S-Bahn München:Tunnelblick

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Um Personen- und Güterverkehr trennen zu können, soll die Bahnstrecke Daglfing-Johanneskirchen viergleisig ausgebaut werden. (Foto: Florian Peljak)

Die Bahnstrecke Daglfing-Johanneskirchen soll viergleisig ausgebaut werden. Eine oberirdische Lösung wäre schneller und billiger - warum die Stadt trotzdem unter die Erde will.

Von Andreas Schubert

Vergangenen Sommer hat die Deutsche Bahn der Stadt und dem Eisenbahnbundesamt die Unterlagen zur Vorplanung der Bahnstrecke Daglfing-Johanneskirchen übergeben. Diese soll viergleisig ausgebaut werden, damit sich Personenverkehr und Güterverkehr die Gleise nicht mehr teilen müssen. So wäre dann auch eine schnellere Verbindung zum Flughafen per S-Bahn möglich. Die Stadt hat die Unterlagen prüfen lassen, das Ergebnis soll demnächst im Bezirksausschuss Bogenhausen behandelt werden, später dann auch im Stadtrat.

Die Unterlagen enthalten eine Gegenüberstellung des von der DB favorisierten oberirdischen Ausbaus und eines Tunnels, auf dem die Stadt beharrt. Diese Haltung bekräftigt nun auch das Planungsreferat noch einmal, aus verschiedenen Gründen.

Aus wasserwirtschaftlicher Sicht sei der ebenerdige Ausbau zu bevorzugen, heißt es in der Vorlage. Denn beim Bau eines Tunnels könnte sich das Grundwasser stauen, was nur mit großem Aufwand verhindert werden könne. Allerdings überwiegen laut Planungsreferat die städtebaulichen, verkehrlichen und stadtklimatischen Vorteile eines Tunnels "bei Weitem". Nur so könne eine nachhaltige Stadtentwicklung gewährleistet werden.

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Die oberirdische Bahntrasse wäre nach den derzeitigen Planungen 28 bis 33 Meter breit und würde bis zu sechs Meter hohe Lärmschutzwände erfordern. Diese Wände aber würden ein Zusammenwachsen der bestehenden Stadtviertel mit den geplanten Neubauquartieren verhindern und die Frischluftströme behindern, was dem Stadtklima schaden würde. Auf dem Deckel des Tunnels könnte stattdessen ein acht Hektar großer Park entstehen, der sich positiv aufs Klima auswirken würde.

Einen weiteren Nachteil der oberirdischen Trasse sieht die Verwaltung in den Bahnüberführungen, die gebaut werden müssten - und zwar für den Fuß- und Radweg Nord in Johanneskirchen, die Johanneskirchner Straße, die Stegmühl- und Brodersenstraße, den Radweg Daglfing Nord, die Unterführung am Bahnhof Daglfing, die Daglfinger Straße sowie einen Fuß- und Radweg Daglfing Süd. Außerdem grenze der Zamilapark westlich direkt an die Bahntrasse. Weil der Park teilweise auf Flächen der Bahn liegt, müssten diese überplant werden.

Was die Kosten betrifft, so hatte die DB in der Vergangenheit den Tunnel mit 2,4 Milliarden und die oberirdische Trasse mit 900 Millionen Euro beziffert. In der aktuellen Vorlage werden allerdings niedrigere Summen genannt: knapp 1,8 Milliarden für den Tunnel, 741 Millionen Euro für den ebenerdigen Ausbau. In diesen Kosten ist allerdings noch kein Risikozuschlag berücksichtigt.

Weil der Bund nach derzeitigem Stand nur die oberirdische Trasse bezahlen würde, soll Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), sofern der Stadtrat dies beschließt, mit den Verkehrsministerien von Bund und Freistaat verhandeln, um für den Bau eines Tunnels eine "faire Kostenverteilung" zwischen Bund, Land und Stadt zu erwirken.

Dann bliebe noch die Bauzeit: Für die oberirdische Variante würde die Bahn etwa sechs Jahre brauchen, für den Tunnel stolze 13,5 Jahre.

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