehmen daher andere Routen als zuvor, überall auf der Straße sieht man herumirrende Schwabinger, die sich nicht mehr zurechtfinden. "Ich sehe noch nicht mal eine Haltestelle", sagt eine Frau und läuft ziellos auf und ab.

Ein ähnliches Spiel lässt sich südlich des Interimsmarktes beobachten. Direkt an der Ecke zum Giselagymnasium, inmitten der Kreuzung Arcis- und Agnesstraße, klafft ein riesiges Loch. Seit Mitte September schon. Die Stadtwerke reparieren dort einen dringend sanierungsbedürftigen Fernwärmeschacht, "mit der Ausführung jetzt sollen spätere Arbeiten auf dem dann fertiggestellten Elisabethmarkt vermieden werden", erklärt SWM-Sprecher Michael Silva. Die Sanierung sei mit den Markthallen abgestimmt worden und soll noch bis Ende Oktober andauern. Das ist insofern problematisch, als viele Kunden an dieser Stelle mal kurz für ihren Einkauf stehenblieben konnten - was jetzt nicht mehr geht.

Fernwärme Baustelle der SMW am Elisabethmarkt. (Foto: Catherina Hess)

Und dann gibt es noch dieses Bauprojekt weiter hinten in der Agnesstraße, bei den Hausnummern 1 bis 5. Dort soll ein Kran für einen Abriss und Neubau im Innenhof errichtet werden, Baufahrzeuge blockieren die Straße, auf der Seite stehen die Müllcontainer des Marktes. "Die Agnesstraße ist unsere Anlieferzone, und die wird nun gesperrt, ohne dass wir oder die Markthallen davon in Kenntnis gesetzt werden? Wie kann das sein?", fragt sich Huczala. Was dort geplant ist, hat er durch Zufall erfahren - von der Betreiberin eines benachbarten Cafés. Das Mobilitätsreferat hingegen betont, diese Fläche grenze lediglich an die Lieferzone des Marktes an. Außerdem sei mit der Bauherrin vereinbart worden, "dass die Zufahrt für die Anlieferung jederzeit möglich sein muss".

Händler spüren die Baustellen-Umgebung am Umsatz

"Klar, diese Baustellen müssen sein", sagt Huczala. "Aber warum alle gleichzeitig?" Um den Interimsstandort herum fehlten schon seit Längerem rund 50 Parkplätze, nun kämen an die 70 weitere dazu. Der Markt, sagt er, habe treue Kunden. Aber irgendwann sei auch deren Toleranzschwelle erreicht.

"Wir merken das am Umsatz", bestätigt Elisabeth Weil, die Wurst- und Fleischwaren verkauft. "Uns fehlt die Kundschaft, die mit dem Auto von weiter her kommt und ihren Wocheneinkauf bei uns macht. Und das sind sehr viele." Dabei sei die Situation ohnehin schwierig, mit den ganzen Unkosten, die explodiert seien. "Ich bin inzwischen ziemlich durch," konstatiert sie. "Ich habe keine Lust mehr."

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Käsehändler Alexander Hieber und seine Frau sind derart ernüchtert, dass sie die Reißleine gezogen haben. "Spätestens beim neuen Markt sind wir nicht mehr dabei", sagt Hieber. Die Hälfte der Kunden sei weggebrochen, "für uns ist das existenzbedrohend".

Dem Mobilitätsreferat ist die Belastung sehr wohl bewusst. Deshalb achte man darauf, dass Baustellenflächen nicht über Gebühr ausgedehnt werden, sagt Sprecherin Christina Warta. "Allerdings besteht für den Bauherrn ein Baurecht." Wer baue, könne einen Antrag auf Sondernutzung stellen, sofern er öffentliche Fläche benötige. Solche Anträge würden "nicht pauschal genehmigt, sondern beispielsweise Flächen reduziert, Haltverbotszonen restriktiv genehmigt und hinterfragt, vor allem in Bezug auf die Bauabläufe". Bei mehr als 16 000 Haltverboten komme es "allerdings leider immer wieder zu Ballungen in bestimmten Stadtgebieten, zu denen auch Schwabing gehört".

Kommunalreferentin Kristina Frank (CSU) will nun den Markt unterstützen. Die Händlerschaft habe es auf dem Interimsmarkt "schon schwer genug, Kunden und Kundinnen fallen nicht vom Himmel, sie müssen den Markt sehen und erreichen können". Frank lässt jetzt prüfen, ob die Kommune den Händlern finanziell unter die Arme greifen kann.

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