Umstrittener Auftritt:München zeigt Flagge bei Roger-Waters-Konzert

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Roger Waters bei seinem Auftritt in Paris. Das Konzert in München hätte die Stadt am liebsten verboten. (Foto: Anna Kurth/AFP)

Israelische und ukrainische Fahnen sollen Besuchern auf dem Weg zur Olympiahalle zeigen, dass die Stadt keine Bühne für antisemitische Äußerungen und russische Propagandaerzählungen bieten will. Auch eine Kundgebung ist geplant.

Von Joachim Mölter

Wer am Sonntagabend um 20 Uhr zum Konzert des britischen Musikers Roger Waters in die Olympiahalle möchte, der bekommt vorher zu sehen, was die Stadt mit "Flagge zeigen" meint. Auf den Wegen zu den Eingängen müssen die Besucher an Flaggen-Pulks vorbei: An der kleinen Olympiahalle und beim Hans-Jochen-Vogel-Platz werden je zehn Fahnen der Staaten Israel und Ukraine aufgezogen sowie solche mit den Regenbogenfarben der LGBTQ-Community.

Passend dazu hat der Verein "München ist bunt!" von 18.30 Uhr an zu einem Protest aufgerufen, um "den Fahnen auch eine Stimme zu geben", wie es die Vorsitzende und SPD-Stadträtin Micky Wenngatz formuliert. Ziel der von diversen Organisationen unterstützten Demonstration sei, "die Konzertbesucher darauf hinzuweisen, dass es in München eigentlich keine Bühne geben soll für antisemitische Äußerungen".

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Am liebsten hätte die Stadtspitze den Auftritt des früheren Pink-Floyd-Bassisten verhindert wegen dessen Nähe zu der zumindest teilweise antisemitischen Israel-Boykottbewegung BDS und dessen Nacherzählung der russischen Propaganda im Ukraine-Krieg. Diese Melange stieß auch auf den übrigen vier Stationen von Waters' Deutschland-Tour auf Unbehagen, in Hamburg, Köln, Berlin und Frankfurt. Mit dem Versuch, das Konzert zu verbieten, waren sie in Frankfurt freilich vor Gericht gescheitert, weshalb sie es in München gar nicht erst versuchten. Zumal die Stadt schon im Januar 2022 vor dem Bundesverwaltungsgericht verloren hatte, als es darum ging, eine BDS-Veranstaltung in städtischen Räumen zu verhindern.

Also beantragten die Regierungsfraktionen im Stadtrat, dass die städtische Tochter Olympiapark GmbH (OMG) als Vermieterin der Halle am Konzerttag wenigstens "ein deutliches Zeichen" setzt. "Wir wollen, dass auch im Park ersichtlich ist, dass wir auf Seiten von Israel und der Ukraine stehen", erklärte der SPD-Stadtrat Nikolaus Gradl. Das sei mit der Beflaggung und der dazugehörigen Illumination des Olympiaturms der Fall, findet der Grünen-Fraktionschef Dominik Krause: "Der zweite Teil ist aber, dass sich auch die Münchner Zivilgesellschaft positioniert."

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Krause selbst wird sich bei der Demo vor der Halle positionieren, wobei noch nicht feststeht, wo genau die Waters-Gegner sich versammeln dürfen. "Es ist auch noch nicht ganz klar, in welchen Farben der Olympiaturm strahlen wird", sagte OMG-Sprecher Tobias Kohler. Eventuell soll es auch in der Halle einen Hinweis geben auf die Haltung der Stadt. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), der sich vehement gegen das Konzert ausgesprochen hatte, wird allerdings nicht präsent sein, auch Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne) nicht. Sie weilt am Wochenende bei der Landesdelegiertenkonferenz ihrer Partei in Erlangen, wo es um das Regierungsprogramm für die Landtagswahl geht.

Die Stadtratsfraktion von CSU und Freien Wählern beteiligt sich offiziell nicht an der Demonstration, hat aber am Dienstag beim OB beantragt, eine zielgerichtete Verwendung des Gewinns aus dem Konzert zu veranlassen: "Die Einnahmen müssen in voller Höhe dem Kampf gegen Antisemitismus in unserer Stadt zugutekommen."

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