Lange haben sie diskutiert, was sie auf das Schild über dem Eingang schreiben sollen. Den Namen des Restaurants - Hippie Chay - eh klar. Aber beim Zusatz wurde es heikel. "Vegan eatery" - ja oder nein? "Manche Leute schreckt das ab", sagt Neu-Gastronom Duy Nguyen. "Die denken, Veganer essen nur Salat und Tomaten und da gibt's nix Geiles." Nguyen will das Gegenteil beweisen. Seine Freundin Jessica war trotzdem dafür, gleich auf die Besonderheit des Restaurants hinzuweisen. Am Ende setzte sich jedoch Nguyen durch.
Von außen ist das Hippie Chay an der Martin-Luther-Straße 8 in Obergiesing also nicht gleich als veganes Restaurant erkennbar. Doch in München, einer Großstadt, in der die Zahl der veganen Restaurants noch überschaubar ist, kommen die meisten Gäste ohnehin gezielt dorthin. "In Berlin gibt es gefühlt hundert vegane Läden, und die sind alle bumsvoll", sagt Nguyen. "München ist da noch etwas hinterher." Der 26-jährige Autodidakt bereitet alle Gerichte frisch zu. Keine Geschmacksverstärker, keine Konservierungsstoffe, das ist ihm wichtig. Unterstützung in der Küche bekommt er von seiner Mutter und einem Freund der Familie, der gelernter Koch ist.
Der Münchner mit vietnamesischen Wurzeln hat sich auf die Küche der Heimat seiner Eltern spezialisiert. Vegane vietnamesische Küche? Was erst einmal ungewöhnlich klingt, war für Nguyen ganz natürlich, da er selbst seit einigen Jahren komplett auf Fleisch verzichtet, und so aus einem großen Schatz eigener Rezepte schöpfen konnte. Zudem lebe die vietnamesische Küche ohnehin von Kräutern und Gemüse. "Die größte Herausforderung war es, die Fischsauce zu ersetzen", sagt Nguyen und lacht. "Damit kochen die Vietnamesen unheimlich gern."
Seine Freundin Jessica hat viel Liebe in die Einrichtung gesteckt. "Man soll sich wie im Urlaub fühlen, wenn man reinkommt", sagt die 25-Jährige. Helle Wände und Böden, Stühle und Lampen aus Bambus und Rattan sowie jede Menge exotische Pflanzen zieren den Gastraum. Im hinteren Eck des Lokals können es sich die Gäste auf Paletten-Sofas inmitten vieler Kissen gemütlich machen. In dieser einladenden Großstadtdschungel-Atmosphäre gefällt es auch Mowgli, der französischen Bulldogge des jungen Paars, die entweder fröhlich die Gäste begrüßt oder unter einem der Tische döst.
Beliebt sind bei den Gästen schon jetzt die Bao Buns, kleine asiatische Burger, belegt mit Shiitake-Pilzen, Chili-Mayo, eingelegter Gurke und Karotte, Rotkohl, Radieschen und Koriander (6,50 Euro). Hinter Summer Garden verstecken sich lauwarme Reisnudeln mit knackigem Salat, Gemüsestreifen und Mango, frischen Kräutern und Sojasprossen, wahlweise mit mariniertem Bio-Tofu, serviert mit "Mamas Spezialsauce" (14,50 Euro). Dazu schmeckt die hausgemachte Limonade mit Kumquat, Kurkuma, Minze und Ingwerstreifen (4,50 Euro).
Wer des Vietnamesischen mächtig ist, erkennt übrigens auch ohne expliziten Hinweis am Eingang, um welche Art von Restaurant es sich beim Hippie Chay nun handelt. Denn "Chay" ist schlicht das vietnamesische Wort für "vegetarisch/vegan".