Aus nach fast 150 Jahren:Im Münchner Schlachthof werden keine Schweine mehr getötet

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Halbierte Schweine hängen in einem Schlachthof (Symbolbild). In München soll die Schlachtung eingestellt werden. (Foto: Mohssen Assanimoghaddam/dpa)

Die Betriebsgesellschaft, zu deren Gesellschaftern auch Vinzenz Murr zählt, soll der Stadt das Ende der Schlachtung zum 30. Juni angekündigt haben. Wie es mit dem Gelände an der Thalkirchner Straße weitergeht, ist noch unklar.

Von Sebastian Krass

Ende eines Wirtschaftszweigs mit fast 150-jähriger Geschichte: Die Schweineschlachtung auf dem Münchner Schlachthof stellt offenbar zum 30. Juni dieses Jahres ihren Betrieb ein. Das erfuhr die SZ am Montag aus dem Rathaus und der Verwaltung. Demnach hat die Schweineschlachtung München GmbH als einer von zwei Schlachtbetrieben auf dem Areal zwischen Tumblinger-, Zenetti- und Thalkirchner Straße der Stadt mitgeteilt, zum Ende des Monats den Schlachtbetrieb einzustellen. Das Kommunalreferat, das über die Markthallen München auch das Schlachthofareal verwaltet, erklärte, man könne aus Datenschutzgründen keine Auskunft geben und verwies an das Unternehmen weiter.

Dort war am Montagnachmittag keine offizielle Bestätigung zu bekommen, aber die Information, dass Ende Juni Schluss sei, wurde von einer Mitarbeiterin einer der drei Fleischhandelsfirmen, die hinter dem Schlachtbetrieb stehen, bestätigt. Ein zweiter Bereich für die Zerlegung von Schweinen ist dem Vernehmen nach von der Schließung zunächst nicht betroffen, er könnte wohl vorerst mit von außerhalb angelieferter Ware weiterlaufen.

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Von der Schweineverwertung unabhängig ist der zweite Schlachtbetrieb auf dem Areal. Die dahinterstehende Firma Münchner Schlachthof Betriebs GmbH, die Großvieh, vor allem Rinder, verarbeitet, hat noch einen Pachtvertrag bis 2040. Bei der Stadt geht man davon aus, dass diese Firma ihre Arbeit fortsetzen will.

Dass die Schweineschlachtung dichtmacht, kommt für Insider wenig überraschend. Der Betrieb kämpfte, so ist zu hören, schon seit Jahren mit wirtschaftlichen Problemen. Die Stadt belegte die Firma Schweineschlachtung München GmbH zudem mehrmals mit Zwangsgeldern. Mal ging es um nicht befolgte Auflagen zur Beseitigung von Gerüchen, mal um die Einleitung des Schadstoffs Toluol in die Kanalisation. Gesellschafter der Firma sind zu gleichen Teilen drei große Akteure der Münchner Fleischwirtschaft: Vinzenz Murr, der Fleischgroßhandel Bauer und MRT Leidmann. Alle drei Gesellschafter waren am Montagnachmittag nicht zu erreichen oder ließen Versuche der Kontaktaufnahme unbeantwortet. Auch der Geschäftsführer der Münchner Schweineschlachtung, der von Vinzenz Murr gestellt wurde, war nicht erreichbar. Wo die Schweine künftig geschlachtet werden sollen, ist ebenfalls unklar.

Die Geschichte der Schweineschlachtung in der Isarvorstadt geht zurück bis in die Jahre 1876 bis 1878, damals wurde beiderseits der Zenettistraße der Schlacht- und Viehhof errichtet. Viehhandel gibt es dort schon lange nicht mehr. Auf diesem Areal ist inzwischen das neue Volkstheater entstanden, der Bau von städtischen Wohnungen soll folgen. Auf dem Schlachthofareal sind neben den Betrieben für Tierverarbeitung auch Geschäfte für Lebensmittel und gastronomische Betriebe ansässig.

Wenn die Schweineschlachtung nun endet, stellt sich die Frage, wie es mit dem Schlachthof insgesamt weitergeht. Aus Sicht der größten Stadtratsfraktion ist die Sache klar: "Perspektivisch soll da auf alle Fälle etwas anderes entstehen", sagt Christian Smolka von der Fraktion Grüne/Rosa Liste. Es dürfte auf weitere Projekte mit günstigem städtischen Wohnraum hinauslaufen. Allerdings, das stellt das Planungsreferat klar, sei eine Entwicklung der Fläche erst möglich, wenn der gesamte Schlachtbetrieb dort eingestellt sei. In der Zwischenzeit aber wollen die Grünen, so kündigt Smolka an, für das Areal der Schweineschlachtung eine Zwischennutzung auf den Weg bringen. Man werde demnächst einen Antrag in den Stadtrat einbringen.

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