Nach Wintereinbruch in München:Warum es so lange dauerte, die Tramschienen von Eis zu befreien

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Um die Trambahnschienen freizubekommen, war die MVG auch auf die Unterstützung durch einen Unimog aus Stuttgart angewiesen. (Foto: Stephan Rumpf)

Mehr als 1000 Mitarbeiter und rund 600 Fahrzeuge waren im Einsatz, trotzdem kam der Winterdienst den Schneemassen nicht hinterher. Eis musste teils per Hand mit Bohrhämmern entfernt werden - und Fahrzeuge aus Stuttgart und dem Museum geordert werden.

Von Andreas Schubert

Es hat fast eine Woche gedauert, bis die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) ihren gesamten Verkehr, inklusive Tram, wieder aufnehmen konnte. Nachdem noch während der heftigen Schneefälle am Freitagabend, 1. Dezember, der Bus- und Tramverkehr komplett eingestellt worden war, der Busverkehr am Sonntag wieder anrollte, die Tram erst von Montagabend an ganz langsam und Linie für Linie wieder in Betrieb ging und auch die U-Bahn betroffen war, hagelte es Kritik an der MVG. Und es wurde die Forderung laut, dass eine Millionenstadt wie München besser auf solche starken Schneefälle vorbereitet sein müsse.

An diesem Freitag haben MVG-Chef Ingo Wortmann und seine Betriebsleiter erläutert, warum die Störungen so massiv waren. Und er kündigte eine kritische Aufarbeitung an. Schon nächste Woche wollen MVG, Mobilitäts- und Baureferat besprechen, was sie beim nächsten Mal besser machen müssen. Fest steht wohl schon jetzt: Es braucht ein besseres Räumkonzept.

Obwohl der städtische Winterdienst mit mehr als 1000 Mitarbeitern und rund 600 Fahrzeugen im Einsatz war, kam er nicht den Schneemassen hinterher. Vereinzelt blieben die Busse im Schnee stecken und konnten erst einen Tag später wieder geborgen werden. Nachdem es aufgehört hatte zu schneien, waren die Haltestellen teils so zugeräumt, dass sie nicht angefahren werden konnten.

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Bei der Tram meldeten die Fahrerinnen und Fahrer um 22.15 Uhr erste umgefallene Bäume und Äste auf der Strecke, wenig später sperrte die Feuerwehr die ersten Strecken. Wegen Schnee auf der Oberleitung und den Isolatoren bestand die Gefahr von Stromüberschlägen, zudem wurden die Leitungen von Bäumen lädiert. So musste an vielen Stellen der Fahrstrom abgestellt werden, an dem aber auch die Weichenheizungen hängen, die folglich nicht mehr funktionierten.

Das größte Problem aber war Eis in den Gleisen. Das Tramnetz ist 173 Kilometer lang, 130 Kilometer davon sind Rillen-Gleise. Und die vereisten so stark, dass die Fahrzeuge beim Befahren entgleist wären. Einem von drei Räum-Unimogs passierte das auch, danach war er nicht mehr einsatzbereit. Bei einem zweiten versagte die Kupplung. Kurzfristig gab dann am Mittwoch auch noch der historische und zum Räumen eingesetzte Fahrdraht-Kontrollwagen wegen eines kaputten Stromabnehmers den Geist auf. Ersatz fand die MVG in ihrem Museum. Und aus Stuttgart rückte ein Unimog zur Unterstützung an. Wortmann kündigte bereits die Beschaffung weiterer Unimogs an - wie viele, sei noch offen.

Das Befahren der Strecken mit normalen Trams, um Vereisungen vorzubeugen, hätte auch mit den alten Hochflur-Trams nicht geklappt, sagt die MVG, vor allem, weil immer wieder Autos und auch Straßen-Räumfahrzeuge Schneematsch in die Rillen pressten. Der war auch bei Tauwetter so hart, dass er per Hand mit Kratzeisen und Bohrhämmern herausgekratzt werden musste. 50 Mitarbeiter pro Schicht waren rund um die Uhr im Einsatz, insgesamt waren rund 500 Mitarbeiter aus allen möglichen Abteilungen der Stadtwerke und MVG zum Räumen und Kratzen unterwegs.

Die U-Bahn konnte teils nicht fahren, weil im oberirdischen Abschnitt nach Garching Bäume auf die Strecke gefallen waren und Mitarbeiter wegen des Wetters nicht pünktlich zur Arbeit kommen konnten. Außerdem mussten auch die im Freien geparkten Züge erst von Schnee und Eis befreit werden, bevor sie wieder fahren konnten.

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